Die Maetresse des Kaisers
willst du schicken?«
Heinrich von Passau verzog seinen Mund zu einem kleinen Lächeln.
»Eine Frau.«
S eine Heiligkeit Papst Gregor IX . hatte soeben erfahren, dass die Städte Verona, Padua und Mantua aus der Liga der Kirchentreuen ausgeschert waren und sich weigerten, weiter gegen den Kaiser zu kämpfen, und entsprechend ungnädig war seine Stimmung.
Im Grunde war der Krieg, von dem er sich so viel versprochen hatte, jetzt schon verloren. Die Söldner forderten ihr Geld, doch die Schatzschatullen des Patrimoniums Petri waren so leer wie ein Taufbecken ohne Wasser. Er verfluchte den Kaiser, dessen schnelles Handeln und kluge Militärtaktik einen Sieg der päpstlichen Truppen vereitelt hatten. Er würde klein beigeben müssen, und das Eingeständnis dieser Schwäche ärgerte Gregor mehr als alles andere.
Er erwartete den Befehlshaber der kaiserlichen Truppen zum Bericht. Johann von Brienne hatte sich nach Gregors Meinung als Fehlgriff entpuppt, und es kam einer harten Strafe gleich, unter diesen Umständen mit dem Papst ein Gespräch unter vier Augen führen zu müssen.
Gregor, der sich keinerlei Selbsttäuschung hingab, war fest entschlossen, dem unglückseligen Johann von Brienne eine Audienz zu gewähren, die dieser nie wieder vergessen sollte. Er hielt Friedrichs ehemaligen Schwiegervater mittlerweile für einen Schwachkopf, dessen militärische Fehler nun der ganze Kirchenstaat zu büßen hatte.
Am liebsten hätte Gregor die Truppen gegen den Kaiser selbst angeführt, was ihm in seiner Eigenschaft als Oberhaupt der christlichen Kirche natürlich nicht möglich war. Und doch, er war sicher, dass unter seiner Befehlsgewalt die Welt jetzt eine andere wäre.
»Ihr seid ein armseliger Heerführer«, blaffte der Papst Johann von Brienne an. »Wollt Eurem Schwiegersohn eine Lektion erteilen und müsst stattdessen um den Schutz der Kirche bitten.«
»Wir haben nicht genügend Söldner geworben«, versuchte sich Johann zu rechtfertigen. »Die Übermacht des Kaisers war zu stark.«
»Nicht die Übermacht des Kaisers, Eure eigene Strategie hat Euch ins Verderben geführt. Friedrich bietet einen Waffenstillstand an. Den werde ich annehmen müssen.« Gregor hatte ihm keinen Platz angeboten, und Johann von Brienne stand mit hängenden Schultern da und senkte den Kopf vor dem Zorn des Papstes. »Und nun zu Euch«, fuhr Gregor fort. »Das Patrimonium Petri gewährt Euch vorerst Schutz. Vorerst, versteht Ihr? Eure Anwesenheit in meinem Einflussbereich wird der Kaiser nicht gern sehen. Und dank Eurer stümperhaften Kriegstaktik habe ich keinerlei Argument gegen Friedrich. Dank Euer muss ich tun, was der Kaiser sagt. Nehmt es mir also nicht übel, wenn ich wünsche, dass Ihr so schnell wie möglich den Lateranpalast wieder verlasst.«
Johann von Brienne schnappte nach Luft, um etwas zu sagen, doch eine gebieterische Geste des Papstes bedeutete ihm zu schweigen.
»Ich bin noch nicht fertig. Es ist besser für Euch, für den Stuhl Petri und möglicherweise auch für Kaiser Friedrich, wenn Ihr Euch einen künftigen Aufenthaltsort wählt, der möglichst weit von Rom entfernt ist. Um Euch die Qual der Wahl zu ersparen, habe ich mir bereits Gedanken gemacht und eine geeignete Stadt ausgewählt. Ich ernenne Euch hiermit zum Regenten von Konstantinopel, und Ihr könnt Euch glücklich schätzen, dass Ihr so glimpflich davonkommt.«
Die Worte des Papstes erstickten jeden Widerspruch im Keim, und welche Entgegnung auch immer Johann von Brienne auf der Zunge gelegen hatte, er behielt sie für sich. Und das wiederum trug ihm einen deutlich milderen Blick des Papstes ein.
»Gut«, sagte Gregor, »ich sehe, Ihr seid einverstanden, und wünsche Euch eine angenehme Reise.« Da Johann sich nicht von der Stelle rührte, wurde Gregor erneut ungeduldig. »Es ist alles gesagt. Ich habe meinem Standpunkt nichts hinzuzufügen.«
»Es gibt also nichts, was ich tun kann, um meine Fehler wiedergutzumachen«, begann Johann.
»Was sollte das sein? Unsere Kassen sind leer, die Städte wechseln die Seite, die Söldner laufen zu dem über, der mehr zahlt. Wenn Ihr wisst, wie Ihr die Situation zum Besseren wenden wollt, dann sprecht.«
»Was wäre, wenn dem Kaiser etwas zustoßen würde?«
»Was meint Ihr damit?«
»Ein Trauerfall, zum Beispiel.«
»Um wen sollte der Kaiser trauern, wenn nicht um seine Frau und seine Kinder. Doch seine Frau, Eure Tochter, ist seit zwei Jahren tot, und ich hoffe nicht, dass einer seiner Söhne erkrankt
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