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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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keinen Fall geschnappt werden.
    Nicht jetzt. Nicht nach allem, was ich durchgemacht hatte.

    Ich sah immer wieder auf die Uhr, die auf meiner Brust lag. Einmal war es ein Uhr. Eine halbe Stunde später sah ich wieder nach. Es war fünf nach. Die Zeit zog sich, aber allmählich empfand ich meine Lage als nicht mehr ganz so schlimm. Trotz Fahrzeugen, Ziegen und
    Ziegenhirten war ich davongekommen. Ich versuchte
    weiter, mir die Karte einzuprägen, und ging die Strecken im Geist durch. Ich konnte kaum noch erwarten, daß es dunkel wurde.
    Mit ohrenbetäubendem Scheppern donnerten mehrere
    Fahrzeuge über die Brücke. Diesmal hielten sie an.
    Wieso halten die? Du steckst in der Scheiße.
    Keine Sorge, die laden nur jemanden ein. Verhalt dich 254
    einfach mucksmäuschenstill, kontrollier deine Atmung.
    Ich versuchte mit allen Kräften, positiv zu denken, so als ob sie dann nicht kommen und mich entdecken
    würden. Die 7.62er ist ein großkalibriges Geschoß. Das Gehämmer von mehr als 100 davon, die nur Millimeter vor meiner Nase auf die Stahlplatte krachten, war das Schlimmste, was ich je gehört hatte. Ich rollte mich zusammen und schrie innerlich.
    Scheiße! Scheiße! Scheiße! Scheiße! Scheiße!
    Männer brüllten aus Leibeskräften. Sie feuerten auf den Bewässerungsgraben. Der Schlamm spritzte auf. Ich spürte das Beben. Ich rollte mich noch enger zusammen und hoffte, nicht getroffen zu werden. Das Knallen, die Einschläge und Rufe nahmen kein Ende.
    Das Schießen hörte auf, doch das Rufen nicht. Was
    hatten sie jetzt vor – würden sie einfach eine Waffe unter die Brücke halten und mich wegpusten oder was?
    Ich machte mir vor Angst in die Hose. Ich wußte nicht, was sie wollten. Ich verstand nicht, was sie schrien.
    Wollten sie mich gefangennehmen? Wollten sie mich
    töten? Würden sie eine Granate werfen? Verdammt,
    dachte ich, wenn sie mich hier rauskriegen wollen, müssen sie mich rausziehen.
    Ich war mir ganz sicher, daß ich in einem
    Bewässerungsgraben vier Kilometer vor der Grenze
    sterben würde. Meine Nase berührte quasi die Unterseite der Stahlplatte. Ich reckte den Hals, konnte aber so gut wie nichts sehen.
    Die Mündung eines Gewehrs kam nach unten. Dann
    das Gesicht eines Mannes. Als er mich sah, machte er ein 255
    völlig verdutztes Gesicht. Er prallte zurück und rief etwas.
    Als nächstes sah ich, wie jede Menge Stiefel rechts und links in den Bewässerungsgraben sprangen. Drei Männer an jeder Seite, die wie verrückt brüllten. Sie forderten mich durch Zeichen auf, herauszukommen.
    Geschissen!
    Sie wollten meine Hände sehen. Ich lag auf dem
    Rücken, Beine und Hände ausgestreckt. Zwei Männer
    packten jeder einen Stiefel und zogen.
    Ich rutschte auf dem Rücken unter der Brücke hervor und konnte zum ersten Mal bei Tageslicht einen Blick auf Syrien werfen. Es war das schönste Land auf Erden.
    Ich konnte den Flaggenmast auf der Anhöhe sehen,
    verführerisch nah. Mir war, als brauchte ich nur die Hand auszustrecken und hätte ihn berühren können. Ich fühlte mich wie das Opfer eines Raubüberfalls; ich war
    fassungslos, daß mir so was passierte, und fast empört, weil man mir etwas wegnahm, worauf ich ein Recht
    hatte.
    Wieso ich? Mein ganzes Leben lang bin ich ein
    Glückspilz gewesen. Ich habe brenzlige Situationen erlebt, für die ich nichts konnte, und ich habe in Schwierigkeiten gesteckt, die auf mein Konto gingen.
    Aber immer bin ich einigermaßen heil davongekommen.
    Sie traten mich ein paarmal, um mich zum Aufstehen zu bewegen. Ich stand aufrecht da, die Hände in die Luft gestreckt, und starrte geradeaus. Es war ein schöner blauer Himmel, einfach herrlich. Ich kehrte Syrien den Rücken zu und blickte auf die Acker und das Grün, auf 256
    die Hütten und Wege, denen ich in der Nacht
    ausgewichen war.
    Alles umsonst. So kurz nach Anbruch der Dunkelheit.
    Sie fuchtelten nervös mit den Waffen herum und
    sprangen auf und ab, wobei sie seltsame, unverständliche Laute von sich gaben. Sie waren genauso verängstigt wie ich. Sie feuerten Salven in die Luft, und ich dachte, jetzt fehlt nur noch, daß ich aus Versehen eine Kugel in den Kopf kriege.

    Zwei LandCruiser parkten rechts von der Brücke. Drei Männer marschierten auf der Stahlplatte auf und ab; acht oder neun andere rannten auf beiden Seiten des Grabens hin und her.
    Die Landschaft sah noch europäischer aus, als ich
    gedacht hatte. Ich war stinksauer auf mich. Hätte man mich in einer kargen Wüste aufgegriffen, wäre das

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