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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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bedeckt. In die abbröckelnden Wandflächen waren arabische Schriftzeichen hineingekratzt. Es gab auch ein paar Hakenkreuze, und an einer Wand war in Rückansicht, etwa so groß wie ein DIN-A4-Blatt, eine Taube gemalt, die zum Himmel hinaufflog. Die Beine des Vogels waren mit Ketten zusammengebunden, und darunter, zwischen den arabischen Zeichen, stand auf englisch: »Meiner einzigen Sehnsucht, meinem kleinen Sohn Joseph, werde ich ihn je wiedersehen?« Es war ein wunderschönes Bild. Ich fragte mich, wer es gemalt hatte und was mit ihm geschehen war. War es das letzte, was er getan hatte, bevor man ihn umbrachte? War das das letzte, was jeder tat, der hier gelandet war?
    An zwei Stellen waren riesige Blutflecke an den Wänden, pro Fleck ein bis anderthalb Liter Blut, das auf dem Putz getrocknet war. Neben einem der Flecke war ein Stück Pappe. Ich starrte eine Weile darauf, dann rutschte ich auf dem Hintern hinüber, bis ich so nah war, daß ich lesen konnte, was draufstand. Es stammte von einer Kartonverpackung für ein Kraftgetränk. Die Verpackung pries ihren Inhalt als wunderbares Getränk an, das Vitalität und Energie verlieh. Ich las weiter, und plötzlich bekam ich einen Schock, bei dem sich mir das Herz zusammenkrampfte. Das Produkt kam aus Brentford in Middlesex, wo Kates Mutter herstammte. Ich kannte die Stadt gut; ich wußte sogar, wo die Fabrik war. Kate wohnte noch immer dort. Der Gedanke deprimierte mich total. Wie lange würde ich wohl hier bleiben? Bis zum Ende des Krieges? Bis sie mit mir fertig waren? Würde ich einfach als ein namenloses Opfer von Kriegsgreueln in die Statistik eingehen?
    Um mich vor solchen Gedanken zu schützen, beschäftigte ich mich wieder mit meiner Situation und dachte mir mögliche Szenarien aus. Hatten noch mehr von uns überlebt? Hatten die Iraker uns mit dem Gefecht an der MSR in Verbindung gebracht? Hatten sie bereits irgendwelche Leute, die das bestätigten, und spielten sie nur mit uns? Nein, das einzige, was ich mit Sicherheit wußte, war, daß sie mich und Dinger hatten.
    Etwa eine Viertelstunde später hörte ich gedämpfte Stimmen im Gang. Mein Herz hämmerte. Sie gingen weiter, und ich atmete erleichtert auf. Ich hörte, wie eine andere Tür geöffnet wurde. Wahrscheinlich wurde Dinger zum Verhör geführt.
    Eine Stunde später hörte ich, wie seine Tür zugeknallt und verriegelt wurde. Die Dämmerung setzte ein. Es mußte draußen im Gang sehr dunkel geworden sein, weil die Schatten nicht mehr unter der Tür hindurchfielen. Ich lauschte auf die Stimmen, die sich in Richtung Tür am Ende des Ganges entfernten, und dann wurde auch die verriegelt. Bedeutete das, daß wir die Nacht hier verbringen würden? Ich hoffte es. Ich brauchte dringend etwas Schlaf.
    Mit Einsetzen der Dunkelheit verspürte ich ein seltsames Gefühl der Sicherheit, weil ich nichts sehen konnte, doch gleichzeitig kroch die Furcht in mir hoch. Mir war kalt, und ich hatte Zeit zum Nachdenken. Ich versuchte, auf dem Bauch zu schlafen, mit dem Kopf auf dem Boden, doch am bequemsten fand ich es schließlich auf der Seite liegend, mit der Wange auf dem Beton. Der einzige Nachteil war der Druck auf meinem Hüftknochen; ich mußte mich alle paar Minuten weh, und ich mußte mich fallenlassen, um sie nicht mit meinem Gewicht zu belasten. Sie schleppten mich ein paar Meter und blieben dann stehen. Sie brachten mich in eine andere Zelle. Ich wurde nicht daraus schlau, was das sollte. War es eine Art Folterzelle? Eine Toilette? Ein anderer Verhörraum?
     

     
    Sie stießen mich auf den Boden. Die Handschellen wurden abgenommen, doch am linken Handgelenk wieder angelegt. Meine rechte Hand war frei. Das andere Handgelenk wurde an irgend etwas gefesselt.
    Einer von ihnen sagte: »Du bleibst jetzt hier.«
    Sie verließen die Zelle, verriegelten die Tür, und ihre Schritte verhallten den Gang hinunter.
    Ich tastete mit der freien Hand, um festzustellen, woran ich befestigt war, und berührte den Arm von jemand anderem.
    »Dinger?«
    »Wichser!«
    Ich konnte es nicht fassen.
    Wir waren scheißfroh, wieder zusammenzusein. Ein paar Augenblicke lang saßen wir einfach nur sprachlos da und umarmten uns. Es war einfach phantastisch. Dann hörten wir Schritte im Gang. Die Wachen traten gegen die Tür, um hereinzukommen. Ich sah Dinger an. Er blickte genauso enttäuscht, wie ich mich fühlte. Ich sah auf, als sie hereinkamen, und wollte schon sagen: Toller Witz, Jungs. Aber sie brachten nur eine Decke für uns beide.

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