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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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ließ.
    Friedrich kam zum Schluss seiner Ansprache und schloss mit den Worten, er wünsche ein schnelles Ende der Streitigkeiten mit der Kirche. Der Kaiser hatte auf Latein gesprochen, eine Sprache, die Heinrich von Passau perfekt beherrschte. Für alle, die des Lateinischen nicht mächtig waren, übersetzte der Hochmeister des Deutschen Ordens, Hermann von Salza, die Worte des Kaisers ins Deutsche und Französische.
    Während der Hochmeister des Deutschen Ordens sprach, fiel Heinrich auf, dass der Kaiser häufig fast zärtlich in eine bestimmte Richtung schaute. Eine neue Geliebte, vermutete der deutsche Baron, dem Friedrichs Affinität zu schönen Frauen nicht unbekannt war. Wieder fiel ihm das verträumte Lächeln des Herrschers auf, und die Neugier trieb ihn aus seiner Deckung heraus.
    Ich wusste es, dachte er, ein Weib hat ihn wieder mal um den Finger gewickelt. Offensichtlich hatten Amors Pfeile den Kaiser dieses Mal richtig getroffen, denn seine Augen konnten sich von der Frau kaum lösen. Heinrich von Passau vermochte nur den Rücken der geheimnisvollen Schönen zu sehen, doch plötzlich drehte sie den Kopf und zeigte ihm ihr Profil. Er zuckte zusammen. Das konnte nicht wahr sein. Er musste sich irren.
    Jegliche Vorsicht außer Acht lassend, schlich sich er vorwärts, um seinen Verdacht zu überprüfen. Sein Verstand sagte ihm, dass diese Frau nicht die war, für die er sie hielt. Und dennoch wurde er wie an einem Band zu ihr gezogen, immer weiter, bis er viel zu dicht in ihrer Nähe stand. Die Frau hatte ihr Antlitz dem Kaiser zugewandt und schien niemanden sonst zu sehen, doch Heinrichs Augen brannten sich in ihren Hinterkopf, und als hätte er ihr kraft seiner Gedanken befohlen, sich von Friedrich loszureißen, drehte sie langsam ihren Kopf in Heinrichs Richtung.
    Sie zeigte ein strahlendes Lächeln, doch nur einen Wimpernschlag später mischte sich Unsicherheit in ihren Blick, dann Unglauben.
    Und mit Genugtuung sah Heinrich, wie spätestens jetzt der Ausdruck des Glücks in Biancas Augen verschwand und Entsetzen an seine Stelle trat. Ohne Zweifel hatte sie ihn erkannt, und weil es ihm gelungen war, nur durch seine Anwesenheit die Glückseligkeit aus ihrem Gesicht zu wischen, deutete er einen frivolen Gruß an und zog sich dann, so schnell er konnte, in die düsteren Tiefen der Kirche zurück. Er erhaschte einen irritierten Blick des Kaisers, der Biancas Erschrecken bemerkt hatte und offenbar nicht wusste, was er davon halten sollte.
    Heinrich von Passau verließ die Kirche mit einem süffisanten Lächeln auf seinen schmalen Lippen. Die Karten waren neu gemischt, und er war zurück im Spiel. Und diesmal hatte er es mit einem Gegner zu tun, mit dem es sich lohnte, zu kämpfen.

[home]
    TEIL III
    Gefährliche Begierden

D er Raum war perfekt in seinen Proportionen, nicht zu groß, was eindeutig für ihn sprach. Manche würden vielleicht bemängeln, dass er trotz seiner zahlreichen floralen Verzierungen, seiner Rundbögen und filigranen Fenster nicht sehr repräsentativ wirkte. Und tatsächlich fehlte ihm die monumentale Erhabenheit von fürstlichen Gemächern, wie andere Paläste – zum Beispiel die in Foggia oder in Lucera – sie vorweisen konnten.
    Das Kastell Gioia del Colle, ungefähr eine Tagereise südlich von Bari und eine nördlich von Tarent gelegen, bot keinen Platz für einen kompletten Hofstaat, und genau dies war der Grund, warum sich Bianca hier so wohl fühlte.
    Seit einer Woche lebte sie auf Gioia del Colle und war bereits in dieses Schloss, das allenfalls die Größe eines Landhauses hatte, bis über beide Ohren verliebt. Wie in dem Zuhause ihrer Kindheit gab es auch hier einen Garten mit einer Laube und kleinen verschwiegenen Ecken. Die Obstblüte leuchtete in Rosa und Weiß, und Bianca sah mit Entzücken die vielen Kirsch-, Apfel- und Birnbäume. Später würden die Rosen blühen, die Lilien und der Mohn, und sie nahm sich vor, diesem Garten besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
    Vieles auf Gioia del Colle erinnerte sie an früher. Die Räume waren nicht größer als die auf der Burg ihrer Vorfahren und eher für den Vergnügungsaufenthalt einer kleinen Jagdgesellschaft gedacht als für die Regierungsgeschäfte eines Kaisers.
    Aber der Kaiser ist ja auch nicht anwesend, dachte Bianca. Er erledigte seine Regierungsgeschäfte anderswo. Friedrich hatte sie in dieses romantische kleine Kastell gebracht, sie umarmt, geküsst – und war dann mit allen Männern wieder

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