Die Maetresse bis Martini
feststellte. Die Zofe weigerte sich nämlich, eine Hebamme oder Heilkundige zu suchen, die unerwünschte Schwangerschaften abbrach. „Das ist Sünde! Kinder sind ein Geschenk von Gott.“, jammerte sie in einem fort, bis Katharina ihr den Mund verbot. Wenn das dumme Ding noch einmal lauthals plapperte, hatte sie eine heftige Diskussion mit Karl am Hals.
„Gut, Leni, ich werde nichts unternehmen. Beruhige dich und hilf mir ins grüne Kleid!“ Es gab noch andere Mittel und Wege, um ein Kind loszuwerden. Doch als sie oben an der Treppe stand und auf die Stufen hinunterblickte, verließ Katharina der Mut. Es sei ganz leicht, sich fallen zu lassen und es tue auch nicht weh, hatten ihr mehrere Frauen erzählt, als sie noch ihre Schneiderei hatte. Für arme mussten die Hausmittel reichen. Katharina war entschlossen und holte Luft. Was war, wenn das Kind weiterlebte? Sollte sie dann ein zweites oder drittes Mal fallen? Was war, wenn sie sich einen Arm brach? Der Weg nach unten war so lang! Sie trat einen Schritt zurück. Musste sie gleich fallen? Warum wartete sie nicht bis morgen? Eine Frage nach der anderen tauchte auf und sie erkannte nach einer Weile, dass diese Entscheidung ihr Herz zerriss. Jahrelang hatte sie auf ein Kind gewartet und darum gebetet. Nun war sie schwanger und hatte keinen Ehemann dazu. Wenn sie das Kind zur Welt brachte, galt sie als Hure und landete auf der Straße. Wenn Karl sie weiterhin als Mätresse wollte, war sie Konkurrenz für seine Frau und stets von seinen Launen abhängig. Was war, wenn er Kinder ablehnte? Sie sollte zuerst mit ihm darüber reden, aber dann wüsste er, was mit ihr los war. Wie konnte sie dann die Schwangerschaft beenden? Es war alles so verworren, so verschoben und verrückt. Katharina entschied sich gegen die Treppe. Es gab eine andere Lösung, eine bessere als diese. Nur welche ? Und wann?
Konnte Jochem helfen?
Am Ostermorgen war seine Katharina wieder fröhlich und sprudelte vor guter Laune über. Karl war erleichtert, dass die dunklen Seelenwolken weiter gezogen waren. Zusammen mit Anna legten sie den neuen Obstgarten an, der im nächsten Jahr reich tragen sollte. Friedhelm hatte interessante Neuigkeiten aus Frankreich mitgebracht und konnte stundenlang von den Empfängen und Bällen in Versailles erzählen. Er hatte sogar Musik mitgebracht und die drei Hofmusiker studierten begeistert die neuen Melodien ein, mit denen der Frühling leichter zu werden schien.
Katharina überreichte Karl einen prächtigen dunkelgrünen Rock, den sie eigenhändig für ihn genäht und mit Silberfäden bestickt hatte. Er staunte über ihre Kunstfertigkeit und war beschämt, dass er für sie nur ein Paar Perlenohrringe erstanden hatte. Doch Katharina war begeistert und ersetzte ihre einfachen Amethystanhänger durch die edlen Perlen. „Sie sind so wunderschön! Ich danke dir!“ Bildete er sich ein, dass sie ihm etwas sagen wollte? Ihre Augen funkelten vor Freude und verbargen gleichzeitig ein großes Geheimnis. Geduldig wartete er bis zum Nachmittag, was sie ihm mitteilen wollte, doch sie beschäftigte sich bereits mit anderen Dingen. Was war mit ihr los? Seit Tagen schwankte ihre Stimmung zwischen betrübt und überglücklich. War sie krank?
So beschloss er, den schnellsten Weg zu ihr zu nehmen. Er zog sich früh mit ihr von der Abendgesellschaft zurück und trank mit ihr eine heiße Schokolade im Studierzimmer. Dabei beobachtete er sie genau, denn so verriet sie sich. Ihr Blick blieb an einem Porträt hängen, das ihn mit vier Jahren zeigte.
„Hast du Angst davor, dass ich mit meiner Ehefrau Kinder haben werde?“, fragte er sie unvermittelt und war stolz auf seine Kombinationsgabe.
„Nein!“, stieß sie hastig hervor, „Ich mag Kinder sehr.“
„Sie sind ein notwendiges Übel.“, klärte er sie auf. „Wenn ich heirate, muss ich drei oder vier in die Welt setzen. Aber lass uns von anderem reden. Was hältst du morgen von einem großen Ausritt?“
„Gerne“, stimmte sie ihm zu, obwohl ihr Herz schwer wurde. Er wollte keine Kinder! Was hätte sie darum gegeben, ihm zu sagen, dass sie guter Hoffnung war! Dafür schlief er heute im eigenen Bett!
Obwohl sie ihre Tür geschlossen hatte, stieß er sie auf und kam mit raschen Schritten zu ihrem Bett. „Ich soll alleine schlafen? Wie kommst du auf diese Idee? Du machst, was ich will!“
„Nein!“ Empört funkelte sie ihn an.
„Du hast nur Anrecht auf dein Bett, wenn deine Blutungen einsetzen. Heute schläfst du bei
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