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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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fertig war, löste er Bob auf Wache ab. Alles wirkte völlig selbstverständlich, so gelassen wie bei einem wohlgeübten Drill, der buchstabengetreu befolgt wird. Bob, der seit unserer Ankunft nur geschlafen hatte, meckerte, daß wir schon so früh weiterziehen mußten.
    »Wir brauchen eine Gewerkschaft«, sagte er. »Diese Arbeitszeit ist ein Skandal.«
    »Und das Essen ist beschissen«, gab Mark dazu.
    Diese Witzchen wirkten wohltuend, denn sie entspannten die Atmosphäre.
    Dinger holte seine Zigaretten heraus. »Scheißdreck, wenn die sowieso wissen, daß wir hier sind, kann ich auch eine rauchen. Vielleicht bin ich in ein paar Minuten schon nicht mehr unter den Lebenden.«
    Wir waren nun abmarschbereit, falls es nötig sein sollte. Alles hatte insgesamt drei Minuten gedauert. Wir hatten noch etwa anderthalb Stunden Tageslicht. Unsere beste Waffe war unser Versteck gewesen, aber der Junge hatte uns entwaffnet. Kämpfen konnten wir hier nicht. Es war ein solcher Engpaß, daß sie bloß ein paar Sprengladungen brauchten, um uns zu erledigen. Die einzige Möglichkeit war, hinaus ins Freie zu treten und zu kämpfen. Vielleicht konnten wir entkommen. Doch wenn wir hierblieben, saßen wir in der Scheiße. Aber draußen im offenen Gelände saßen wir ebenfalls tief drin, weil es keine Deckung gab. Da gerieten wir vom Regen in die Traufe; in der Traufe hatten wir allerdings immerhin eine geringe Chance.
    Aus Richtung Süden hörte man das Gerümpel eines Kettenfahrzeugs. Jetzt kamen wir nicht mehr aus dem Wadi heraus. Es war zu spät. Unser einziger Ausgang war durch dieses Panzerfahrzeug versperrt. Wir mußten hier bleiben und kämpfen.
    Ich verstand nicht, warum sie einen gepanzerten Wagen auf dieses begrenzte Gelände brachten. Sie mußten doch annehmen, daß wir Panzerfäuste dabei hatten?
    Wir schnappten die 66er und suchten uns eine vernünftige Schußposition. Chris tänzelte mit seiner Afrikakorps-Mütze herum, deutete auf unsere MGs und wies uns wie ein geduldiger Ausbilder an: »Und denkt immer an den Rückstoß, Jungs. Bitte, denkt an den Rückstoß. Ich freue mich schon auf meinen nächsten Samstagabendausgang, und das letzte, was ich brauche,
    sind Brandnarben im Gesicht.«
    Stan oben am Rand starrte durch das Visier seiner Minimi auf das vermeintliche Panzerfahrzeug. Es dröhnte näher. Metall glänzte, als es in Sicht kam. Verdammt, was war das? Es sah nicht aus wie der
    Mannschaftswagen, den wir erwartet hatten.
    Da schrie Stan: »Das ist ein Bulldozer!«
    Unglaublich! Hier würde bald ein größeres Gefecht stattfinden, und da kam ein Idiot mit einem Bagger daher! Er fuhr in etwa 150 Metern Entfernung an unserer Stellung vorbei, aber der Fahrer bemerkte uns nicht. Er trug Zivilkleidung. Vermutlich war er hier völlig ahnungslos unterwegs.
    »Nicht schießen«, sagte ich. »Warten wir erstmal ab.«
    Der Fahrer war voll damit beschäftigt, einen Weg aus dem Wadi zu finden. Er schien eine Ewigkeit hin und her zu manövrieren.
    »Scheißdreck«, sagte ich zu Vince. »Wir müssen los. Wir können doch hier nicht einfach so stehenbleiben.«
    Es wäre ideal gewesen, bis zum letzten Tageslicht zu warten, aber ich spürte, daß die Situation außer Kontrolle geriet.
    Dann verschwand der Bulldozer plötzlich, und das Motorengeräusch wurde immer leiser. Der Fahrer hatte wohl die Lücke gefunden, die er gesucht hatte.
    Es war Zeit zu gehen. Stan holte die Jungs mit den Minimis herein, damit jeder mitbekam, was ich zu sagen hatte.
    Wir hockten uns mit angelegtem Tragegestell und den Rucksäcken vor uns nieder. Das war riskant, weil wir alle zusammen waren, aber es war unvermeidbar. Jeder mußte wissen, was nun zu geschehen hatte.
    Ich begann mit den offensichtlichen Tatsachen. »Wir hauen hier ab. Wir gehen nach Westen und versuchen die Luftabwehrgeschütze zu meiden. Dann geht es nach Süden zum RV mit dem Hubschrauber. Der Zeitpunkt ist morgen früh um 4 Uhr.«
    »Wir sehen uns im Pudding Club«, meinte Chris.
    »Scheißdreck«, sagte Dinger mit seiner fürchterlichen Kino-Stimme. »Nach Westen, junger Mann, nach Westen.«
    Wir schulterten die Rucksäcke und überprüften noch mal unsere Tragegestelle. Alles andere wurde zurückgelassen, selbst die Claymores, denn wir hatten keine Zeit, sie zu holen.
    Die S60er-Stellungen ließen uns nur einen Fluchtweg: zuerst nach Westen, dann nach Süden und, soweit es ging, den Bodenwellen folgend. Aber abhetzen würden wir uns auch nicht. Wir wollten keine Fehler begehen. Wir

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