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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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weiter. Er spielte es mit großer Freundlichkeit, und ich wurde in keinster Weise mißhandelt. Aber sie wußten, daß ich das Blaue vom Himmel runter log, das war praktisch greifbar. Die einzigen Probleme, die auftauchten, hatte ich mir selbst zuzuschreiben, wenn es mir nicht gelang, ihm zwei Schritte voraus zu sein, und wenn ich mich in Widersprüche verwickelte.
    Das passierte mir einige Male.
    »Andy, lügst du uns an?«
    »Ich bin ganz durcheinander. Sie lassen mir keine Zeit zum Nachdenken. Ich habe Angst, daß ich nicht lebend nach Hause komme. Ich will mit diesem Krieg nichts zu tun haben, ich habe einfach viel, viel Angst.«
    »Ich werde dir Zeit zum Nachdenken geben, Andy, aber du mußt gut nachdenken. Wir können dir nämlich nicht helfen, wenn du uns nicht hilfst.«
    Dann begann er, über meine Familie und meine Ausbildung zu sprechen. »Hast du einen Hochschulabschluß?«
    Hochschulabschluß? Ich hatte nicht einmal mittlere Reife.
    »Nein, ich habe keine richtige Berufsausbildung. Deshalb bin ich Soldat. In England unter Mrs. Thatcher kann man nichts machen, wenn man keine gute Ausbildung hat. Ich komme aus der Arbeiterschicht. Ich mußte zur Armee gehen, weil ich sonst nichts machen kann. England ist sehr teuer, es gibt viele Steuern. Wenn ich nicht Soldat wäre, würde ich verhungern.«
    »Hast du Geschwister?«
    »Nein, ich habe keine Geschwister. Ich bin Einzelkind.«
    »Wir müssen die Adresse deiner Eltern wissen, damit wir sie benachrichtigen können, daß du noch lebst. Sie machen sich bestimmt schon große Sorgen um dich, Andy. Du mußt ihnen eine Nachricht schicken, dann fühlst du dich sicher besser. Wir können das für dich erledigen. Wir sind bereit, dir zu helfen, vorausgesetzt du hilfst uns. Gib mir doch einfach die Adresse deiner Eltern, und wir schicken ihnen einen Brief.«
    Ich erklärte, daß mein Vater an einer Herzkrankheit gestorben sei und daß meine Mutter England verlassen habe und jetzt irgendwo in den USA lebe. Ich hätte sie seit Jahren nicht gesehen. Ich hätte keinerlei Angehörige.
    »Du hast doch bestimmt Freunde in England, die wissen möchten, wo du bist.«
    »Ich bin ein Einzelgänger. Irgendwie bin ich dann in der Armee gelandet. Ich habe niemanden.«
    Ich wußte, daß er mir nicht glaubte, aber es war besser, als ihm rundheraus eine abschlägige Antwort zu erteilen. Es lief zwar auf dasselbe hinaus, aber so wurde ich zumindest nicht geschlagen.
    »Andy, wieso sind die Armeen des Westens hier, was glaubst du?«
    »Ich bin nicht ganz sicher. Bush sagt, er will das Öl von Kuwait, und Großbritannien zieht einfach mit. Im Grunde sind wir die Diener von Bush, und ich bin der Diener von John Major, dem neuen Premierminister. Ich verstehe eigentlich nicht, worum es in diesem Krieg geht. Ich weiß nur, daß ich hierhergeschickt wurde, um meine Arbeit als Sanitäter zu machen. Ich interessiere mich nicht für Krieg, ich möchte nichts mit Krieg zu tun haben. Man hat mich einfach mit hineingezogen, um für andere die Drecksarbeit zu machen. Ich weiß, daß Thatcher und Major gemütlich zu Hause sitzen und sich einen Drink genehmigen und Bush in Camp David joggt, und ich sitze hier in der Patsche und weiß überhaupt nicht wieso. Bitte glauben Sie mir - ich möchte nicht hier sein, und ich versuche, Ihnen zu helfen.«
    »Nun gut, wir werden dich sehr bald wiedersehen, Andy«, sagte er. »Du kannst jetzt gehen.«
    Die Burschen hinter mir hoben mich hoch und schleppten mich im Eilschritt weg. Ich kam mit den Füßen nicht mit, und sie schleiften mich den Gang hinunter, den Weg entlang, die Stufe hinunter, über die Pflastersteine und zurück in meine Zelle. Sie bugsierten mich wieder in die Ecke, in die gleiche qualvolle Sitzposition.
    Als die Tür hinter mir zuschlug, atmete ich erleichtert aus. Ich versuchte, wieder zu mir zu finden.
    Zwei Minuten später bollerte und krachte die Tür erneut, und ein Wachmann kam herein. Er nahm mir die Augenbinde ab, aber ich sah nicht auf. Ich wollte auf keinen Fall wieder geschlagen werden. Er ging wieder hinaus, und ich konnte meine Umgebung zum erstenmal sehen.
    Der Boden war aus Beton - sehr schlechter, bröseliger Beton, voller Dellen und sehr feucht. Links von der Tür war ein Fenster, eine kleine, schmale, lange Öffnung. Ich sah zu ihr hoch, und mein Blick blieb an einem großen Haken in der Mitte der Decke haften. Ich sah mich schon da oben hängen.
    Die Wände waren einmal cremefarben gewesen, aber jetzt waren sie mit Schmutz

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