Die Männer von Bravo Two Zero
Rücken gegen die Bäume gelehnt
und sahen zu, wie die beiden Jungs die Flaschen füllten.
»Zehn Kilometer«, sagte Dinger. »Verdammt, das
könnten wir in 30 Minuten schaffen, wenn wir laufen.«
»Schade, daß der Mond so scheint«, sagte Bob.
»Und daß wir Wüstentarnung tragen«, sagte Dinger.
»Und daß alle Welt nach uns sucht.«
Als Mark und Legs mit unseren Flaschen
zurückkamen, überlegten wir, welche Möglichkeiten wir hatten. Wir kamen auf vier. Wir konnten den Fluß
überqueren; uns Richtung Osten halten, von der Grenze fernhalten und versuchen, sie in der folgenden Nacht zu überqueren; weiter nach Westen gehen oder uns trennen und einzeln eine der drei Möglichkeiten versuchen.
Der Fluß war ein furchterregender Anblick. Er war
bestimmt an die 500 Meter breit. Nach den sintflutartigen Regenfällen führte er sehr viel Wasser und floß mit reißender Strömung. Das Wasser würde eiskalt sein. Von dem langen Marsch und dem Mangel an Schlaf, Essen
und Wasser waren wir geschwächt. Wir konnten keine Boote entdecken, doch wenn wir eins fänden, wäre das eine weitere Möglichkeit. Somit blieb uns nichts anderes übrig, als zu schwimmen, und ich bezweifelte, daß wir länger als zehn Minuten durchhalten würden. Und woher 230
sollten wir wissen, ob auf der anderen Seite keine Truppen auf uns warteten?
Wir schlossen die Möglichkeit aus, Richtung Osten zu gehen, weil das Gebiet zu stark besiedelt war und es daher schwierig wäre, uns tagsüber versteckt zu halten.
Nach Westen zu gehen schien die beste Alternative: Sie wußten, daß wir hier irgendwo waren, also konnten wir auch einfach weitergehen. Aber sollten wir gemeinsam als Trupp oder getrennt gehen? Allein würden wir
unseren Verfolgern bestimmt fünfmal soviel Ärger
bereiten, aber wir waren nun mal ein Stoßtrupp.
»Wir gehen im Trupp Richtung Westen und
überqueren heute nacht die Grenze«, sagte ich. »Morgen nimmt man bestimmt unsere Verfolgung auf.«
Es war etwa 22 Uhr und bitterkalt. Wir zitterten. Wir hatten die ganze Zeit geschwitzt und jede Menge
Adrenalin ausgeschüttet. Unter solchen Bedingungen verkrampft sich der Körper, sobald man zur Ruhe
kommt.
Als wir nach Westen am Euphrat entlangblickten,
sahen wir, daß ein paar Kilometer den Fluß hinunter beleuchtete Fahrzeuge eine Brücke überquerten. Wir konnten nicht viel tun. Einen Umweg zu machen, wäre Zeitverschwendung gewesen. Für solche Spielereien war es zu spät. Wir würden das Risiko in Kauf nehmen
müssen.
»Lassen wir’s ruhig angehen«, sagte Bob. »Wir haben Zeit.«
Normalerweise hätten wir uns auf hoher gelegenem
Gelände fortbewegt. Das ist weniger anstrengend, spart 231
Zeit, ist ziemlich geräuschlos und unauffälliger. Um unsere Verfolger zu tauschen, hielten wir uns parallel zum Fluß, aber nicht so nah am Wasser, daß wir Spuren im Schlamm hinterließen.
Der Boden bestand aus gefrorenem Schlamm und
Matsch. Kleine Parzellen Land waren mit Stacheldraht umzäunt. Wir kamen an kleinen wackeligen Hütten
vorbei, Anhöhen, Bäumen, stolperten über alte Flaschen, gefrorene Plastikteile, die geräuschvoll unter den Füßen zerbrachen. Es war wie in den einsamen Gegenden von Nordirland.
Der Wind hatte sich gelegt. Das geringste Geräusch war Hunderte von Metern weit zu hören. Wir
marschierten auf den Mond zu, unser Atem bildete
Wolken in der eiskalten Luft. Wir ließen uns Zeit, hielten alle fünf Minuten an und gingen dann weiter. Hunde bellten. Wenn wir auf ein Gebäude stießen, ging einer von uns vorbei und überprüfte die Lage, dann schlichen wir daran vorbei. Wenn wir an einen Zaun kamen,
überprüfte der erste Mann, ob der beim Hinüberklettern Geräusch machen würde, dann drückte er den Draht mit seiner Waffe nach unten, damit er schön straff war, und hielt ihn solange fest, bis alle drübergestiegen waren.
Wir mußten an einer Hütte vorbei, die nur aus drei Wänden bestand. Der Besitzer schlief neben den noch glühenden Resten eines Lagerfeuers, rührte sich aber nicht, als wir uns vorbeidrückten. Weiter vor uns war eine Straße. Linker Hand lag die Straße, die in die Grenzstadt Krabilah führte. In Gebäuden gingen Lichter an und aus. Kettenfahrzeuge rollten in beide Richtungen, 232
aber sie waren so weit weg, daß wir uns keine Sorgen zu machen brauchten. Hinter uns hörten wir noch immer vereinzelte Schüsse oder Maschinengewehrsalven. Wir hatten zirka drei Kilometer zurückgelegt. Sieben lagen noch vor uns. Es war
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