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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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versagt – Vince, weil er die Info nicht
    weitergegeben hatte, und ich, weil ich mich nicht
    vergewissert hatte, daß er auch stehengeblieben war.
    Daran war nun nichts mehr zu andern. Wir konnten
    uns nicht nach ihnen umschauen, denn Chris war der einzige mit einem Nachtsichtgerät. Rufen konnten wir auch nicht, denn wir hatten keine Ahnung, wer oder was ringsum war. Und weißes Licht konnten wir schon gar nicht einsetzen. Daher konnten wir uns nur ungefähr an die Richtung halten und hoffen, daß sie irgendwann stehenblieben und auf uns warteten. Es bestand eine gute Chance, daß wir uns wiedertrafen.
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    Ich war stocksauer. Den Kontakt mit dem Flieger
    hatten wir mehr oder minder versiebt, und jetzt hatten wir drei Mitglieder des Trupps verloren. Schlimmer noch war, daß zwei von ihnen verletzt waren. Ich ärgerte mich über mich selbst und die ganze Situation. Wie zum
    Teufel konnte das passieren?
    Bob erriet wohl, was ich dachte, denn er sagte: »Es ist nun mal passiert. Machen wir weiter. Wenn alles gutgeht, treffen wir sie bald wieder.«
    Das half mir. Er hatte recht. Letztendlich waren wir alle selbständig genug, um allein durchzukommen.
    Wir zogen also weiter in Richtung Norden. Der eisige Wind riß an unserem dünnen Wüstentarnzeug. Nach zwei Stunden schnellen Marschierern gelangten wir zur MSR
    und überquerten sie. Das nächste Ziel war die
    Schotterstraße weiter nördlich.
    Wir streiften ein paar Ansiedlungen, konnten sie aber ohne Zwischenfall umgehen. Kurz nach Mitternacht
    hörten wir in der Ferne Lärm. Wir hielten uns
    routinemäßig von der Stelle fern, gleich was es war, stießen aber dabei auf ein paar Panzerwagen in
    Ruhestellung und einen Wald von Antennen. Das Gesicht eines Wachtpostens, der sich gerade eine Zigarette anzündete, leuchtete kurz auf. Vermutlich sollte er die Augen offenhalten, aber er hatte es sich in einem
    Fahrerhaus gemütlich gemacht. Es handelte sich
    entweder um eine militärische Einrichtung oder eine mobile Stellung. Wie auch immer, wir mußten den Platz weiträumig umgehen.
    Chris und die anderen hatten diese Stelle wohl
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    ungehindert passiert, denn sonst hätten wir sicher etwas gehört.
    Wir marschierten weitere 20 Minuten. Inzwischen
    gingen wir alle auf dem Zahnfleisch. Acht Stunden lang waren wir nun mit vorgebeugten Schultern und
    gesenktem Kopf marschiert. Die Belastung für die Beine war ungeheuer. Meine Füße schmerzten. Ich war völlig erschöpft.
    Ich dachte immer noch an die Jets. Es war schon
    Stunden her, seit wir sie gehört hatten. Die Piloten saßen wohl schon wieder in ihren Unterkünften und tranken Kaffee, während die Mechaniker sich um die Maschinen kümmerten. Schön, auf diese Weise Krieg zu führen. Sie steigen in die gemütlichen, warmen Cockpits und fliegen ihr Ziel an. Alles hier unten ist für sie nur große, weite Dunkelheit. Da hören sie eine müde englische Stimme, die sich beklagt, sie säße in der Scheiße. Vielleicht hatte sie das ein wenig überrascht. Ich hoffte sehr, daß wir ihnen Sorgen bereiteten und sie etwas unternahmen. Ich fragte mich, ob sie den Vorfall sofort per Funk
    weitergeleitet oder gewartet hatten, bis sie wieder zurück am Stützpunkt waren. Vermutlich traf letzteres zu. Es war Stunden her, und kein weiterer Jet war aufgekreuzt.
    Ich wußte nicht, wie das amerikanische Such- und
    Rettungsprogramm organisiert war. Ich hoffte nur, daß sie begriffen hatten, wie wichtig es war.
    Ich gab mir die Schuld daran, daß wir einander
    verloren hatten. Ich fühlte mich wie ein Idiot und fragte mich, ob die anderen ähnlich dachten. Ich hätte mich in den Hintern treten können, weil ich mich nicht
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    vergewissert hatte, ob Vince die Situation ganz klar war, als wir stehenblieben. Für mich war alles meine Schuld.
    Auf dem Marsch nach Norden machte ich mir immer
    wieder Vorwürfe. Bei diesem Absetzmanöver durfte
    nichts mehr schiefgehen. Ich durfte keine weiteren Fehler machen.
    Es war nun Zeit, ein Versteck zu suchen. Wir waren bislang über losen Schotter und Felsen gegangen und hatten nun festen Sand unter uns. Unsere Stiefel
    hinterließen kaum Abdrücke. Das war einerseits gut, weil wir keine Spuren verursachten, der Boden war aber
    andererseits so hart, daß wir uns nicht die kleinste Senke graben konnten. Es wurde bald hell, und wir waren
    immer noch auf den Beinen. Es wurde schon langsam
    kritisch, doch da machte Legs etwa einen Kilometer westlich ein paar Sanddünen aus. Wir befanden uns in einem

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