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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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Gründen eine neue Kaiserin zu suchen. Bianca verdrängte diese Möglichkeit, so gut es ging, und ganz tief in ihrem Herzen hoffte sie, dass Friedrich für immer an ihrer Seite bleiben würde – auch wenn er sie nicht heiraten konnte.
    Friedrich hatte dieses Thema nie auch nur mit einem einzigen Wort berührt, und selbst in ihren glücklichsten und intimsten Momenten sprach er nicht über die Zukunft. Sie würden gemeinsam nach Jerusalem ziehen und dann zusammen zurückkehren ins Königreich Sizilien. Was dann geschehen sollte, wusste Bianca nicht – und sie hütete sich, danach zu fragen.
    Karim hatte ihr geraten, den Augenblick zu genießen und nicht allzu weit in die Zukunft schauen zu wollen. Dass Friedrich sie liebte, konnte jeder sehen, der Augen im Kopf hatte. Er umsorgte sie mit einer Zärtlichkeit, die in seltsamem Gegensatz zu seiner sonstigen Härte, seiner Ungeduld und seinem Starrsinn stand. Doch sie waren weit weg von zu Hause, im Morgenland, auf der anderen Seite des riesigen Meeres, und hier galten andere Gesetze. Der Kaiser war freier in seinen Entscheidungen, es gab keinen Hof mit seiner Etikette und seinen Ränkespielen und wenig Pflichten zur Repräsentation.
    Manchmal hatte Bianca Angst, dass alles anders werden könnte, wenn sie erst wieder sizilianischen Boden unter den Füßen spürten und Friedrich von seinem gewohnten Alltag eingeholt werden würde.
    Was sollte sie tun, wenn Friedrich sie nicht mehr liebte? Einmal hatte sie ihre Angst vor Karim ausgesprochen, und dieser hatte sie mitfühlend angesehen und ihr über die Wange gestrichen. Auch er wusste keinen anderen Rat als diesen: Lebe den Augenblick und die Liebe, solange sie dauert. Und sie solle niemals probieren, Friedrich festzuhalten, wenn er die Freiheit sucht. Sie hatte seine Worte noch im Ohr: »Denkt an Euren Falken und daran, dass man niemanden zwingen kann, einen zu lieben.«
    Sie sah nach vorn und schüttelte die aufkeimende Wehmut ab wie ein Hund das Wasser. Heute war nicht der Tag, über Eventualitäten zu trauern. Heute war ein Freudentag, und sie dachte an die Hochstimmung, die sie schon beim Aufwachen empfunden hatte. Der Kaiser wollte sie glücklich sehen, und diesen Wunsch würde sie ihm erfüllen.
    In der Ferne konnte sie die Türme von Jerusalem ausmachen, die Kuppel der Grabeskirche leuchtete in der Sonne. Der Stab des Kaisers hatte den Aufenthalt in Jerusalem minutiös geplant. Sie würden im Hospital der Johanniter Quartier nehmen, auf Befehl des Sultans würde der Kadi von Nablus die Stadt offiziell dem Kaiser übergeben, und dann war ein Gebet in der Grabeskirche geplant.
    Morgen, am Sonntag, würde ein Gottesdienst stattfinden, und der Kaiser hatte entschieden, erst nach der Messe das Gotteshaus zu betreten. Eine Geste der Bescheidenheit gegenüber der Kirche, denn trotz des erfolgreich beendeten Kreuzzugs war er immer noch ein Gebannter, einer, der nicht mehr zur Kirche der Christen gehörte. Zwar war ein Teil der kaiserlichen Berater der Meinung, die Exkommunikation des Papstes habe sich sozusagen durch den Abschluss des Kreuzzugs erübrigt, doch die Erfahrenen unter ihnen mahnten zur Vorsicht.
    Auch Friedrich tendierte dazu, den Papst vorerst nicht weiter zu reizen. Zurück im Königreich Sizilien, würde es genügend Anlass zur Auseinandersetzung geben.
    Sie ritten von Nordwesten auf die Stadt zu, da der Kaiser und sein Gefolge zuvor in Jaffa Station gemacht hatten. Bianca war von Jaffa enttäuscht gewesen – eine kleine, fast schmuddelige Stadt im Vergleich zu Akkon, mit einem Gewirr an Gassen, die für den Triumphzug des Kaisers viel zu schmal waren. Von Jaffa bis Jerusalem hatten sie zwei Tage gebraucht, da der Tross mit fast zehntausend Reitern nur langsam vorankam.
    Am Abend vor der Abreise hatte Friedrich ihr gestanden, wie froh er tatsächlich über die schnelle Einigung mit dem Sultan war. Ein Sturm hatte die Flotte aus dem Königreich Sizilien mit dringend notwendigem Lebensmittelnachschub für das christliche Heer vernichtet. Ein weiterer Schicksalsschlag, der diesen Kreuzzug getroffen hatte. Glücklicherweise war es dem Stab des Kaisers gelungen, die Nachricht so lange wie möglich geheim zu halten, denn zu groß war die Gefahr, dass die Ritter in Scharen das Heilige Land verlassen würden. Und das hätte dem Papst vollends das nötige Rüstzeug im Kampf gegen den Kaiser gegeben.
    Doch nun hatte sich alles wie von göttlicher Hand gefügt, und Bianca musste oft an den Engel denken, der ihr

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