Die Maetresse des Kaisers
Wochen, spätestens in ein paar Monaten. Man sagt, dem päpstlichen Befehlshaber gehe das Geld aus.«
»Und das heißt?«
»Er kann die Söldner nicht mehr bezahlen. Papst Gregor wird nichts anderes übrigbleiben, als auf einen Waffenstillstand zu hoffen.«
»Und Johann von Brienne? Er hasst Friedrich.«
»Das ist wahr. Johann will seinen Schwiegersohn vernichten. Er sollte besser einlenken.«
»Aber Ihr fürchtet, er ist starrsinnig?«
»Es scheint, dass er gegen jede Vernunft weiterkämpft.«
»Karim, warum hasst er Friedrich so. Das hat etwas mit Isabella zu tun, oder?«
»Darüber sprecht Ihr besser mit dem Kaiser selbst.«
»Aber das ist unmöglich. Friedrich weicht mir aus.«
»Nun, dann ist es erst recht nicht meine Aufgabe, Eure Fragen zu beantworten.« Bianca schwieg, und Karim sah, dass seine Worte sie verletzt hatten. »Bitte versteht mich doch«, sagte er. »Friedrich vertraut mir. Er würde mir nie verzeihen, wenn ich Euch Dinge erzähle, die er lieber für sich behalten will. Aber eins darf ich Euch sagen. Johanns Hass auf seinen Schwiegersohn ist ungerecht, und der Kaiser hat mit keiner einzigen Tat dieses Verhalten heraufbeschworen, geschweige denn verdient. Er hat Isabella immer mit Respekt behandelt.«
»Danke, Karim. Ich habe auch nichts anderes vermutet.«
»Und trotzdem habt Ihr gezweifelt?«
»Nicht gezweifelt, aber ich fand keine Erklärung für diesen unbändigen Hass auf den Kaiser. Immerhin haben Friedrich und Isabella einen Sohn.«
»Konrad, ja. Er ist jetzt gerade ein Jahr alt.«
»Ist Friedrich ein guter Vater?«
Karim warf Bianca einen erstaunten Blick zu. »Schwer zu sagen. Auf jeden Fall liebt er Heinrich und Konrad, seine beiden Söhne.«
»Und die anderen?«
»Die anderen?«, fragte Karim.
Bianca lächelte vielsagend. »Es heißt, der Kaiser habe viele Nachkommen.«
Karim seufzte. »Also gut. Friedrich hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Kinder liebt. Das mag ungewöhnlich für einen Herrscher von seiner Bedeutung sein, aber ja, er ist ein guter Vater. Warum fragt Ihr das?«
»Weil ich ein Kind erwarte.«
Karim schwieg einen Moment und entgegnete dann: »Das ist wundervoll. Der Kaiser wird sehr glücklich sein.«
Bianca atmete tief durch. »Karim, ich habe Angst.«
»Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit. Ihr seid jung, Ihr seid gesund. Ihr habt keinen Grund, Euch zu fürchten. Aber wenn es Euch beruhigt, schicke ich Euch schon bald eine gute Hebamme.«
»Das ist es nicht.« Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Karim, dieser Mann aus Jerusalem, der, der mich schon einmal verfolgt hat, trachtet mir nach dem Leben. Und ich weiß nicht mehr, wo ich mich verstecken soll.«
»Wen meint Ihr?«
»Den Mann, den Ihr damals in Brindisi verjagt habt. Erinnert Ihr Euch?«
»Heinrich von Passau?«, fragte Karim ungläubig.
»Ihr kennt den Mann?«
»Aber natürlich. Er ist einer der deutschen Barone, die dem Kaiser mehr als einmal Verdruss bereitet haben.«
»Dann kennt Friedrich ihn auch.«
»Selbstverständlich. Ich habe ihm sogar damals von dem Überfall erzählt.« Er zwinkerte ihr zu. »Zu jener Zeit nanntet Ihr Euch Bianca, die Frau des Tuchmachers.«
»In welcher Beziehung steht dieser Heinrich von Passau zur Familie des Grafen Pucci?«
»Das weiß ich nicht. Vielleicht wird er einfach von den Puccis bezahlt.«
»Er wird mich töten, weil ich Enzio getötet habe.«
Karim wirkte überrascht. »Aber Bianca, wisst Ihr denn nicht – Enzio lebt.«
»Das kann nicht sein. Ich habe ihn erstochen und mit Giovannas Hilfe in den Burggraben geworfen.«
»Man sagt, ein Schwachsinniger habe ihn gefunden.«
»Pietro?«
»Seinen Namen kenne ich nicht. Alles, was ich weiß, ist, dass der Graf Pucci aus dem fauligen Wasser gefischt wurde und zu jenem Zeitpunkt noch nicht tot war. Er muss einen fähigen Medicus gehabt haben.«
»Aber …«, stammelte Bianca.
»Ich habe es auch erst vor ein paar Tagen gehört. Der Graf lebt.«
»Er ist also wieder ganz gesund?«, fragte Bianca fassungslos.
»Das kann man so nicht sagen. Ich hörte, er sei ein Krüppel.«
»O mein Gott. Das ist eine schlimmere Strafe für ihn als der Tod.«
»Ich denke, die hat er auch verdient.«
»Er wird mehr Hass in sich tragen als der Teufel persönlich.«
»Soll er daran ersticken. Bianca, seid unbesorgt, der Mann kann Euch nichts tun.«
»Hass findet immer einen Weg.«
»Es sind die Wege der Liebe, denen Ihr folgen solltet.«
Sie nickte, aber die Furcht, die aus ihren Augen
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