Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
Vom Netzwerk:
wusste aus Erfahrung, dass der Liebesakt den Sultan weich und verletzlich machte. Schon oft hatte er im Bett Geheimnisse mit ihr geteilt, die eigentlich nur seine engsten Regierungsberater wissen sollten. Aber er vertraute ihr, und Zamira behielt das, worüber sie sprachen, für sich.
    Sie legte den Kopf auf seine Schulter und machte es sich an seiner Seite bequem. Ihre Finger streichelten spielerisch seine Brust.
    »Und was bereitet meinem Gebieter solche Sorgen?«, fragte sie endlich. »Wieder die Christen? Ich dachte, du hättest sie endgültig vertrieben.«
    »Das dachte ich auch, aber eine neue Kreuzfahrerflotte ist auf Zypern gelandet, und die ersten Schiffe sind schon auf dem Weg nach Akkon.« Er drehte sich Zamira zu und hielt sie fester. »Wieder ein Krieg. Ich bin müde, meine Blume. Wir haben viele Männer vor Damiette verloren. Wenn es in meiner Macht stünde, würde ich noch mehr Blutvergießen verhindern.«
    »Warum so verzagt, mein Gebieter? Du bist klüger als alle Führer der Christen zusammen. Lenke die Geschicke deines Landes, wie du es für richtig hältst. Was kümmern dich die zerlumpten Pilger und ungebildeten Kreuzfahrer.«
    »So einfach ist das nicht, Zamira. Die Pilger mögen töricht sein, und doch achte ich ihr Streben zu ihrem Gott, für den sie selbst den Tod in Kauf nehmen. Und nicht alle Kreuzritter sind plumpe Toren. Der Kaiser zum Beispiel ist ein höchst interessanter Mann.«
    Zamira hob den Kopf und blinzelte dem Sultan zu.
    »In welcher Beziehung?«
    Al-Kamil musste lachen. Zamira nahm sich manchmal Freiheiten heraus, die er eigentlich nicht dulden durfte, aber sie amüsierte ihn einfach zu sehr, als dass er ihren flinken Geist und ihren Sinn für Humor bremsen wollte.
    »Er versteht mehr von unserem Volk und unserer Religion als jeder andere Christ. In seinem Königreich – es nennt sich Sizilien – haben die Sarazenen Glaubensfreiheit. Und, meine Liebe, er unterhält einen Harem.«
    »Das ist allerdings ungewöhnlich«, gab Zamira zurück.
    »Der Kaiser spricht unsere Sprache und soll einen nicht zu stillenden Wissensdurst haben.«
    »Darf ich raten, mein Gebieter? Du möchtest ihn kennenlernen, diesen Führer der Christen.«
    Al-Kamil lächelte. »Ich kenne ihn schon. Um ehrlich zu sein, ich habe ihm ein Friedensangebot gemacht.«
    »Und?«, fragte Zamira gespannt.
    »Nun, er hat mir diplomatisch geantwortet und ist mir klug ausgewichen. Ich hatte auf bessere Nachrichten gehofft. Aber meine Boten sagen mir, dass er sein Heer nicht begleitet. Er ist vor der Abreise an einer Seuche erkrankt. Möglicherweise ist er tot.«
    Zamira schauderte. Krankheit und Tod waren ihr verhasst. Im Harem wurde über Frauenleiden gesprochen, über Geburten oder Komplikationen im Kindbett, aber niemals über so entsetzliche Dinge wie ansteckende Krankheiten oder gar Fieberseuchen, die viele Menschen in kurzer Zeit dahinrafften. Dank ihrer peniblen Hygiene waren den Frauen im Harem unappetitliche Beschwerden wie Durchfall oder Erbrechen ohnehin fremd, und allein der Gedanke daran löste in Zamira Ekel aus. Dass ein Kaiser, der offenbar das Interesse des Sultans hervorgerufen hatte, von Fieberanfällen geschüttelt gestorben sein sollte, erfüllte sie mit Schrecken und so unangenehmen Gefühlen, dass sie lieber das Thema gewechselt hätte. Doch al-Kamils Gedanken kreisten noch immer um den christlichen Herrscher.
    »Du trauerst doch nicht um ihn?«, fragte sie vorsichtig.
    Der Sultan schenkte ihr einen nachsichtigen Blick.
    »Bedenke, dass ein Mann anders fühlt als eine Frau, Zamira«, sagte er und strich über ihren weichen Busen. »Ist der Kaiser an der Seuche gestorben, so war es seine Bestimmung. Da gibt es nichts zu trauern. Allerdings werde ich meine Pläne ändern müssen.«
    »Du ziehst also doch in den Krieg?« Zamira bemühte sich, die Sorge aus ihrer Stimme herauszuhalten, aber al-Kamil kannte sie gut genug, um jede kleinste Nuance zu deuten.
    »Hab keine Angst, meine Süße. Ich werde nicht unbesonnen handeln. Die Kreuzritter werden gut beobachtet. Und solange sie unsere Grenzen beachten, warten wir ab.«
    Zamira spürte, wie sich seine Lust erneut regte, und sie war froh, ihn endlich ablenken zu können. Die Liebe, so fand sie, bot doch immer noch die beste Möglichkeit zur Flucht vor unschönen Gedanken. Und als gelehrige Schülerin der Odalisken schlug sie auf der Stelle diesen Weg ein.
    »Komm zu mir, mein Gebieter«, flüsterte sie verführerisch. »Vergiss die Christen. Das

Weitere Kostenlose Bücher