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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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und einen suchen, daher wird man besser aktiv. Um einen Nahkampf zu gewinnen, braucht man maximale Feuerkraft bei gleichzeitig sparsamem Munitionsverbrauch. Es geht nur darum, mehr Schüsse abzufeuern als die anderen und gleich zu Anfang mehr von ihnen umzulegen, so daß sie entweder zurückweichen oder sich eingraben. In der Feuerkraft waren sie uns allerdings hoch überlegen.
    Der Panzerwagen stoppte. Ich traute meinen Augen nicht. Sie benutzten das Maschinengewehr als Feuerschutz, statt mit der Infanterie auf uns zuzukommen und uns zu überwältigen. Das war phantastisch.
    Jetzt schossen alle auf einmal. Die Minimis wurden mit 3- bis 5-Schuß-Salven gefeuert. Man mußte auf die Munition achten. Zwei 66er wurden auf den Lastwagen abgefeuert und fanden ihr Ziel. Man hörte das ungeheure Dröhnen einer Explosion. Das bedeutete Demoralisierung für den Gegner.
    Entscheidungen. Was tun nach dem ersten Kontakt? Bleibt man die ganze Zeit an Ort und Stelle, zieht man sich zurück, stößt man vor? Wir mußten etwas tun, sonst würden wir einfach so weiterballern. Bei uns fallen ein paar, bei denen fallen ein paar, aber das wäre schlimmer für uns, denn wir hatten viel weniger Männer. Vor uns stand vielleicht nur ein Vortrupp; weitere Truppen folgten vielleicht in einigem Abstand. Das konnte niemand wissen. Das einzig richtige ist daher, vorzurücken, sonst gibt’s ein Gefecht, bis einem die Munni ausgeht.
    Ich sah zu Chris herüber. »Rücken wir verflucht noch mal vor. Bist zu bereit?«
    Er schrie zurück: »Wir schaffen es! Wir schaffen es!«
    Alle wußten, was jetzt zu tun war. Wir feuerten uns gegenseitig an. Es ist völlig gegen den Instinkt, auf eine solche Gefahr zuzugehen. Man will seinen verletzlichen
    Körper einem solchen Risiko nicht aussetzen. Man will einfach nur die Augen schließen und sie viel später erst wieder öffnen, wenn alles wieder ruhig ist.
    »Alles okay?«
    Ob die anderen weiter unten uns hörten, spielte keine Rolle. Sie wußten, daß jetzt etwas passieren mußte, und sie wußten auch, daß wir aller Wahrscheinlichkeit nach vorrückten und diese Soldaten angriffen, die uns haushoch überlegen waren.
    Ohne nachzudenken wechselte ich das Magazin. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Schuß übrig waren. Es war immer noch ziemlich schwer. Vielleicht hatte ich aus diesem nur zwei oder drei Schuß abgefeuert. Daher steckte ich es mir für später ins Hemd.
    Stan hob den Daumen und erhöhte die Schußrate des Minimi , um den Vorstoß einzuleiten.
    Ich war in Hockstellung und blickte auf. Dann holte ich tief Luft, stand auf und rannte los.
    »Verfluchte Scheiße!«
    Uns kam massiertes Deckungsfeuer entgegen. Doch beim Rennen schießt man nicht. Das hält einen bloß auf. Man muß nur vorstürmen, sich hinwerfen und schießen, damit die anderen nachrücken können. Sobald man auf dem Boden liegt, pumpen die Lungen so verrückt, daß der Oberkörper sich auf- und abbewegt. Man sieht sich nach dem Feind um, hat aber Schweiß vor den Augen. Den wischt man weg, und die Waffe tanzt auf der Schulter. Man will sie in eine gute Schußposition bringen, wie auf dem Schießstand, aber so läuft das nicht. Man versucht, sich zu beruhigen, um zu sehen, was sich abspielt, aber man will alles gleichzeitig tun. Man will nicht mehr so schwer atmen, damit man die Waffe vernünftig in Anschlag bringen kann. Man will den Schweiß abwischen, damit man das Ziel besser sieht, aber man will dazu den Arm nicht bewegen, denn man hat die Waffe schon schußbereit, und schießen will man auch, um die anderen zu decken, die gerade vorstürmen.
    Ich sprang hoch und stürmte weitere 15 Meter vor - weitaus mehr, als es die Lehrbücher vorschreiben. Je länger man steht, um so länger bildet man ein gutes Ziel. Doch es ist ziemlich schwer, einen schnell rennenden Mann zu treffen, und wir waren high vom Adrenalin.
    Man ist völlig in eine eigene kleine Welt versunken. Chris und ich rannten vor, Stan und Mark gaben uns mit dem Minimi Deckung. Feuer - rennen. Die anderen folgten uns auf die gleiche Weise. Die Irakis müssen gedacht haben, wir seien völlig verrückt, aber sie hatten uns in diese Situation gezwungen, und das hier war der einzige Ausweg.
    Wir sahen die Leuchtspurgeschosse auf uns zukommen. Wir hörten das brennende, zischende Geräusch, wenn die Salven an einem vorbeisausten oder im Boden einschlugen und in die Luft spritzten. Es war fürchterlich. Man kann nichts anderes tun als aufspringen, rennen, hinwerfen, aufspringen,

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