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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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später noch oft und gut von dir gesprochen. Laß uns auch diesmal wie Freunde miteinander umgehen.«
    »Besitzt ihr mehr als das, was ihr den Mönchen abgenommen habt?« fragte der Wikinger.
    »Nein«, antwortete Thormod. »Aber du wirst uns nicht knauserig finden, wenn du einen Anteil verlangst.«
    »Dann werde ich nicht umhinkönnen, euch totzuschlagen«, seufzte Thorgeir. »Die stummen Mönche dort«, er deutete zu den in der Dunkelheit verschwimmenden Umrissen des Klosters hinüber, »würden es mir sehr verübeln, wollte ich mit Räubern wie euch gemeinsame Sache machen.«
    »Du könntest den Mönchen erzählen, wir seien mit der Beute entkommen«, schlug Thormod vor.
    »Das könnte ich wohl, nur wäre es nicht klug«, antwortete Thorgeir.»Außer diesem haben sich noch drei weitere Klöster unter meinen Schutz gestellt. Die Mönche bezahlen gut. Auf Dauer gesehen bringt es mehr ein, die Klöster zu beschützen, als sie auszurauben. Überdies ist es gefahrloser, sich mit ein paar Strauchdieben herumzuschlagen als mit einem ganzen Heer. Denn die Mönche haben mächtige Gönner.«
    Thormod holte einen Armreif aus einem seiner Beutel hervor und hielt ihn Thorgeir hin. »Nimm das als Anzahlung«, sagte er.
    »Ich will alles!« entgegnete der Wikinger hart.
    Da ließ Thormod den Armreif zu Boden fallen, bückte sich und warf dem Wikinger emporschnellend eine Handvoll Sand in die Augen. Thorgeir schrie auf, taumelte ins Dunkel zurück, und nun hasteten die Männer, so rasch es ihre Last erlaubte, über den steinigen Strand. Sie hörten, wie Thorgeir Befehle brüllte, hörten Waffengeklirr und knirschende Schritte, aber die Dunkelheit verhalf ihnen zu einem winzigen Vorsprung vor den ungestüm nachsetzenden Wikingern. Sie warfen sich in das kaum kniehohe Seegras, und als ihre Verfolger an ihnen vorübergestürmt waren, rafften sie sich wieder auf und stiegen durch eine Schlucht zum Rand der Felsküste empor. Oben war ein flacher Talkessel; auf seinem Grund lagen große Steine, die ein gutes Versteck boten. Dort verbrachten Thormod und seine Männer schlaflos die Nacht.
     
    Als es hell zu werden begann, breiteten sie ihre Beute auf dem Moos aus. Das Licht des frühen Tages entlockte den Geschmeiden ein mattes Schimmern, im Bernstein glomm es rötlich. Die Männer labten sich am Anblick ihres Reichtums, sie strichen mit den Fingerspitzen über das kalte Metall, als wollten sie sich durch die Berührung vergewissern, daß ihre Augen sie nicht trogen. Einiges war während der Flucht verlorengegangen; von dem, was nun vor ihnen lag, würde Thormod, wie er verlangte, die Hälfte bekommen, aber auch dann noch würde jedem soviel bleiben, daß er als wohlhabend gelten konnte.
    Noch Jahre später erinnerte sich Björn an das Lächeln, das aufden bleichen Gesichtern seiner Gefährten lag. Es war die letzte Freude, die ihnen vergönnt war. Mit dem ersten Sonnenstrahl brach das Unheil über sie herein; markerschütterndes Gebrüll erfüllte den Talkessel, Schwerter blitzten auf, und Axtklingen, Speere durchschnitten pfeifend die Luft. Thormods Männer rafften hastig ihre Schätze zusammen und suchten Hals über Kopf, jeder auf eigene Faust, das Weite. Björn gelang es, den Rand des Talkessels zu erklimmen. Von dort sah er, daß ihm Leif und Thormod folgten, die übrigen lagen leblos inmitten ihrer ringsumher verstreuten, im Sonnenlicht glitzernden Beute. Er hörte, wie Thorgeir seinen Männern befahl, den Flüchtenden nachzusetzen, worauf sich ein Trupp unter Führung eines rotbärtigen Hünen an ihre Verfolgung machte.
    »Wohin jetzt?« fragte Thormod mit gehetztem Blick. Er hielt zwei prallgefüllte Säcke mit den Armen umklammert, von denen der eine aus Egberts Mantel geformt war.
    »Du wirst nicht weit kommen, wenn du dich nicht von einem dieser Säcke trennst«, entgegnete Björn.
    »Lieber sterbe ich als reicher Mann, als daß ich mit leeren Händen heimkehre«, keuchte Thormod, unter der Last seiner Beute wankend. »Nimm mir also einen ab, wenn sich bewahrheiten soll, was Poppo versprach.«
    So kam es, daß nun Björn das Gewicht zweier mit Gold und Silber gefüllter Säcke zu spüren bekam, daß er, über Steine und Sträucher stolpernd, alle Kräfte aufbieten mußte, um Thormod und Leif nicht aus den Augen zu verlieren. Mehrfach, erzählt Björn, habe er mit dem Gedanken gespielt, sich eines der Säcke oder gar beider zu entledigen, zumal er aus mancherlei Geräuschen habe entnehmen können, daß ihm die Verfolger dicht

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