Die Männer von Bravo Two Zero
Hochtouren.
»Ich habe mit Jilly telefoniert«, sagte er. »Ich habe alles geregelt, mach dir keine Gedanken wegen der Telefonkarten. Unsere Jungs haben eine Leitung nach England hergestellt.«
Mugger war in die Stadt gefahren, um für uns ein paar Videos zu besorgen, und der Hauptfeldwebel der Abteilung B kreuzte mit einem Krankenhaus-Handwagen voller scharfer Getränke für ein anständiges Besäufnis auf. Wir schmuggelten uns aus der Station nach unten in die Bibliothek, wo unsere Fete stattfand.
Gordon Turnbull, der Air-Force-Psychologe und Berater, war in Zypern eingetroffen, um die Erholungsphase zu überwachen.
»Was haben Sie denn da?« fragte er Mugger, als er ihn in Richtung Bibliothek gehen sah.
»Videos für die Jungs.«
»Darf ich mal sehen?«
Turnbull bekam fast einen Herzanfall. Mugger hatte uns Terminator, Driller Killer und Nightmare on Elm Street besorgt. »Das können Sie nicht machen!« schrie er. »Die Jungs sind doch alle traumatisiert!«
»Traumatisiert?« sagte Mugger. »Die sind hackevoll. Kommen Sie, und sehen Sie sich das an.«
Turnbull sah uns und bekam einen Wutanfall.
»Keine Sorge«, sagte Mugger. »Die waren schon immer etwas daneben.«
Ich half Mark in die Badewanne, und ein Stück Haut von der Größe eines Badewannenstöpsels fiel aus dem Loch in seinem Fuß. Dann machte ich mich auf die Suche nach unserer Spezialtelefonleitung.
Der Wachposten brachte mich heimlich in den Keller, wo jemand auf das Telefon aufpaßte, um Schnorrer fernzuhalten.
Die Leitung funktionierte hervorragend, und ich hatte Jilly sofort am Apparat. Nach vielen »Ich-liebe-dich« wankte ich ins Bett. Als mein Kopf auf das Kopfkissen sank, wurde mir klar, daß ich das erste Mal seit acht Wochen und drei Tagen in einem richtigen Bett lag.
In den nächsten Tagen wurden wir geröntgt und untersucht, und meine Zähne wurden provisorisch versorgt. Zur Behandlung von eventuellen posttraumatischen Schockreaktionen hielt Gordon
Turnbull mit uns Sitzungen ab, die meist schon nach wenigen Minuten endeten. Der arme Gordon, für ihn muß die Vorstellung, daß so viele traumatisierte Jungs aus der Gefangenschaft kamen, wie Weihnachten gewesen sein. Er leistete gute Arbeit, doch den Jungs stand mehr der Sinn danach, alles zu nutzen, was ihnen angeboten wurde. Unsere Kumpel hatten für uns Einkaufstrips in die Stadt geplant, und das Rote Kreuz hatte uns Taschengeld zur Verfügung gestellt. Wir wollten uns mit zollfreien Waren eindecken, bevor alles weg war.
Das Rote Kreuz erkundigte sich bei jedem von uns, ob wir irgendwelche besonderen Wünsche hätten. Dann fuhren sie in die Stadt und kauften für uns ein.
»Geben Sie uns doch einfach das Geld, und wir decken uns selber ein«, sagte ich zu einer sehr distinguiert wirkenden Endfünfzigerin.
»Geschissen, mein Lieber«, sagte sie lächelnd. »Ihr denkt wohl, ich bin von gestern?«
Aber schließlich gab sie nach. Ich kaufte mir Jeans, TShirts und Videos, und einen Koffer, um alles zu verstauen. Wir gerieten in einen regelrechten Kaufrausch. Nach einer Stunde hatten wir kein Geld mehr, und Kenny regte sich auf, weil wir für 600 Pfund mit seiner Kreditkarte eingekauft hatten. Er wußte, er würde sein Geld so bald nicht wiedersehen.
Die Belgier hatten während des Krieges ein Team von Ärzten zur Verfügung gestellt. Die veranstalteten zum Abschied eine große Grillparty, und Mugger sorgte dafür, daß wir alle eingeladen wurden. Die Nacht verging wie in einem fröhlichen Rausch.
Am nächsten Tag bestätigte sich, daß ich Hepatitis hatte. Vielleicht hing das ja damit zusammen, daß man uns gezwungen hatte, unsere eigene Scheiße zu essen. Weitere Untersuchungen ergaben, daß meine Schulter ausgerenkt worden war. Ich hatte Muskelrisse im Rücken, Vernarbungen an den Nieren, Verbrennungen an den Oberschenkeln, und beide Hände waren nur noch eingeschränkt beweglich, aber ich konnte es nicht erwarten, nach Hause zu kommen.
Am 10. März packten wir unsere Sachen und bestiegen eine VC 10. Leider ging es nicht direkt nach Brize Norton; wir saßen in einer Art militärischem Überlandbus.
Zunächst flogen wir nach Laarbruch, um dort AirForce-Mannschaften abzusetzen. Wir blieben hinten in der Maschine mit geschlossenen Rouleaus, während der Luftwaffenkommandeur in Deutschland seine Jungs vor dem Flugzeug begrüßte. Es war ein großer Empfang. Nach der Begrüßungszeremonie stieg das hohe Tier wieder in seinen Wagen. Sein nächster Anlaufhafen, und auch unser
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