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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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doch am bequemsten fand ich es schließlich auf der Seite liegend, mit der Wange auf dem Beton. Der einzige Nachteil war der Druck auf meinem
    Hüftknochen; ich mußte mich alle paar Minuten
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    bewegen, damit der Druck nachließ, und so konnte ich letztlich doch nicht schlafen.
    Der Schein von Gaslampen fiel unter der Tür hindurch, und ich hörte Schritte und das Klirren von Schlüsseln.
    Der Riegel schlug dumpf. Sie traten gegen die Tür. Ich hatte noch größere Angst als bei Tag. Ich konnte hören, daß gleichzeitig Dingers Tür geöffnet wurde. Es war alles so beängstigend: Sie hatten die Macht und die Lampe, und ich hockte bloß wie ein Vollidiot in der Ecke.
    Die Tür wurde aufgetreten. Ich setzte mich auf, zog die Knie an und senkte den Kopf, bereit für die
    unvermeidlichen Tritte. Sie hoben mich hoch und führten mich hinaus auf den Gang. Meine Füße taten höllisch weh, und ich mußte mich fallenlassen, um sie nicht mit meinem Gewicht zu belasten. Sie schleppten mich ein paar Meter und blieben dann stehen. Sie brachten mich in eine andere Zelle. Ich wurde nicht daraus schlau, was das sollte. War es eine Art Folterzelle? Eine Toilette? Ein anderer Verhörraum?
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    Sie stießen mich auf den Boden. Die Handschellen
    wurden abgenommen, doch am linken Handgelenk
    wieder angelegt. Meine rechte Hand war frei. Das andere Handgelenk wurde an irgend etwas gefesselt.
    Einer von ihnen sagte: »Du bleibst jetzt hier.«
    Sie verließen die Zelle, verriegelten die Tür, und ihre Schritte verhallten den Gang hinunter.
    Ich tastete mit der freien Hand, um festzustellen, woran ich befestigt war, und berührte den Arm von
    jemand anderem.
    »Dinger?«
    »Wichser!«
    Ich konnte es nicht fassen.

    Wir waren scheißfroh, wieder zusammenzusein. Ein paar Augenblicke lang saßen wir einfach nur sprachlos da und umarmten uns. Es war einfach phantastisch. Dann hörten wir Schritte im Gang. Die Wachen traten gegen die Tür, um hereinzukommen. Ich sah Dinger an. Er blickte
    genauso enttäuscht, wie ich mich fühlte. Ich sah auf, als sie hereinkamen, und wollte schon sagen: Toller Witz, Jungs. Aber sie brachten nur eine Decke für uns beide.
    Hatte Saddam Geburtstag, oder was?
    »Wie geht’s deinen Händen?« flüsterte ich Dinger ins Ohr, weil ich nicht wußte, ob die Zelle abgehört wurde.
    »Beschissen«, sagte er.
    Das freute mich. Ich wäre sauer gewesen, wenn es
    meinen schlechter gegangen wäre als seinen.
    »Ich habe noch immer meine Karte und meinen
    Kompaß«, sagte ich.
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    »Ja, ich auch. Nicht zu fassen.«
    »Gold?«
    »Haben Zivilisten mir abgenommen. Und deins?«
    »Haben die Offiziere eingesackt.«
    »Wichser, alle wie sie da sind.«
    Die nächste halbe Stunde benahmen wir uns wie zwei Kinder, die ihre Schrammen vergleichen. Wir zogen über die Wachen her und ließen richtig Dampf ab. Dann
    arrangierten wir die Decke so, daß sie unter unserem Hintern den Rücken hoch bis über die Schultern lag. Als wir hin und her rutschten, um möglichst bequem zu
    sitzen, zogen sich die Handschellen immer straffer zusammen.
    So saß ich neben Dinger in der Dunkelheit und erfuhr, was ihm, Legs und Bob nach unserer Trennung passiert war.

    Als sie an der Hecke entlang liefen, hörte Dinger ein Geräusch und blieb stehen. Legs und Bob waren hinter ihm. Sie konnten keine Warnung nach vorn rufen. Der Stoßtrupp war gesprengt.
    Das Geräusch verklang. Sie warteten zehn Minuten, aber niemand kehrte zurück. Sie gingen weiter. Sie hatten gerade mal 200 Meter zurückgelegt, als sie aus zirka 15
    Metern Entfernung angegriffen wurden. Zwei Schüsse verfehlten sie um Haaresbreite. Dann wurde aus vielen Stellungen geschossen. Es kam zu einem Schußwechsel, bei dem Bob von den beiden anderen getrennt wurde.
    Dinger und Legs feuerten und zogen sich wieder zum Fluß zurück. Sie hörten etwa 150 Meter entfernt wildes 407
    Schießen und Geschrei. Die Iraker hatten sich verteilt und kamen auf sie zu.
    Dinger und Legs hatten zusammen einen Gurt von 30
    Schuß für die Minimi und ein Magazin. Es war
    aussichtslos, sich den Weg freizuschießen. Sie hatten keine andere Wahl, als den Fluß zu überqueren. Sie kamen ans Ufer und entdeckten ein kleines Boot. Sie versuchten, es loszuketten. Ohne Erfolg. Sie wollten das Vorhängeschloß nicht aufschießen, also gab es nur noch einen Fluchtweg.
    Der Fluß sah aus, als wäre er nur 100 Meter breit, und die Strömung schien langsam zu sein. Das Wasser war so kalt, daß es Dinger schier den Atem nahm.

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