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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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würde. Da bekreuzigte sich Thora, denn wenn einer, der wie ein Bettler aussah, so viel Geld besaß, um ein Schiff kaufen zu können, mußte er ein Zauberer sein.
    Am nächsten Tag brachte Njal ihn mit einem Mann zusammen, der Schweineinsel-Bjarni hieß. Dieser besaß einen Knorr, mit dem er Vieh von den Inseln zu den Märkten des Festlandes hinüberzubringen pflegte. Das Schiff lag in einem kleinen Hafen, unweit der Bucht, in der Björn an Land gegangen war. Es war breit und plump, die Bordwand war bis über die Wasserlinie mit Muscheln und Algen bewachsen, die Decksplanken starrten von Schmutz, und aus dem Laderaum schlug Björn ein übler Geruch entgegen. Aber sein Gespür sagte ihm, daß das Schiff ihn sicher über das Meer tragen würde. Er fragte Schweineinsel-Bjarni nach dem Preis, und da dieser ein gewitzter Händler war, verlangte er gleichmütig das Dreifache dessen, was er zu erhalten hoffte. Statt aber zu feilschen, gab ihm Björn eine goldene Kette. Dies verschlug dem sonst nicht mundfaulen Schweineinsel-Bjarni die Sprache; einerseits war es das erste Mal, daß er mehr bekam, als er gefordert hatte, und zum anderen hatte er noch nie einen Zauberer gesehen. Denn daß Björn mit den Unterirdischen im Bunde stand, daran zweifelte nun auch Schweineinsel-Bjarni nicht mehr. Aus Angst, Björn könne ihn wegen seiner unverschämten Forderung in ein Schwein verwandeln, heuerte Bjarni auf eigene Kosten eine Mannschaft an. Es waren drei Brüder, die man nach ihrer Haarfarbe den Gelben, den Braunen und den Roten nannte.
    Weil der Knorr schwer zu rudern war, mußte Björn auf günstigen Wind warten. Die Zeit verbrachte er damit, seine Schätze in wasserdichte Hautsäcke einzunähen; an diese befestigte er mit Luft gefüllte Schweinsblasen. Die drei Brüder beobachteten ihn bei diesem Tunmit stummer Ehrfurcht, denn da sie nicht wußten, was die Säcke enthielten, glaubten sie, es handle sich um eine ihnen unbekannte Art der Geisterbeschwörung.
    Auch während der zwei Tage und Nächte dauernden Fahrt über das offene Meer hüllten sich die Brüder in Schweigen, und stets vermieden sie es, Björn in die Augen zu sehen. Nach dem Grund befragt, gab der Rote zögernd zur Antwort, daß es Unglück bringe, wenn sich der eigene Blick mit dem eines Zauberers kreuze.
    Als der Wind stärker wurde und rings um das Schiff graue Wellenberge auftürmte, zeigte sich, daß der klobige Knorr es mit einem Langschiff an Seetüchtigkeit aufnehmen konnte. Wie ein altes Schlachtroß durchbrach er die Wogen und stieg immer wieder mit gischtumsprühtem Bug aus den Brechern empor. Das Ruder hatte Björn dem Gelben überlassen, der, als es aufzubrisen begann, neben ihn getreten war und ihm die Pinne wortlos aus der Hand genommen hatte. Er erwies sich als ein ebenso erfahrener Seemann wie seine Brüder, die das rauhe Wetter nicht im geringsten aus der Ruhe zu bringen schien.
    Am Morgen des dritten Tages kam die Küste von Norwegen in Sicht, und ihrem Verlauf zunächst nach Süden, später nach Osten folgend, gelangten sie nach Skiringssal.
    Die Brüder wollten ihren Augen nicht trauen; nie zuvor hatten sie eine Stadt gesehen, und ihr Erstaunen war so groß, daß sie aufgeregt miteinander zu schwatzen begannen. Der Gelbe wagte es sogar, das Wort an Björn zu richten. Ob all diese Häuser bewohnt seien, fragte er, und als Björn dies bejahte: wovon sich die vielen Menschen ernährten, da doch weit und breit weder Ackerland noch Wiesen zu sehen seien? Björn erzählte ihm, daß diese Stadt klein sei im Vergleich zu jener, aus der er stamme, die Bewohner aber hier wie dort vor allem vom Handel lebten.
    Er ließ das Schiff außerhalb des Hafens vor Anker gehen, nahm einen Beutel mit Silbermünzen aus einem der Hautsäcke und watete an Land. Als er zurückkehrte, dauerte es eine Weile, bis die Brüder ihn erkannt hatten. Denn anstelle der Lumpen, in denener fortgegangen war, trug er eine rote Pluderhose, ein gelbes Wams und einen gestreiften, mit einer Goldborte gesäumten Mantel.
    »Bei Thor, er ist ein Zauberer!« entfuhr es dem Braunen, obgleich er, wie seine Brüder auch, zwei- oder dreimal getauft worden war.
    Die prächtige Kleidung hatte Björn bei einem Trödler erstanden; sie stammte aus dem Nachlaß eines schwedischen Kleinkönigs, der nach drei aufeinanderfolgenden Mißernten von seinen Untertanen aus dem Land gejagt worden und in Skiringssal bei einer Schlägerei umgekommen war. Das Wams wies in der linken Brustseite einen mit groben

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