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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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unerträgliche Art Besitz von Heinrichs Nase. Mit Überwindung brachte dieser es fertig, Enzio anzusprechen.
    »Ich sehe, du bist auf dem Weg der Besserung. Was sagt der Medicus?«
    Enzio kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Ich weiß genau, was du denkst. Was will der Krüppel, denkst du. Das soll mein Freund sein? Lass dir sagen, Heinrich, du bist nicht der Erste, der mich so sieht.«
    Der deutsche Baron zog es vor zu schweigen.
    »Lass uns keine Zeit mit Lügen verschwenden«, sagte Enzio. »Du warst lange fort, du hast eine Menge von meinem Geld verbraucht. Spann mich nicht auf die Folter. Wie du siehst, ist mein ganzes Leben eine Tortur. Wo ist sie?«
    »Wenn du von der Gräfin Lancia sprichst …«
    Enzios Brüllen erstickte jedes weitere Wort. »Von wem soll ich sonst sprechen? Jeden Tag, jeden Schlag, den dieses verdammte Herz tut, denke ich an dieses mörderische Weibsstück. Du hast sie gefunden, sonst wärst du nicht hier. Also, wo ist sie?«
    Heinrich von Passau fixierte einen Punkt an der Wand hinter Enzio, damit er diesem nicht in die Augen sehen musste.
    »Sie ist die Mätresse des Kaisers.«
    Im Raum wurde es totenstill.
    »Was sagst du?«
    »Enzio, es ist die Wahrheit. Bianca Lancia ist die Mätresse Kaiser Friedrichs.«
    »Das kann nicht sein.«
    »Glaube mir, ich habe die beiden in der Kirche zum Heiligen Grab in Jerusalem gesehen. Ich war dabei, als sich der Kaiser die Krone aufs Haupt gesetzt hat. Ich, Heinrich von Passau, habe mit eigenen Augen die verliebten Blicke des Kaisers verfolgt. Und sie galten nur einer – deiner Bianca.«
    »Diese Hure. Töte sie.«
    »Enzio, sei doch vernünftig«, beschwichtigte Heinrich. »Ich habe keine Möglichkeit, an Bianca heranzukommen. Sie kennt mein Gesicht, aber vor allem kennt mich der Kaiser. Ich weiß nicht, in welchem seiner Paläste er Bianca versteckt, aber ich kann dir versichern, dass ich in keinen einzigen von ihnen hineinkomme.«
    »Dann finde verdammt noch mal jemanden. Du machst dir doch nie selbst die Finger schmutzig. Was ist mit diesem Kerl, der sich nur in Schwarz kleidet?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob er der Richtige für diesen Auftrag ist. Gib mir eine Weile Zeit.«
    »Ich kann aber nicht warten. Bianca muss sterben. Und wenn du zu den Assassinen gehst.«
    »Die Assassinen, Enzio, morden zwar für Geld, aber ich habe noch nie gehört, dass sie sich an einer Frau vergreifen. Ihre Opfer sind Herrscher – Könige, Fürsten, Bischöfe. Bestimmt keine unbedeutenden Mätressen.«
    »Und was ist mit dem Kaiser?«, fragte Enzio lauernd.
    »Trachtest du jetzt dem Kaiser nach dem Leben?« Enzio schwieg verdrossen, und Heinrich nahm den Faden wieder auf. »Der Kaiser, mein Lieber, ist eine Nummer zu groß für dich. Lass mich nachdenken und gib mir, wie gesagt, eine Weile Zeit.«
    Enzios Zorn schoss hoch wie eine Stichflamme.
    »Zeit«, schrie er, »du hattest fast zwei Jahre Zeit. Nichts hast du erreicht. Die Hure hat dich an der Nase herumgeführt wie einen Schwachsinnigen.«
    Heinrich von Passau kniff die Augen zusammen. »Ich habe mein Leben für dich aufs Spiel gesetzt, ich habe in Brindisi stinkende Leichen aus Säcken gezerrt, um das Luder zu finden. Ich bin über das Meer gefahren und habe mir die Seele aus dem Leib gekotzt. Und du wagst es, mir zu sagen, ich hätte nichts getan?«
    »Getan habt ihr viel, du und dein lächerlicher Mann in Schwarz. Aber geschafft habt ihr nichts. Und nicht genug, das Miststück wälzt sich mit dem Kaiser im Bett. Das Luder lacht über mich – dafür hat Bianca tausendmal den Tod verdient.«
    »Früher oder später wirst du an deinem Groll ersticken, und dann hat Bianca wirklich Grund zu lachen.«
    Enzio stöhnte vor Schmerzen, als er sein Körpergewicht ein wenig verlagerte.
    »Und wenn ich dir meinen letzten Beutel mit Münzen gebe, du musst einen Weg finden, die Hure zu bestrafen.«
    »Ich sagte doch, lass mir Zeit zum Nachdenken.«
    Enzio zögerte, lenkte dann aber doch ein. »Es ist leicht, einen Krüppel zu übervorteilen.«
    Heinrich von Passau empfand Abscheu vor Enzios jammerndem Selbstmitleid.
    »Eine Möglichkeit gäbe es«, grübelte er.
    Enzio fuhr auf. »Sprich, was hast du vor?«
    »Es ist nur eine vage Idee, aber Bianca ist nicht dumm. Sie wird auf der Hut sein und niemanden ungeschützt in ihre Nähe lassen.«
    »Und?«
    »Wetten, dass Bianca mit einem Angriff rechnet?«, sinnierte Heinrich.
    »Aber das hilft uns doch nicht.«
    »Sie erwartet einen Mann.«
    »Und wen

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