Die Männer von Bravo Two Zero
Husten und leises Tuscheln, und sie schienen auf beiden Seiten des Raumes verteilt zu sein.
Ich hörte Gaslampen. Ich wußte nicht, ob es ein
fensterloser Raum war oder ob die Vorhänge zugezogen waren, doch abgesehen vom Schein der Lampen war es dunkel.
Ich spannte die Muskeln an und wartete. – Etwa eine Minute lang herrschte Stille. Ich war beunruhigt. Jetzt wurde es ernst. Diese Leute hier waren nicht dumm.
Eine Stimme sprach mich quer durch den Raum an.
Sie klang wie die Stimme eines lieben Opas, irgendwie alt und rauh, mit einem sehr angenehmen Tonfall.
»Wie geht’s dir, Andy?«
»Einigermaßen.«
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»Du siehst ziemlich mitgenommen aus.« Sein Englisch war fließend, aber mit einem starken Akzent. »Wenn wir die Sache hier erledigt haben und zu einer Einigung gekommen sind, können wir dich vielleicht von einem Arzt behandeln lassen.«
»Das wäre sehr schön. Vielen Dank. Und meinen
Freund auch?«
Wir waren jetzt in einer neuen Umgebung und hatten es mit neuen Leuten zu tun. Wenn das hier glimpflich verlief, bekam ich vielleicht etwas zu essen, vielleicht würde ich ärztlich versorgt, vielleicht schaffte ich es, daß Dinger ärztlich versorgt wurde. Vielleicht konnte ich sogar irgend etwas in Erfahrung bringen. Vielleicht nahmen sie mir die Augenbinde oder die Handschellen ab
– vielleicht, vielleicht, vielleicht. Schon zehn Minuten wären besser als gar nichts. Wenn sie dir irgend etwas versprechen, mußt du versuchen, es zu bekommen.
Nimm, was du kriegen kannst, solange du kannst. Okay, versuchen wir’s.
»Andy, wir wollen bloß wissen, was du in unserem
Land gemacht hast.«
Ich erzählte meine Geschichte noch einmal und
versuchte, dabei verängstigt und demütig zu wirken.
»Ich war in einem Hubschrauber als Angehöriger eines Such- und Rettungsteams. Ich bin Sanitäter: Ich war nicht da, um Menschen zu töten. Der Hubschrauber mußte
runter, weil es irgendeinen Notfall gab, wir sollten alle schnell vom Hubschrauber weglaufen, und dann ist er einfach wieder abgeflogen. Ich weiß nicht, wie viele Leute ausgestiegen sind oder noch irgendwo herumirren.
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Verstehen Sie doch, es herrschte absolutes Chaos. Es war Nacht, niemand wußte, wo der Offizier war. Vielleicht ist er zu dem Hubschrauber zurückgelaufen und hat uns im Stich gelassen. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war und wo ich hinlief. Ich bin einfach herumgeirrt, ich hatte Angst und war durcheinander. Und das ist alles.«
Es trat eine lange Pause ein.
»Du weißt ja, Andy, daß du Kriegsgefangener bist und daß Kriegsgefangene bestimmte Dinge tun müssen.«
»Das weiß ich, und ich helfe Ihnen, so gut ich kann.«
»Wir wollen, daß du ein paar Sachen unterschreibst.
Wir brauchen ein paar Unterschriften von dir, damit wir sie zum Roten Kreuz schicken können. Außerdem wollen wir deine Familie auf diesem Weg wissen lassen, daß du hier bist.«
»Es tut mir leid, aber nach der Genfer Konvention darf ich nichts unterschreiben. Ich verstehe wirklich nicht, warum ich irgend etwas unterschreiben soll, denn uns hat man gesagt, daß wir so etwas nicht zu tun brauchen.«
»Andy.«
»Die Stimme« wurde noch großväterlicher. »Bist du
nicht auch der Meinung, daß wir uns gegenseitig helfen müssen, damit alles glattläuft?«
»Ja, natürlich. Aber ich weiß nichts. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.«
»Es ist wirklich wichtig, daß wir einander helfen, sonst wird die Sache schmerzhaft. Ich denke, du verstehst, was ich damit meine, Andy?«
»Ich verstehe, was Sie sagen, aber ich verstehe
wirklich nicht, was Sie wollen. Ich habe Ihnen alles 394
gesagt, was ich weiß.«
Ich schwieg und gab mich verwirrt.
»Du siehst wirklich ziemlich schlecht aus, Andy.
Brauchst du ärztliche Hilfe?«
»Ja, bitte.«
»Tja, Andy, alles hat seinen Preis. Was wir dafür
möchten, ist ein wenig Unterstützung. Eine Hand wäscht die andere! So sagt man doch bei euch, nicht?«
Er mußte sich beifallheischend umgeblickt haben,
denn die anderen röhrten laut – ein wenig zu laut. Es klang, wie wenn ein Vorstandsvorsitzender einen blöden Witz macht und alle lachen, weil sie müssen. Die Hälfte der Leute im Raum wußte vermutlich nicht einmal, was er gesagt hatte.
»Ich will ja helfen«, sagte ich. »Ich versuche zu helfen, so gut ich kann. Wäre es wohl möglich, daß wir etwas Wasser oder was zu essen bekommen? Mein Freund und ich haben schon lange nichts mehr gegessen oder zu trinken gehabt. Ich bin sehr durstig und fühle
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