Die Maetresse des Kaisers
zu verhandeln.«
Eine Nuance in seiner Stimme machte sie hellhörig.
»Du verschweigst mir etwas, nicht wahr? Es geht nicht nur um Verträge.«
Friedrich hielt sie fest, antwortete aber nicht.
»Also? Was ist der Gegenstand eurer Verhandlungen?«
»Bianca …«
»Nein, Federico. Ich bin kein kleines Mädchen. Ich bin deine Frau und bald die Mutter deines Kindes. Bitte behandle mich auch so.«
»Nun gut, du hast es so gewollt. Papst Gregor und ich werden nicht nur über die Aufhebung meiner Exkommunikation, sondern auch über meine Ehe mit Isabella von England reden.«
Bianca löste sich aus seinen Armen und starrte ihn an.
»Was hast du gesagt? Ich verstehe nicht …«
»Ich glaube, du hast mich sehr gut verstanden. Bianca, Liebste, ich bin Witwer, und ich bin der Kaiser. Ich muss wieder heiraten, ob ich will oder nicht.«
»Ob du willst oder nicht«, wiederholte sie tonlos. »Willst du?«
»Das ist doch hier überhaupt nicht die Frage. Du sagst, du bist kein kleines Mädchen. Dann benimm dich auch nicht so. Sei erwachsen.«
»Wie ist sie?«
»Wer?«
»Diese englische Prinzessin. Wie ist sie?«
»Isabella Plantagenet? Ich kenne sie gar nicht. Warum?«
»Warum? Wie kannst du so etwas fragen. Weil sie deine Frau wird.« Alles in ihr war tot. Sie fühlte sich, als hätte ihr Herz aufgehört zu schlagen. »Und was wird aus mir?«, fragte sie leise.
»Was soll das denn heißen? Es bleibt alles, wie es ist. Isabella hat doch mit uns nichts zu tun.«
»Wie bitte? Was sagst du da? Ich fasse es nicht. Du erzählst mir, du wirst wieder heiraten. Irgendeine bleiche englische Prinzessin. Und das hat nichts mit uns zu tun?«
»So nimm doch Vernunft an. Es ist lediglich eine dynastische sowie eine politische Entscheidung.«
Bianca raffte ihren Rock. »Triff deine Entscheidungen, wie du es für richtig hältst. Ich werde jedenfalls nicht hierbleiben.«
»Bianca …«
Sie entfernte sich mit schnellen Schritten von der Voliere und lief zum Garten. Sie hörte, dass Friedrich ihren Namen rief, aber sie drehte sich nicht um. Tränen der Enttäuschung rannen ihr über die Wangen, doch sie war zu aufgewühlt, um stehenzubleiben und sie abzuwischen. Außerdem wollte sie möglichst viel Raum zwischen sich und Friedrich bringen. Er hatte sie tief gedemütigt, und sie würde ihm nicht auch noch den Triumph gönnen, ihre Verzweiflung zu sehen.
Plötzlich ergriff jemand ihren Arm und riss sie herum. Friedrichs zorniges Gesicht war dicht vor dem ihren, und seine Hand umklammerte schmerzhaft ihren Arm. Sie dachte, er wollte etwas sagen, aber stattdessen suchte er ihren Mund und küsste sie leidenschaftlich.
Er hielt sie fest und murmelte ihren Namen. Sie klammerte sich an ihn, und der Gedanke, dass sie sich die ganze Zeit vor genau dieser Situation gefürchtet hatte, schoss ihr durch den Kopf. Aber sie hatte die Angst verdrängt, immer gegen jede Vernunft gehofft, er werde bei ihr bleiben und nicht eine dritte Ehe eingehen.
Wut bemächtigte sich ihrer, über ihre eigene Naivität, aber auch über die Nonchalance, mit der Friedrich ihre Gefühle verletzt hatte. Sie wollte seine Worte der Liebe nicht hören und riss sich mit aller Kraft von ihm los.
Und als sie bebend vor Zorn vor ihm stand, hob sie die rechte Hand und schlug ihm hart ins Gesicht.
W olfelin, der Burgvogt von Haguenau, war zufrieden. Er hatte nicht zu hoffen gewagt, dass König Heinrichs fixe Idee, einen Feldzug gegen den Herzog von Bayern zu führen, dermaßen glimpflich, ja, man könnte fast sogar sagen, erfolgreich ausgehen würde. Aber der junge König hatte es tatsächlich geschafft, den erfahrenen Bayern zu unterwerfen. Der Sieg im Süden Deutschlands hatte Heinrich derart beflügelt, dass er auf dem Rückweg ins Elsass auch noch die Stadt Straßburg mit ihrem widerspenstigen Bischof angriff.
Der Bischof, der unablässig gegen Wolfelin opponierte, war dem Burgvogt schon lange ein Dorn im Auge und ein Hindernis auf seinem eigenen Weg zum Reichtum. Denn durch die Münzrechte, die der Burgvogt an andere Städte als Straßburg vergab, verdienten Kaiser und König, aber ganz im Geheimen auch Wolfelin.
Der Unmut des Königs bezüglich des papsttreuen Bischofs passte perfekt in Wolfelins eigene Pläne. Und wie vom Schicksal begünstigt, besiegten die Truppen des Königs auch diesen Widersacher. Über die Tatsache, dass die Söldner die Umgebung der Stadt völlig verwüsteten, sah Wolfelin großzügig hinweg, war doch für die Zukunft klargestellt,
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