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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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blickte an der Plantage vorbei, und es schien, als starrte ich in einen unendlichen Raum. Wieder sah ich ein
    Leuchtspurgeschoß hochgehen. Die Flugzeuge selbst
    konnte ich nicht sehen, aber es war ein wunderbares, tröstliches Gefühl. Es war, als machten die Jungs das nur für uns.
    »Verdammt, legen wir doch einfach los«, sagte Mark leise.
    Ich stand auf, doch plötzlich brach im Westen die
    Hölle los. Gleißendes Licht übergoß den Himmel.
    »Verfluchter Mist, was war das denn?« flüsterte Mark.
    »Hubschrauber!«
    Ich hatte keine Ahnung, woher er kam. Ich wußte bloß, 123
    daß wir erst zehn Minuten hier waren und bereits kurz vor einer größeren Katastrophe standen. Unmöglich, daß der Hubschrauber einer von unseren war. Er hätte nie die Scheinwerfer angestellt gehabt. Doch egal, zu wem er gehörte, es sah aus, als käme er direkt auf uns zu.
    Mein Gott, wie hatten die Irakis uns so schnell
    ausmachen können? Hatten sie den Chinook schon
    beobachtet, seit wir in ihren Luftraum eingedrungen waren?
    Das Licht schien weiter auf uns zuzukommen. Dann
    sah ich, daß es statt dessen hochstieg. Das helle Licht war kein Suchscheinwerfer, sondern ein Feuerball.
    »Scuds«, flüsterte ich.
    Ich hörte das erleichterte Aufatmen.
    Es war die erste Scud, der wir begegneten, und jetzt wußten wir, wie sie aussah. Es war genau wie eine
    Apollo-Mondrakete: Der große Ball der Auspuffflamme in etwa 10 Kilometern Entfernung, die hoch in die Luft lodert, bis sie im Dunkel verschwindet. »Scud-Gasse«
    und »Scud-Dreieck« waren die Begriffe, die in den
    Zeitungen gestanden hatten. Und jetzt saßen wir
    mittendrin.
    Als sich alles wieder beruhigt hatte, stieg ich auf die Anhöhe und flüsterte Vince ins Ohr, er könne die anderen herbeirufen. Das bedeutete aber kein Gerenne und keine Hast. Körperkonturen, Aufglänzen, Schatten, Silhouetten, Bewegung und Geräusche sind die Dinge, die einen
    verraten. Eine langsame Bewegung verursacht kein
    Geräusch und fällt nicht so leicht ins Auge. Daher bewegen wir uns auf Streife immer sehr langsam. Wenn 124
    man rennt und hinfällt und sich verletzt, reißt man alle anderen mit rein.
    Ich sagte ihnen genau, wo wir uns befanden, und
    bestätigte, wohin wir gingen. Ich bestätigte zudem den RV vor uns. Falls es zwischen unserem jetzigen Standort und unserem geplanten Lagerplatz einen Zwischenfall gäbe und wir getrennt würden, wüßte jeder in den
    folgenden 24 Stunden, wo der nächste Treffpunkt sein würde. Sie würden sich nach Norden bewegen,
    schließlich auf eine halb in der Erde vergrabene Ölleitung stoßen und dieser folgen, bis sie auf eine höhere Kuppe kämen. Dort würden wir uns treffen. Ich mußte so vage bleiben, denn jede exaktere Information würde für den Kumpel, der mit einer Karte und einem Kompaß mitten in der Wüste steckte, keinen Sinn haben. Auf der Karte waren nur Felsen zu sehen. Anschließend, ebenfalls für 24 Stunden, würde der RV wieder am Landeplatz sein.
    Nun mußten wir zu unserem geplanten Lager
    aufbrechen. Das hatten wir in einer Art Pendelverkehr vor, wie geprobt, wobei vier Kumpel die Sachen trugen und die anderen vier Feuerschutz gaben. Dann würde abgewechselt. Da wir auf Streife waren, mußte alles taktisch abgewogen werden. Wir würden alle paar
    Kilometer für eine kurze Ruhepause stehenbleiben und das Areal vor uns checken. Der neue Vier-Mann-Deckungstrupp würde losziehen, während wir die
    Ausrüstung untersuchten, um sicherzugehen, daß wir nichts verloren hatten, alle Taschen gut verschlossen waren und keiner der Säcke gerissen war.
    Der Wasserkanister war am schlimmsten. Es war, als 125
    müßte man den schwersten Koffer der Welt mit einer Hand tragen. Ich versuchte, meinen oben auf dem
    Rucksack zu balancieren, bis mein Rücken nicht mehr mitspielte. Aber schließlich hatte niemand behauptet, es würde eine leichte Sache werden.
    Wir mußten uns so rasch und so vorsichtig wie
    möglich bewegen und lange vor dem ersten Tageslicht bei der Schotterstraße ankommen, um genug Zeit zu
    haben, die Ausrüstung zu verstauen und uns zu tarnen. In meinem Marschbefehl hatte ich dafür den Zeitpunkt 4
    Uhr morgens angegeben. Auch wenn wir den geplanten Lagerpunkt bis dahin nicht erreicht hatten, würden wir dann beginnen müssen, ein Zwischenlager einzurichten.
    Das bedeutete, wir hatten genau anderthalb Stunden Dunkelheit für unseren Trip.
    Ich machte mir Sorgen wegen der
    Bodenbeschaffenheit. Wenn das so weiterging, würde es zu flach und

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