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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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hin und wieder im Traum erschien. Durch alle Gefahren hatte er sie beschützt und sie ans Ziel geführt – zu dem Mann, den sie über alles liebte.
    Als sie in Jerusalem einzogen, wurden sie von den christlichen Bürgern der Stadt überschwänglich gefeiert. Friedrich lächelte und winkte den Menschen zu, und dann drehte er sich kurz nach hinten und schenkte Bianca einen Blick, der ihr alle Gefühle in seinem Inneren verriet, Stolz, Selbstbewusstsein – und die Liebe zu ihr. Bianca lachte ihn an und neigte leicht den Kopf, um ihm zu zeigen, dass sie verstanden hatte.
    Jerusalem – das war nicht nur eine Stadt, sondern der Ort, wo Christus unsagbar gelitten hatte, wo er gestorben und begraben war. Und Jerusalem war auch der Ort seiner Wiederauferstehung. Diese Stadt bedeutete gleichsam das Tor zum Himmel, und Bianca spürte, dass alle im Gefolge des Kaisers von derselben Kraft angezogen wurden. Hier befand sich das Grab Christi, und diese Stadt war der Nabel der Welt.
    »Nun bist du wie eine Kaiserin in Jerusalem eingezogen«, flüsterte er ihr nachts in ihrem Schlafgemach im Hospital der Johanniter ins Ohr. »Du bist meine einzige Kaiserin, mein Herz.«
    Bianca schmiegte sich in seine Arme.
    »Du hast sehr erhaben gewirkt, Federico«, sagte sie und strich über seine Brust. »Und du hast viele Menschen glücklich gemacht.«
    »Das ist meine Pflicht, cara mia. Deshalb bin ich Kaiser. Aber, Liebste, ich bin auch ein Mann. Und in dieser Eigenschaft will ich nur eine glücklich machen.«
    Bianca lachte, küsste ihn und erwiderte: »Du machst mich jeden Tag, an dem ich aufwache, glücklich und jede Nacht, in der ich einschlafe. Das ist mehr, als ich je erträumt habe.«
    Er knabberte an ihrem Ohrläppchen. »Und wir sind erst am Anfang.«
    »Federico, ich wünschte, unsere Liebe würde ewig dauern.«
    »Die Ewigkeit, Liebste, ist eine lange Zeit. Halte das Glück fest, solange es dauert.«
    Bianca nickte, aber sie fühlte Tränen hinter ihren Lidern. Friedrich verstand sie nicht. Er war taub für ihre Ängste, dass er sie eines Tages verlassen könnte – und sie wagte nicht, ihn um mehr zu bitten, als er zu geben bereit war.
    Bevor sie erschöpft von der Liebe einschlief, erinnerte sie sich an ein Gespräch mit Zamira, der Favoritin des Sultans. Die Liebe ist ein Kind der Freiheit, hatte sie selbst zu Zamira gesagt.
    Du Idiotin, schimpfte sie sich, kurz bevor die Müdigkeit ihre Gedanken lahmlegte, du Idiotin verstößt gegen deine eigenen Überzeugungen.

E r hatte sich wider besseres Wissen in die Kirche geschlichen, hoffte aber, in seiner Verkleidung nicht erkannt zu werden. Er trug den Ornat eines der Franziskaner und hatte die Kapuze seiner ärmlichen Kutte tief ins Gesicht gezogen. Baron Heinrich von Passau war skrupellos, aber nicht dumm, und dass heute in der Grabeskirche zu Jerusalem Weltgeschichte geschrieben werden würde, war ihm nur allzu klar. Gerüchte waberten durch die Stadt, der Kaiser würde sich zum König von Jerusalem krönen zu lassen. Andere, dass er der Messe gar nicht beiwohnen und die Stadt schon morgen wieder verlassen werde.
    Auf jeden Fall hatten die Spekulationen dazu geführt, dass die Grabeskirche zum Bersten gefüllt war. Ritter, Mönche, die Stadtväter und ihre Familien waren in die Kirche gekommen, und viele hatten nicht das Glück gehabt, einen Platz auf einer der Bänke zu erhalten. Sie standen in mehreren Reihen an den Seiten des Kirchenschiffs, was Heinrich von Passau die Möglichkeit gab, sich problemlos hinter seinen Vordermännern zu verbergen.
    Die monumentale Kirche war bereits zweimal zerstört worden, und besonders die Truppen des Kalifen al-Hakim hatten vor gut zweihundert Jahren ganze Arbeit geleistet. Die Grabeskirche war damals fast dem Erdboden gleichgemacht worden, selbst das Heilige Grab wurde abgebrochen.
    Erst vor rund achtzig Jahren war die Kirche, in der er jetzt stand, von Kreuzfahrern wieder aufgebaut worden. Von seinem Platz aus konnte er das Heilige Grab nicht sehen, aber Heinrich von Passau nahm sich fest vor, die Kirche nicht zu verlassen, ohne das Grab des Herrn berührt zu haben. Auch wenn er freiwillig niemals ins Heilige Land gepilgert wäre, konnte ein Kniefall nicht schaden. Und da ihn Biancas Verfolgung bis an den Nabel der Welt geführt hatte, wollte er den heiligen Ort nicht verlassen, ohne etwas für sein ewiges Leben getan zu haben. Was, wie Heinrich pragmatisch dachte, ihm zumindest ein kleines Stück näher zu seinem Schöpfer brachte,

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