Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
aber auch noch andere Gründe. Ich wollte nachsehen, ob sich über uns nichts verändert hatte. Wir waren durch die Höhlenwände so gut geschützt, daß da oben ein Rockkonzert stattfinden konnte, ohne daß wir unten einen Pieps hörten.
    Chris gab mir Deckung, als ich den Felsen
    hochkletterte und über den Rand spähte. Das war das letzte Mal, daß ich so was am hellen Tag riskierte.
    Ich schaute nach Nordosten, und dort, genau auf der anderen Seite der MSR, lagen zwei weitere S-60er. Sie mußten im Laufe der Nacht dort angekommen sein. Ich sah zwei Wagen, Zelte, Männer, die sich gähnend reckten
    – und das kaum 300 Meter von unserem Lager entfernt!
    Ich traute meinen Augen nicht. Unsere Erkundungsstreife mußte sie nachts um 50 Meter verfehlt haben. Ich stieg wieder herab und teilte es Chris mit. Dann instruierte ich die anderen. Mark stieg hinauf und blickte über den 138
    Rand, um sich zu vergewissern, daß ich nicht
    halluzinierte.
    Diese neueste Entdeckung machte mir ganz schön zu
    schaffen. Unsere Lage war sehr gefährlich, denn diese Typen lagen direkt neben uns. Das würde unseren
    Auftrag sehr erschweren.
    Ich breitete die Karte aus und trug alle unsere
    Entdeckungen ein – auch die neue S60er Stellung. Den Rest des Tages verbrachten wir mit weiteren Versuchen, unseren Report durchzufunken. Die neuen S-60er waren dort offensichtlich in Stellung gebracht worden, um die MSR zu bewachen. Es gab für die Irakis jedoch keinen Grund, Posten loszuschicken. Sie lagen ja auf eigenem Gebiet und hatten jede Unterstützung. Wir waren
    ziemlich sicher, daß wir nur entdeckt werden konnten, wenn jemand ganz genau gegenüber auf dem Rand stand und auf uns runtersah.
    Wieder probierten wir einer nach dem anderen das
    Funkgerät aus, aber ohne Erfolg. Unsere ausgebliebenen Reports hatte man inzwischen bestimmt bemerkt. Daher wurde jetzt vermutlich der Hubschrauber instruiert, uns am nächsten Morgen um vier Uhr zu treffen.
    Es gab keinen Grund zur Sorge. Wir lagen in guter
    Deckung und waren eine acht Mann starke Kampftruppe.
    Wenn das Flugzeug eintraf, würden wir die Funkgeräte austauschen oder einsteigen und uns verlegen lassen.
    Ich ging in Gedanken noch mal den Kontakt zum
    Hubschrauber durch. Der Pilot würde mit seinem
    Nachtsichtgerät anfliegen und nach dem Signal der
    Infrarot-Taschenlampe Ausschau halten. Ich blitzte 139
    »BRAVO« als Erkennungszeichen. Er landete fünf Meter rechts von mir mit dem Licht als Bezugspunkt. Die Tür des Lademeisters war direkt hinter dem Piloten, und ich brauchte nur darauf zuzugehen, das Gerät hineinzuwerfen und das neue entgegenzunehmen. Falls es eine Nachricht gab, würde er meinen Arm packen und mir die
    schriftliche Notiz geben. Bei einer längeren Botschaft wurde die Rampe abgesenkt, und der Loadie würde mich nach hinten ziehen. Der Rest des Trupps würde
    Rundumdeckung geben. Wenn ich sie holen mußte,
    wußten sie ebenfalls genau, was sie zu tun hatten. Wenn ich uns verlegen wollte, würde ich den Lademeister schnappen und nach hinten weisen. Dann würden sie die Rampe absenken, und wir stiegen ein.
    Das war der Plan. Kein Problem. Wir würden in der
    Nacht zurückgehen und uns verlegen lassen.
    140

Sechs
    Den ganzen Tag lang hörten wir Fahrzeuge, die über die MSR holperten. Doch sie waren keine Bedrohung für
    uns.
    Am Nachmittag jedoch ertönte eine menschliche
    Stimme aus kaum 50 Metern Entfernung. Ein Kind schrie und rief immer wieder, und dann hörten wir das
    Getrappel von Hufen und Glöckchengeklingel.
    Kein Problem. Niemand würde uns hier entdecken,
    außer, er stünde genau gegenüber auf dem Felsrand. Von keinem anderen Punkt aus konnte man uns sehen. Ich blieb gelassen.
    Die Tiere kamen näher. Wir waren auf Alarmstufe
    eins, hatten die Tragegestelle umgeschnallt und hielten die Waffen bereit. Wir waren ja nicht gerade beim
    Schlafen oder Sonnenbaden aufgeschreckt worden.
    Automatisch schob sich mein Daumen auf den
    Sicherungshebel meiner 203er zu.
    Ein Glöckchen klingelte genau über uns. Ich blickte hoch. Der Kopf einer Ziege tauchte über dem Rand auf.
    Mein Gesicht verkrampfte sich vor Aufregung. Alle
    erstarrten zu Stein.
    Weitere Tiere erschienen am Rand. Und der Hirte?
    Der Kopf eines Jungen schob sich in unser Blickfeld.
    141
    Er verharrte, drehte sich um und rückte weiter vor. Ich sah ein kindliches, braunes Gesicht im Profil. Der Junge schien mit etwas hinter sich beschäftigt zu sein. Er blickte sich immer wieder um, kletterte aber

Weitere Kostenlose Bücher