Die Männer von Bravo Two Zero
Ionosphäre
reflektiert, und wir warteten dann auf eine Art
Bestätigung.
Große Scheiße!
Legs versuchte es immer und immer wieder, aber
nichts tat sich. Das war sehr ärgerlich, aber keine Katastrophe, denn wir hatten für diesen Fall etwas ausgemacht. In der folgenden Nacht würden wir einfach zurück zum Landeplatz gehen, wo wir um 4 Uhr mit
einem Hubschrauber verabredet waren, um die Geräte auszutauschen.
Den Rest des Tages probierten wir verschiedene
Antennen aus – von schrägen Drähten bis zu Halbwellen-Dipolen. Wir waren alle als Funker ausgebildet und versuchten es einer nach dem anderen, aber ohne Erfolg.
Jeder schob zwei Stunden Wache, aber eine halbe
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Stunde vor Einbruch der Dunkelheit waren wir alle auf den Beinen. Im letzten und im allerersten Tageslicht herrschten immer Idealbedingungen für einen Angriff, daher ist es Dienstvorschrift, daß alle zu diesem
Zeitpunkt wach sind und alles zum Abmarsch fertig
gepackt ist. Wir rückten in Schußposition und bereiteten die 66er vor, indem wir die obere Hülle entfernten und das Rohr so öffneten, daß es abschußbereit war. Nach Einbruch der Dunkelheit packten wir alles wieder weg und bereiteten uns auf einen Erkundungsgang vor.
Ich zog um 21 Uhr mit meinem Trupp los.
Rückkehrzeit war 5 Uhr. Wenn wir dann nicht zurück waren, hatte es mit Sicherheit einen Zwischenfall
gegeben – entweder verlaufen, verletzt oder
Feindkontakt. Letzteres würde Vince sicher hören. Wenn sie nichts hörten, sollten sie bis um 21 Uhr am nächsten Tag an diesem LUP warten. Wenn wir dann immer noch nicht zurück waren, sollten sie zum Hubschrauber-RV
ziehen. Falls es Kontakt gegeben hatte, sollten sie noch am selben Abend zum Hubschrauber-RV gehen. Wir
würden uns so gut es ging durchschlagen, um am
folgenden Morgen um 4 Uhr zum Abholen dort zu sein.
Stan, Dinger, Mark und ich kletterten in tiefster
Dunkelheit über den Vorsprung in das Wadi. Unser
Auftrag lautete, die Lage der MSR zu bestätigen und das Kabel zu orten. Es hat wenig Sinn, kurz vor dem
vermeintlichen Ziel zu hocken, wenn man sich nicht völlig sicher darüber ist. In nur einem Kilometer
Entfernung konnte immerhin die richtige
Versorgungsstrecke verlaufen. Doch das mußten wir an 133
Ort und Stelle überprüfen. Wir würden entgegen dem Uhrzeigersinn losziehen und uns je nach
Bodenverhältnissen in Richtung Norden bewegen, um
nachzusehen, ob es etwas gab, was vielleicht der MSR
ähnlich war.
Zuerst mußten wir ein Erkennungszeichen ausmachen, das uns zum LUP zurückführte, falls wir uns verliefen.
Wir würden geradewegs nach Norden gehen bis zur
anderen Seite der Straße. Dort würden wir versuchen, einen Felsen oder ein anderes Erkennungszeichen zu finden. Wenn wir uns verirrten, wüßten wir, daß wir nur entlang der Erhebung zu gehen brauchten, um das
verabredete Zeichen zu finden. Von dort aus ging es dann genau nach Süden bis zu der Wasserscheide.
Das Kartenlesen würde schwierig sein, denn es gab
keine ausgeprägten Erkennungsmerkmale. In den meisten Landstrichen hat man Erhebungen, Straßen und andere Landmarkierungen, die man als Bezugspunkte nehmen
kann. Dann ist es sehr einfach. Auch im Dschungel ist es leicht, weil es jede Menge Flüsse und Höhenlinien gibt.
Aber hier, mitten in der Wüste, gab es absolut nichts.
Daher ging es nur mit Peilung und Schrittezählen,
unterstützt vom Magellan.
Wir fanden ein passendes Erkennungszeichen, einen
großen Felsbrocken, und zogen gegen die Uhr nach
Westen los. Innerhalb weniger Minuten entdeckten wir die erste Ansiedlung in dieser Nacht und hörten auch sofort einen Hund. Die Einheimischen haben mit der Nacht nichts im Sinn. Sobald die Sonne untergeht,
kriechen sie in die Federn. Wenn daher ein Hund bellt, 134
wissen sie genau, daß etwas im Anzug ist. Innerhalb weniger Sekunden gesellten sich weitere Hunde dazu.
Ich hörte das leise Knurren als erster. Es erinnerte mich an die Streifen in Nordirland. Dann bleibt man stehen und schätzt erstmal die Lage ein. In neun von zehn Fällen hat es mit dem Territorium des Hundes zu tun, und wenn man zurückweicht, sich hinsetzt und wartet, bis er sich wieder beruhigt hat, klappt das. Unser Problem hier war, daß wir diese Siedlung genau erkunden mußten. Die Hunde konnten ja schließlich eine Scud-Abschußanlage bewachen.
Beim Niedersetzen zogen wir unsere Kampfmesser.
Die gelangten zum Einsatz, falls die Hunde näherkämen und weiterbellten oder uns angriffen. Wir
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