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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Hürden zu überwinden: Er muß dich zunächst physisch kaputtmachen und dann psychisch, was
    schwieriger ist. Sie kennen deine Psyche nicht, deine Schwächen, deine Stärken. Manche brechen gleich am ersten Tag zusammen, andere geben sich nie geschlagen
    – und irgendwo dazwischen liegen wir übrigen. Der
    Verhörende weiß nie mit Sicherheit, ob er sein Ziel erreicht hat. Die Anzeichen dafür sind schwer zu deuten; er weiß, daß deine körperliche Verfassung kein
    zweifelsfreies Indiz ist, da du deine Verletzung
    übertreibst. Aber man hat ihm beigebracht, daß die Augen nicht lügen. Du mußt also dafür sorgen, daß er 389
    nicht durch dieses Fenster gucken kann; du mußt deine geistige Wachheit verbergen. Wer dir in die Augen
    blickt, muß in gähnende Leere blicken, nicht in ein offenes Buch.
    Ich zwang mich zu produktiveren Gedanken. Ich ging meine Story noch einmal durch und versuchte, mich zu erinnern, was ich gesagt hatte, wobei ich hoffte, daß Dinger in etwa das gleiche erzählt hatte. Wir mußten so lange durchhalten, wie wir konnten, damit unsere Leute im FOB Zeit hatten, eine Lageeinschätzung
    vorzunehmen. Unsere Führung würde sich fragen: Was wissen die Männer von Bravo Zwo Zero? Sie würden zu dem Schluß kommen, daß wir unseren Einsatz kannten, aber nichts über den gegenwärtigen oder geplanten
    Auftrag von anderen wußten, so daß keinerlei Aktionen gefährdet waren. Sämtliche Operationen, die dadurch beeinträchtigt werden könnten, daß wir von ihnen
    Kenntnis hatten, waren bestimmt schon geändert oder gestrichen worden. Wir mußten bei unserer Story
    bleiben. Es gab kein Zurück mehr.

    Eine Stunde oder vielleicht auch nur zehn Minuten später befand ich mich noch immer in meiner verkrampften
    Sitzhaltung in der Ecke. Schritte gingen auf und ab, hin und wieder schaute jemand herein, es wurde geflüstert.
    Für meinen Körper war eine Gefechtspause
    eingetreten. Während ich mißhandelt wurde, hatte ich keinerlei Bedürfnisse empfunden. Jetzt jedoch, wo man mir keine Schmerzen mehr zufügte, schrie mein Körper geradezu vor Hunger und Durst. Das Essen war nicht das 390
    dringendste Bedürfnis. Mein Magen hatte so viele Tritte abbekommen, daß er wahrscheinlich ohnehin keine
    Nahrung hätte aufnehmen können. Ich brauchte vor allen Dingen Wasser. Ich war so durstig, daß mir die Zunge am Gaumen klebte.
    Ich hörte, wie sie sich am Vorhängeschloß zu schaffen machten und den Riegel zurückschoben. Sie schlugen und traten gegen die Tür, um sie aufzubekommen, und die Metallplatte vibrierte und bebte. Es ging wieder los.
    Der Durst verschwand. Ich hatte nur noch Angst.
    Sie kamen wortlos herein, packten mich und zogen
    mich hoch. Ich konnte sie nicht sehen, aber ich konnte sie riechen. Ich versuchte den Eindruck zu erwecken, als wollte ich ihnen behilflich sein, trotz meiner
    Verletzungen, die ich dramatisierte. Doch ich mußte feststellen, daß ich mir selbst mehr vormachte als ihnen.
    Ich war längst über das Stadium hinaus, jemandem
    irgend etwas vorspielen zu müssen. Ich konnte nicht stehen. Meine Beine verweigerten den Dienst.
    Sie schleppten mich aus der Zelle und nach rechts den Gang hinunter. Unter der Augenbinde hindurch konnte ich ein bißchen was sehen: Pflastersteine und eine Blutspur. Ich sah eine Stufe näher kommen, mußte
    jedoch dagegen stoßen, damit sie nicht merkten, daß ich sehen konnte. Ich wollte nicht noch mehr einstecken müssen, als mir ohnehin bevorstand.
    In der Sonne war es warm. Ich spürte sie auf meinem Gesicht. Es ging einen Weg entlang, dicht an einer kleinen Hecke vorbei, wieder eine Stufe hoch, dann erneut ins Dunkle. Ein langer, finsterer Korridor, kühl, 391
    muffig und klamm. Ich hörte typische Bürogeräusche und Schritte auf Linoleum oder Fliesen. Wir bogen nach rechts und kamen in einen Raum. Es war kalt und feucht, doch als sie mich hineinschleppten, kamen wir an
    einzelnen Wärmequellen vorbei. Der Raum war nicht
    dazu angetan, Erinnerungen an das schöne, behagliche Wohnzimmer meiner Tante Nelly auszulösen, denn er
    war alles andere als wohlig warm.
    Sie stießen mich auf einen harten Stuhl. Es roch wie üblich nach Paraffin und Zigaretten, und diesmal noch nach beißendem Schweißgeruch. Ob er von den Leuten in dem Raum kam oder von einem Gefangenen, der vor mir hiergewesen war, konnte ich nicht sagen. Ich wollte mich vorbeugen, doch Hände packten mich und rissen mich zurück.
    Es waren viele Leute im Raum, ich hörte
    Füßeschlurfen,

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