Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
anderer Dienstgrade haben keine Ahnung und sind nur Rädchen im Getriebe. Sie hatten meinen Willen nicht gebrochen und würden es nie schaffen; ich mußte ihnen jetzt wieder deutlich machen, daß ich bloß ein armer Irrer war, für den sich der ganze Wirbel nicht lohnte.
    Ich fragte, ob man mir nicht die Handschellen und die Augenbinde abnehmen könnte. »Ich kann nicht klar
    denken«, sagte ich. »Meine Hände sind taub, und die Augen tun mir weh. Ich habe Kopfschmerzen.«
    »Es ist zu deiner eigenen Sicherheit«, erwiderte »die Stimme«.
    »Natürlich, ich verstehe, Sir. Tut mir leid, daß ich gefragt habe.«
    Es war zu ihrer Sicherheit, nicht meiner. Sie wollten verhindern, daß ich sie später identifizieren konnte.
    »Ich will ja helfen«, fuhr ich fort, »aber ich bin bloß Sergeant. Ich weiß nichts, ich mach’ nichts, und ich will 398
    auch gar nichts machen. Wenn ich mehr wüßte, würde ich es Ihnen erzählen. Ich will nicht hier sein. Die Regierung hat mich hergeschickt. Ich bin bloß in einem Hubschrauber mitgeflogen, ich wußte nicht einmal, daß wir im Irak gelandet sind.«
    »Ich verstehe das alles, Andy. Aber du mußt begreifen, daß wir ein paar Dinge zu klären haben. Und, wie gesagt, wenn wir dir helfen sollen, mußt du uns helfen. Verstehst du das?«
    »Ja, ich verstehe, aber es tut mir leid, mehr weiß ich nicht.«
    Das Spielchen ging etwa eine Stunde so weiter. Er
    spielte es mit großer Freundlichkeit, und ich wurde in keinster Weise mißhandelt. Aber sie wußten, daß ich das Blaue vom Himmel runter log, das war praktisch
    greifbar. Die einzigen Probleme, die auftauchten, hatte ich mir selbst zuzuschreiben, wenn es mir nicht gelang, ihm zwei Schritte voraus zu sein, und wenn ich mich in Widersprüche verwickelte.
    Das passierte mir einige Male.
    »Andy, lügst du uns an?«
    »Ich bin ganz durcheinander. Sie lassen mir keine Zeit zum Nachdenken. Ich habe Angst, daß ich nicht lebend nach Hause komme. Ich will mit diesem Krieg nichts zu tun haben, ich habe einfach viel, viel Angst.«
    »Ich werde dir Zeit zum Nachdenken geben, Andy,
    aber du mußt gut nachdenken. Wir können dir nämlich nicht helfen, wenn du uns nicht hilfst.«
    Dann begann er, über meine Familie und meine
    Ausbildung zu sprechen. »Hast du einen
    399
    Hochschulabschluß?«
    Hochschulabschluß? Ich hatte nicht einmal mittlere Reife.
    »Nein, ich habe keine richtige Berufsausbildung.
    Deshalb bin ich Soldat. In England unter Mrs. Thatcher kann man nichts machen, wenn man keine gute
    Ausbildung hat. Ich komme aus der Arbeiterschicht. Ich mußte zur Armee gehen, weil ich sonst nichts machen kann. England ist sehr teuer, es gibt viele Steuern. Wenn ich nicht Soldat wäre, würde ich verhungern.«
    »Hast du Geschwister?«
    »Nein, ich habe keine Geschwister. Ich bin
    Einzelkind.«
    »Wir müssen die Adresse deiner Eltern wissen, damit wir sie benachrichtigen können, daß du noch lebst. Sie machen sich bestimmt schon große Sorgen um dich,
    Andy. Du mußt ihnen eine Nachricht schicken, dann
    fühlst du dich sicher besser. Wir können das für dich erledigen. Wir sind bereit, dir zu helfen, vorausgesetzt du hilfst uns. Gib mir doch einfach die Adresse deiner Eltern, und wir schicken ihnen einen Brief.«
    Ich erklärte, daß mein Vater an einer Herzkrankheit gestorben sei und daß meine Mutter England verlassen habe und jetzt irgendwo in den USA lebe. Ich hätte sie seit Jahren nicht gesehen. Ich hätte keinerlei Angehörige.
    »Du hast doch bestimmt Freunde in England, die
    wissen möchten, wo du bist.«
    »Ich bin ein Einzelgänger. Irgendwie bin ich dann in der Armee gelandet. Ich habe niemanden.«
    Ich wußte, daß er mir nicht glaubte, aber es war besser, 400
    als ihm rundheraus eine abschlägige Antwort zu erteilen.
    Es lief zwar auf dasselbe hinaus, aber so wurde ich zumindest nicht geschlagen.
    »Andy, wieso sind die Armeen des Westens hier, was glaubst du?«
    »Ich bin nicht ganz sicher. Bush sagt, er will das Öl von Kuwait, und Großbritannien zieht einfach mit. Im Grunde sind wir die Diener von Bush, und ich bin der Diener von John Major, dem neuen Premierminister. Ich verstehe eigentlich nicht, worum es in diesem Krieg geht.
    Ich weiß nur, daß ich hierhergeschickt wurde, um meine Arbeit als Sanitäter zu machen. Ich interessiere mich nicht für Krieg, ich möchte nichts mit Krieg zu tun haben. Man hat mich einfach mit hineingezogen, um für andere die Drecksarbeit zu machen. Ich weiß, daß
    Thatcher und Major

Weitere Kostenlose Bücher