Die Maetresse des Kaisers
bestanden aus Holzbalken, wodurch sie heimelig und gemütlich aussahen. Und durch die vielen Fensteröffnungen strömte das Sonnenlicht herein und malte Muster auf die Teppiche an den Wänden.
Eigentlich, dachte Bianca, ist es wie geschaffen für ein verliebtes Paar, das endlich mal allein sein will. Und der Stachel der Eifersucht schmerzte, als sie sich vorstellte, dass und vor allem mit wem Friedrich sich hier früher aufgehalten hatte. Gioia bedeutete Freude, und sie vermutete, dass der Kaiser hier die eine oder andere Wonne der Lust genossen hatte. Andererseits fand sie auf ihren Streifzügen durch das Kastell keinerlei Hinweise auf die frühere Anwesenheit einer Frau. Zumindest hatten seine flüchtigen Abenteuer hier keine Spuren hinterlassen, beruhigte sie sich.
Sie schalt sich eine Törin, dass sie überhaupt solche Gedanken zuließ, die einer Gräfin Lancia nicht würdig waren. Und doch ertappte sie sich immer wieder dabei, mehr über Friedrichs amouröse Vergangenheit erfahren zu wollen, als ihr zustand. Er selbst sprach nie davon, auch nicht über das Verhältnis zu seinen beiden verstorbenen Ehefrauen. Das wenige, was sie wusste, stammte von Karim. Aber da des Kaisers Freund und Leibarzt als Diskretion in Person galt, hatte sie auch hier nur ein paar Krümel an Informationen bekommen.
Seine erste Frau, Konstanze, musste eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen sein. Fast doppelt so alt wie Friedrich, war sie es gewesen, die ihn in die Geheimnisse des Erwachsenwerdens eingeweiht hatte. Wahrscheinlich, vermutete Bianca, auch in die Geheimnisse der Liebe.
Seine zweite Frau, Isabella, war offenbar das Gegenteil von Konstanze. Sechzehn Jahre jünger als Friedrich, war sie ihm nie eine Gefährtin und schon gar nicht eine Geliebte gewesen. Für beide hatte diese Ehe eine dynastische Pflicht bedeutet – für Isabella sogar eine Tortur.
Über Friedrichs zahlreiche Abenteuer wusste sie nichts, und es war ihr auch nicht gelungen, Karim irgendeine Äußerung zu diesem Thema zu entlocken. Der Sarazene blieb stumm wie eine Statue, und Bianca gab es auf, Dinge anzusprechen, die ihr offensichtlich verborgen bleiben sollten.
Sie bewunderte gerade die Kunst der Steinmetze, die den steinernen Thron geschaffen hatten, als sie den Klang galoppierender Hufe hörte. Ein Bote mit einer neuen Nachricht, vermutete sie, doch dann wurde ihr Karim an-Nasirs Ankunft gemeldet. Sie lief ihm eilig entgegen, und ihre Gefühle schwankten zwischen Freude und Besorgnis.
»Wie schön, Euch zu sehen«, begrüßte sie ihn. »Ich hoffe, Ihr bringt nur gute Nachrichten.«
»Der Kaiser lässt Euch grüßen«, erwiderte Karim, »aber er bittet Euch auch, noch Geduld zu haben. Er wird noch eine Weile beschäftigt sein.«
»Eine Weile?«
Karim lächelte. »Sagen wir ein paar Wochen.« Er sah, wie das strahlende Funkeln in ihren Augen erlosch und ein Ausdruck von Verlorenheit an seine Stelle trat. »Bianca«, versuchte er sie zu trösten, »ein paar Wochen sind nur ein Wimpernschlag, verglichen mit einem ganzen Leben. Friedrich wird zu Euch zurückkommen, aber das Land braucht ihn jetzt.«
Bianca nickte. Sie benahm sich nicht wie eine Frau, sondern wie ein Kind und empfand Scham, Karim ihre Enttäuschung gezeigt zu haben.
»Ihr habt recht, Karim, ich bin undankbar.«
»Ich glaube eher, Ihr seid einsam.«
»Ein bisschen vielleicht. Aber vor allem bin ich eine schlechte Gastgeberin. Ihr müsst hungrig und durstig nach dem Ritt sein. Kommt mit in den Garten, die Kirschbäume blühen prachtvoll.«
Sie bat die Köchin um einen Imbiss und schlenderte in Begleitung des Sarazenen zur Laube. Sie mochte Karim, auch wenn seine schweigsame Art sie oft verunsicherte.
Er war klug und nach Friedrichs Erzählungen einer der besten Ärzte überhaupt. Als Mann wirkte er stark und vertrauenerweckend. Sie fand seinen dunklen Teint und seine schwarzen Augen anziehend und fragte sich, ob Karim jemals eine Frau geliebt hatte. Seit sie ihn kannte, hatte er ihr gegenüber stets tadellose Manieren gezeigt, aber mit dem Blick einer Frau hatte sie längst den sinnlichen Schwung seiner Lippen entdeckt und vermutete ein wesentlich heißeres Feuer in seinem Inneren, als seine kühle Art ahnen ließ.
Sie wartete, bis Karim von dem knusprigen Hühnchen gegessen und sich etwas Obst genommen hatte.
»Wird es Frieden geben, Karim, oder müssen wir uns auf eine lange Zeit der Kämpfe einstellen?«
»Keine Sorge, der Frieden wird kommen. Vielleicht in ein paar
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