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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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nach rechts, den Gang hoch, nach links, über das Kopfsteinpflaster, die Stufe hoch, den Weg entlang, an den Büschen vorbei, in einen Raum.
    Sie stießen mich auf einen Stuhl und hielten mich fest.
    »Guten Morgen, Andy«, sagte »die Stimme«. »Wie geht es dir heute morgen?«
    »Gut, vielen Dank«, sagte ich. »Danke für die Decke. Es ist nachts sehr kalt.«
    »Ja, es ist sehr kalt. Wie du siehst, Andy, kümmern wir uns um dich. Wir kümmern uns um Leute, die uns helfen. Und du wirst uns doch helfen, Andy, nicht wahr?«
    »Ja, wie ich schon gesagt habe, ich helfe, so gut ich kann.«
    »Es gibt nur noch ein paar Fragen, die wir heute morgen klären müssen, Andy. Weißt du, wir sind nicht absolut überzeugt, daß du kein Jude bist. Wir brauchen Beweise. Sag uns, wenn du Jude bist, damit ersparst du dir viele Schmerzen und Unannehmlichkeiten. Welcher Religion gehörst du an?«
    »Ich bin in der anglikanischen Kirche.«
    »Was ist die anglikanische Kirche?«
    »Christlich.«
    »Zu wem betest du?«
    »Ich bete zu Gott.«
    »Ich verstehe. Und wer ist Jesus?«
    Ich erklärte es.
    »Wer ist Maria?«
    Ich erklärte es.
    »Andy, weißt du, daß wir denselben Gott anbeten, du und ich? Ich bin Muslim, und ich bete zu demselben Gott wie du.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Bist du religiös, Andy?«
    »Ja, ich bin religiös. Ich nehme meine Religion ernst.«
    »Sag mir, wie man in der christlichen Welt betet.«
    »Wir können im Knien beten, wir können im Stehen beten, je nachdem, es spielt keine Rolle. Es ist eine ganz persönliche Sache.«
    Als ich Rekrut in Shorncliffe war, wurde an jedem vierten Sonntag in unserem Bataillon ein Gottesdienst abgehalten. Wir mußten unsere Ausgehuniform und die besten Stiefel anziehen und marschierten schneidig vom Lager zur Garnisonskirche. Es war Pflicht, denn als junger Rekrut bekommt man nur einen Tag in der Woche frei, und zwar am Sonntag - und auch nur dann, wenn man beim Geländelauf am Freitagmorgen nicht langsamer war als der Zugführer. Andernfalls mußte man am Sonntag noch einmal laufen. Selbst an deinem freien Tag konntest du nicht nach Hause, denn man durfte nicht vor neun Uhr morgens raus und mußte um acht Uhr abends zurück sein. Ich hatte also an dem Kirchenbesuch alles in allem keinen großen Gefallen gefunden und nie besonders darauf geachtet, was da ablief. Jetzt versuchte ich verzweifelt, mich an jede Einzelheit zu erinnern, um
    wie der frommste Moralapostel aller Zeiten zu klingen.
    »Wann fastet ihr? Wann fasten die Christen?«
    Fasteten wir? Ich wußte es einfach nicht.
    »Wir fasten nicht.«
    Sein Ton veränderte sich. »Du lügst uns an, Andy. Du lügst! Wir wissen, daß die Christen fasten.«
    Er erzählte mir von der Fastenzeit. Man lernt nie aus. Ich hatte nicht gewußt, daß Katholiken fasten.
    »Ich bin Protestant«, sagte ich. »Da ist das anders.«
    Er schien sich zu beruhigen.
    »Erzähl mir etwas über die Feiertage. Welche Speisen eßt ihr? Welche Speisen eßt ihr nicht?«
    Ich zermartete mir das Hirn, um mich zu erinnern, was am Erntedankfest und zu Ostern gemacht wurde.
    »Protestanten essen alle Speisen. Wir feiern im Grunde die Tatsache, daß wir alles essen können, was und wann wir wollen. Es ist eine sehr liberale Religion.«
    »Ihr dürft also auch Schweinefleisch essen?«
    »Ja.«
    »Hör mal, Andy, sag uns einfach, daß du Jude bist, mehr wollen wir gar nicht wissen. Du weißt, wenn du uns belügst, wirst du bestraft.«
    Ein anderer Bursche halb rechts von mir schaltete sich ein, auch er sprach sehr gut Englisch. Er sagte mir, er sei in Sandhurst gewesen.
    »Wann ist der Tag des heiligen Georg?«
    Ich hatte keinen Schimmer.
    »Wann ist der Tag des heiligen Patrick?«
    Dieselbe Antwort.
    »Wie sind bei euch die Beerdigungen? Wie trauert ihr?
    Wie lange?«
    So ging es zwei Stunden weiter, und ich wand mich und versuchte, mich rauszureden.
    Schließlich sagte »die Stimme«: »Was würdest du denken, Andy, wenn ich dir sagen würde, daß wir wissen, daß ihr beide Juden seid und es beweisen können?«
    »Sie irren sich. Ich bin kein Jude.«
    »Schön. Erzähl mir, was du über das Judentum weißt.«
    »Es gibt orthodoxe Juden mit langem Haar, und sie essen kein Schweinefleisch. Mehr nicht. Wir haben keine Verbindung zur jüdischen Gemeinde.«
    »Hattest du schon mal eine jüdische Freundin? Kennst du in England irgendwelche Juden? Sag mir, wie sie heißen und wo sie wohnen. Woran erkennst du, daß sie Juden sind?«
    »Ich hatte nie was mit jüdischen

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