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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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dass Straßburg ihm keine Steine mehr in den Weg legen würde.
    Auch finanziell stand die Pfalz wieder gut da. Das Heer war vom König entlassen worden, kostete also kein Geld mehr. Dem Herzog von Bayern waren diverse Zahlungen auferlegt worden, und der Straßburger Bischof hatte keine Möglichkeit mehr, Einnahmen aus Münz-, Schank- und anderen Rechten zu behindern.
    Sie hatten eine Glückssträhne, sagte sich Wolfelin und beschloss, diese entsprechend zu nutzen. Da er nicht nur in die Taschen von Kaiser und König, sondern auch in seine eigenen wirtschaftete, konnte er jetzt die Truhen wieder ein Stück mehr füllen. Niemandem würde es auffallen, denn so, wie er die Reichtümer hin und her schob, blieben die Bücher sauber.
    Sorgen machte ihm allerdings ein Brief des Kaisers. Friedrich kündigte einen Hoftag und seinen Besuch in der Stadt Ravenna an und wünschte dort auch seinen Sohn zu sehen. Er hatte Heinrichs Anwesenheit zwar nicht ausdrücklich befohlen, aber seine Worte ließen keinen Zweifel daran, dass der König der Aufforderung seines Vaters Folge zu leisten habe.
    Wolfelin hatte sich bisher immer auf seine Instinkte verlassen können, und in diesem Fall roch es förmlich nach Ärger. Er machte sich keine Illusionen, dass Kaiser Friedrich die Eigenmächtigkeiten seines Sohnes billigen würde. Den Herzog von Bayern hatte Friedrich selbst seinem Sohn als Berater zugedacht, doch Heinrich hatte sich mit dem Herzog überworfen, ja, schlimmer noch, ihn militärisch gedemütigt.
    Auch die Eskapade in Straßburg dürfte kaum Begeisterung beim Kaiser hervorrufen, dachte Wolfelin. Zwar hatte dieser seine eigenen Händel mit Papst Gregor, aber das gab seinem Sohn noch lange nicht das Recht, einen Streit mit einem papsttreuen Bischof vom Zaun zu brechen.
    Wolfelin entschied, zunächst einmal auf Zeit zu spielen und darauf zu hoffen, dass andere Aufgaben den Kaiser noch mindestens ein halbes Jahr in Apulien festhalten würden. Und wenn dann das endgültige Datum des Hoftags feststand, hatte man immer noch genügend Spielraum für einen geschickten Schachzug.
    Er warf einen Blick aus dem Fenster und sah, dass die Sonne schon im Westen stand. Manfred Lancia, der Graf aus dem Piemont, ein, wie er fand, überaus fähiger Verwalter, hatte schon gestern um ein Gespräch gebeten, und Wolfelin wollte es nicht länger aufschieben. Er ließ den Piemonteser deshalb zu sich rufen.
    »Ihr leistet gute Arbeit«, sagte er zur Begrüßung und bat Manfred, sich zu setzen. »Ich hoffe nicht, dass Ihr Haguenau verlassen wollt.«
    Er hatte diese Bemerkung nicht ganz ernst gemeint und war umso erstaunter, als Manfred nickte.
    »Ich fürchte, doch. Eure Bücher, Wolfelin, bergen zu viele Geheimnisse.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Das wisst Ihr doch selbst am besten.«
    Wolfelin rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her.
    »Ich weiß nicht, worauf Ihr hinauswollt, Graf Lancia. Die Bücher dieser Pfalz enthalten keinerlei Geheimnisse, sondern sind unschuldig wie ein neugeborenes Kind.«
    »Dann lasst mich sagen, dass Eure Keller zu viele Schätze enthalten.«
    »Das sind die Schätze des Königs.«
    »Aber sie sind nicht vollständig.«
    »Wollt Ihr damit sagen, dass es in der Festung Haguenau Diebe gibt?«
    »Ihr könnt Gedanken lesen, Wolfelin.«
    »Spart Euch den Sarkasmus. Was wollt Ihr von mir?«
    »Ein Geschäft.«
    Wolfelins Augen verengten sich zu Schlitzen. »Ich mache keine Geschäfte.«
    »Wir werden sehen.«
    Beide Männer schwiegen, und Manfreds offensichtliche Entschlossenheit verunsicherte den Burgvogt.
    »Ich bin bereit, Euch anzuhören«, lenkte er ein. »Mehr habt Ihr nicht zu erwarten.«
    »Habe ich Euch jemals von der Burg meiner Väter erzählt?«, begann Manfred. »Sie ist alt und ehrwürdig, aber leider auch ein bisschen baufällig.« Der Burgvogt antwortete nicht, und Manfred fuhr fort: »Es ist keine Ruine, aber ein paar Reparaturarbeiten hier und da würden ihr sicher guttun.«
    »Schade um Euer Erbe. Aber warum sollte ich Euch helfen?«
    »Wisst Ihr, ich habe mich in der Festung etwas umgesehen. Vor allem in den unterirdischen Gängen. Und bei der Gelegenheit habe ich eine höchst interessante Vorrichtung gefunden.« Wolfelin zeigte keine Reaktion. »Und diese Vorrichtung hat eine direkte Verbindung zu Eurem Sitzungssaal.«
    »Wenn das alles ist, was Ihr herausgefunden habt, dann rate ich Euch, so schnell wie möglich diesen Raum zu verlassen.«
    »Das ist nicht alles.«
    »Ich habe genug von Euren

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