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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attilio Bolzoni
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Bann gesprochen: »Mafiosi, bekehrt euch. Der Tag des Gerichts wird kommen, an dem ihr für eure Missetaten Rechenschaft ablegen müsst.«
    31. Was ist die Hauptaktivität der Cosa Nostra?
    Wenn ich vor Ihnen stehe, sollen Sie die Schwere meiner Bedeutung spüren, und Sie sollen sie unterschwellig spüren. Ich werde Sie niemals bedrohen, ich werde immer mit einem Lächeln kommen, und Sie wissen, dass hinter diesem Lächeln eine Bedrohung steckt, die über Ihrem Kopf schwebt. Ich werde nicht kommen und zu Ihnen sagen: Das und das tue ich Ihnen an. Wenn Sie mich verstehen, gut; wenn nicht, haben Sie die Konsequenzen zu tragen.
     
    Tommaso Buscetta zu Giovanni Falcone, Juli 1984
     
    Die Hauptaktivität der Cosa Nostra ist die Schutzgelderpressung. Für die sizilianische Mafia ist das Schutzgeld, der
pizzo
, alles. Die Bosse können auf den Drogenhandel verzichten, auf Geldwäsche. Aber ohne die Schutzgelderpressung wäre die Cosa Nostra am Ende. Mit der Schutzgelderpressung, in Palermo
messa a posto
(das In-Ordnung-Bringen) genannt, gibt sich die Mafia zu erkennen und beherrscht ihr Territorium.
    Wer den
pizzo
als zweitrangige Nebentätigkeit der Organisation betrachtet, zeigt seine mangelnde Kenntnis der Cosa Nostra. Gewöhnlich unterscheiden dieselben Leute auch zwischen der Mafia, die schießt, der Mafia, die Geschäfte macht, der Mafia, die Politik betreibt, und der Mafia, die Gerichtsprozesse zurechtbiegt. Nichts ist abwegiger, als von verschiedenen Ebenen der Mafia auszugehen. Es gibt nur eine Mafia, nur eine Cosa Nostra. Je nach dem Zeitpunkt und nach den Erfordernissen schießt sie oder verhält sich ruhig, trifft sie Vereinbarungen mit dem Staat oder richtet ein Blutbad an, knüpft sie Beziehungen zur Politik oder bedroht die Politik, favorisiert sie bestimmte Geschäfte oder wendet sich anderen zu. Was auch immer geschieht und welche Strategie sie gerade verfolgt, Schutzgeld erpresst sie immer. Sie bringt immer etwas »in Ordnung«.
    32. Wer zahlt in Palermo Schutzgeld?
    Alle. Noch immer lehnen sich wenige, sehr wenige dagegen auf. Aber früher gab es nicht einmal die.
    Es funktioniert folgendermaßen: Jemand gründet eine Firma – ein Geschäft, eine kleine Fabrik, ein Unternehmen –, und nachdem er die Genehmigungen beantragt hat (manchmal auch schon vorher), fängt er an, sich Sorgen zu machen, wenn noch keiner gekommen ist, um die Dinge »in Ordnung zu bringen«. Er erschrickt, fragt sich, warum noch keiner vorbeigekommen ist, und fragt die anderen Geschäftsleute, warum er noch keine Forderung erhalten hat. Häufig versucht das Opfer selbst, die Dinge »in Ordnung zu bringen«
,
bevor jemand ihn darauf anspricht. Denn so weiß er, dass er künftig keine Probleme haben wird, dass er und seine Familie in Ruhe leben können. In einer Stadt wie Palermo ist die Sehnsucht nach der Mafia immer noch sehr groß.
    33. Wie hoch ist das Schutzgeld für einen Ladenbesitzer?
    Das hängt davon ab, wie groß das Geschäft ist und ob das Opfer »freundschaftliche« Beziehungen zu den Erpressern unterhält. Das Monatsgeld (
mesata
) für einen Laden mittlerer Größe beläuft sich auf etwa siebenhundert Euro, und es wird – trotz der Bezeichnung – häufig nur alle neunzig Tage kassiert. Es ist wie eine Steuer, die man allerdings nicht hinterziehen kann. Die Eintreiber sind gnadenlos: Wer nicht zahlt, geht ein großes Risiko ein, wer zahlt, schließt eine Art Lebensversicherung ab.
    Die Tarife sind von Zone zu Zone, von Bezirk zu Bezirk unterschiedlich. Der Besitzer eines Juwelierladens oder eines eleganten Geschäfts kann zwei- oder auch dreitausend Euro im Monat zahlen. Bei Kaufhäusern können es bis zu zehntausend Euro sein.
    Auch Ratenzahlung ist möglich. Die Bosse haben Verständnis: Sie gewähren Aufschub, stimmen Tilgungsplänen zu und räumen manchmal sogar einen kleinen Rabatt ein. Zu Weihnachten und zu Ostern muss aber alles beglichen sein. Von der Schutzgeldzahlung sind nur Geschäftsleute ausgenommen, die einen Trauerfall in der Familie haben.
    Wenn der Ladenbesitzer sich nicht selbst darum bemüht, herauszufinden, wem er das Schutzgeld übergeben soll, bekommt er einen Anruf: »Du musst dir jemanden suchen.« Ein paar Tage lang passiert nichts. Alles ist ruhig. Dann, eines Morgens, will er seinen Laden aufsperren, und das Schlüsselloch ist mit Schnellkleber versiegelt: ein Signal, dass jemand kommen wird, um das Schutzgeld einzufordern. Die geräuschloseste Waffe der Schutzgeldmafia in den letzten

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