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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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203er an. Ein einziger Schuß genügte. Glas zersplitterte explosionsartig, und schon flogen die Wagentüren auf. Wir waren draußen und
    rannten, noch bevor der Körper auf dem Boden
    aufschlug.
    Die beiden anderen Soldaten wollten in Deckung
    rennen, doch die Minimis erwischten sie, bevor sie ein halbes Dutzend Schritte geschafft hatten. Die Zivilisten verkrochen sich nach unten in den Fußraum ihrer Autos, und daran taten sie gut.
    Wir rannten im rechten Winkel zur Wagenkolonne, bis wir in die Sichtlinie des Kontrollpunktes kamen und von den Lichtkegeln der Scheinwerfer erfaßt wurden. Die Soldaten eröffneten das Feuer, und wir schossen etliche Salven zurück. Sie müssen sich gefragt haben, was zum Teufel hier eigentlich los war. Sie konnten höchstens einen Schuß gehört haben, dann zwei kurze Feuerstöße, und dann sahen sie fünf Verrückte mit Kopftüchern in die Wüste sprinten.
    Die ersten von uns, die es über die Straße geschafft hatten, gaben Feuerschutz, damit die anderen
    rüberkonnten. Sobald alle da waren, ging es weiter. Die ganze Feindberührung dauerte gerade mal 30 Sekunden.
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    Wir liefen noch einige Minuten in südlicher Richtung.
    Ich blieb stehen und schrie: »Zu mir! Zu mir! Zu mir!«
    Köpfe sausten an mir vorbei, und ich zählte mit der Hand ab: eins, zwei, drei, vier.
    »Alle da. Okay, weiter geht’s!«
    Wir rannten und rannten, um die Verwirrung zu
    nutzen, die wir zurückgelassen hatten. Rechts von mir hörte ich Dinger lachen, während er rannte, und kurz darauf lachten wir alle. Es war die pure Erleichterung.
    Wir konnten es alle nicht fassen, daß wir da
    rausgekommen waren.
    Wir liefen in westlicher Richtung. Nach Marks letzter Ortung auf dem Magellan hatten wir schätzungsweise 13
    Kilometer bis zur Grenze vor uns. 13 Kilometer in über neun Stunden Dunkelheit – ein Kinderspiel. Wir mußten es nur behutsam angehen und zusehen, daß wir es in dieser Nacht schafften. Es war ausgeschlossen, daß wir uns zu fünft am nächsten Tag versteckt halten konnten.
    Wir kamen an eine Siedlung, mit Strommasten, alten Autos, Müllbergen, kläffenden Hunden und beleuchteten Häusern. Manchmal mußten wir über Zäune klettern. Auf den Straßen waren Scheinwerfer zu sehen. Hinter uns in dem Gebiet, wo der VCP lag, herrschte noch immer ein heilloser Lärm. Menschen schrien, und hin und wieder ertönten Schüsse von Handfeuerwaffen. Kettenfahrzeuge dröhnten die Straße rauf und runter. Das Ganze war jetzt ein Wettrennen, in dem es darum ging, daß sich die Hasen nicht von den Hunden einholen ließen.
    Der Mond kam langsam im Westen zum Vorschein.
    Zunehmender Mond. Auch das noch. Das einzig Gute
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    daran war, daß auch wir mehr sehen konnten und
    schneller vorankamen.
    Wir erreichten eine andere Straße und liefen an ihr entlang. Es ging nicht anders. Links von uns war eine Siedlung und rechts von uns die Straße. Wir durften keine Zeit verlieren. Wir setzten alles auf eine Karte. Wir mußten an der Grenze sein, bevor sich die anfängliche Verwirrung unserer Verfolger legte und Verstärkung anrückte.
    Jedesmal, wenn sich aus egal welcher Richtung ein
    Wagen näherte, mußten wir in Deckung gehen. Wir
    kletterten über Zäune, gingen Hunden aus dem Weg,
    mieden Gebäude. Es waren jetzt überall Häuser,
    beleuchtet, mit brummenden Generatoren. Wir schlugen uns ohne Zwischenfall durch.
    Schließlich kamen Fahrzeuge die Straße entlang, mit ausgeschalteten Scheinwerfern, wohl in der Hoffnung, daß man uns so leichter ausmachen konnte. Noch immer wurde in der Entfernung geschossen. In unserer
    Wüstentarnkleidung leuchteten wir vor dem fast
    europäischen Hintergrund aus Feldern und üppigem
    Ackerland wie Gespenster im Mondschein.
    Wir wurden von der Straße aus entdeckt. Ein paar
    Fahrzeuge kamen herangebraust, und Männer sprangen schießend heraus. Wir hatten jeder nur noch wenig
    Munition, und es würde bestimmt noch jede Menge
    brenzlige Situationen geben, bevor die Nacht vorüber war. Uns blieb nichts anderes übrig, als zu laufen.
    Deckung gab es keine. Sie feuerten ohne Pause, und wir liefen ohne Pause; die Kugeln zischten an uns vorbei und 226
    in die Siedlung hinein.
    Wir spurteten 400 Meter zwischen kleinen
    Häusergruppen hindurch und rechneten jeden Augenblick damit, von irgend jemandem erledigt zu werden, der gerade nach draußen kam, doch die Einwohner, Gott
    segne sie, blieben in ihren Häusern. Ich war
    schweißüberströmt und schnappte nach Luft. Das
    Adrenalin putscht

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