Die Maetresse des Kaisers
endlich anfangen?«, fragte Heinrich in einem Ton, der nichts Gutes verhieß.
»Verzeiht, wenn ich mich verspätet habe«, entschuldigte sich Manfred, »aber ich habe von der Zusammenkunft eben erst erfahren.«
»Wenn die Diener zu langsam sind, müssen sie eben ausgetauscht werden«, maulte der König. »Ich hasse es, zu warten.«
»Nun«, beschwichtigte Wolfelin, der mit Heinrichs Launenhaftigkeit am besten umgehen konnte, »wir sind ja jetzt vollzählig und können beginnen.«
»Jetzt habe ich keine Lust mehr«, blaffte der König, und Manfred seufzte unhörbar.
Alle schwiegen, selbst Wolfelin wagte keinen erneuten Vorstoß.
»Haben wir Geld für einen Feldzug?«, fragte Heinrich plötzlich und riss die anderen aus ihren Gedanken.
»Ihr denkt an eine militärische Auseinandersetzung?«, sondierte Manfred vorsichtig.
»Habe ich mich nicht klar ausgedrückt?«
»Verzeiht, mein König, wenn ich lästig bin und noch einmal nachfrage. Habe ich richtig verstanden, dass Ihr in den Krieg ziehen wollt, und wenn ja, gegen wen?«
»Was für eine dumme Frage – gegen wen? Gegen Bayern natürlich.«
Der Abt aus St. Gallen lächelte den König nachsichtig an. »Ich bin kein Mann des Schwertes und im Denken langsam, wenn die Waffen sprechen sollen. Es ist noch nicht lange her, und Ihr wolltet einen Konflikt mit Eurem Schwiegervater in Österreich in Kauf nehmen, weil Ihr seine Tochter, Eure Frau, verstoßen wolltet. Nun sprecht Ihr von einem Feldzug gegen den Herzog von Bayern, den Euer Vater zu Eurem Berater gemacht hat. Habt Ihr keine Angst, dass Ihr wie in den Bergen aus einem kleinen Schneeball eine Lawine macht, die eine Schneise der Verwüstung zieht?«
Auch Manfred schaltete sich ein. »Der Herzog ist ein mächtiger Mann.«
»Ich verabscheue ihn. Und außerdem hat er mir selbst seine Abneigung und Feindschaft erklärt. Hier in Haguenau. Daran wird sich ja wohl jeder hier im Raum erinnern.«
»Und deshalb wollt Ihr gegen Bayern ziehen?« Manfred betrachtete den König wie ein Vater sein ungehorsames Kind. »Ist das nicht ein bisschen übertrieben?«
Der König funkelte ihn an. »Passt auf, was Ihr sagt. Ihr kennt Euch vielleicht mit Finanzen aus, aber das gibt Euch nicht das Recht zur Überheblichkeit.«
Manfred hielt es für besser, den unberechenbaren König nicht weiter zu reizen, und schwieg.
»Also, haben wir genügend Geld, um Söldner zu werben?«
Wolfelin nickte, riet aber dennoch zur Mäßigung.
»Schweig, Wolfelin. Ich werde hier nicht untätig versauern, sondern mein Reich vergrößern.«
»Was wird Euer Vater dazu sagen?«, wandte der Burgvogt vorsichtig ein.
»Mein Vater ist weit weg.«
»Aber er wird zurückkommen.«
»Dann hat er in seinem eigenen Reich genug zu tun. Der Papst hetzt jeden, den er dazu überreden kann, gegen den Kaiser auf.«
»Ich weiß nicht …«, begann Wolfelin, doch der König beendete die Unterredung.
»Wir machen es so, wie ich sage. Und der Kaiser wird nicht nach Deutschland kommen. Ich habe meinen Vater seit fast zehn Jahren nicht gesehen. Warum sollte er sich jetzt kümmern?«
Weil du Idiot sein Reich zerschlägst, dachte Manfred und erblickte in den Augen der beiden anderen Männer denselben Gedanken.
G iovanna hatte lange nachgedacht und beschloss, das Problem direkt an der Wurzel zu packen.
»Berengaria«, sagte sie eines Abends, »ich habe Euch und Euren Freunden lange genug auf der Tasche gelegen. Es wird Zeit, dass ich wieder einen Dienst antrete.«
Die Priesterin der Albigenser wirkte erstaunt. »Du bist sicher, dass du eine neue Dienststelle findest?«
»Ich weiß, was Ihr sagen wollt. Ihr meint, ich sei zu alt, und eine Frau wie mich werde niemand mehr haben wollen. Aber mein Entschluss ist gefasst. Ich werde von hier fortgehen.«
»Aber wohin willst du?«
»Über eineinhalb Jahre sind jetzt vergangen, seit Bianca und mein Neffe Lorenzo fliehen mussten. Von keinem der beiden haben wir je wieder etwas gehört. Es macht mich traurig, nicht zu wissen, wie es Bianca und Lorenzo ergangen ist, ob sie Freunde gefunden haben oder ob sie in Gefahr sind.«
»Nun«, warf Berengaria ein, »du gehst davon aus, dass sie noch leben. Doch ebenso gut kann ihr Schöpfer sie längst zu sich gerufen haben.«
»Ich glaube aber, dass sie leben. Und dieser Gedanke gibt mir die Kraft, mich auf den Weg zu machen. Und zwar nach Süden. Bianca hat damals davon gesprochen, ins Kloster der Ehrwürdigen Schwestern nach Bari zu gehen. Dort will ich nach ihr
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