Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Titel: Die Mafia kommt zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
werden.“
    „Ich glaube nicht, daß du das erreichst“,
Klößchen grinste. „Unsere Maßstäbe sind nämlich saustreng. Wie ich das sehe,
erfüllt keiner von uns die Bedingungen.“
    Der Montag quälte sich über die Runden.
Für Dienstag drohte eine schwere Englischarbeit. Alle, die zum TKKG gehörten,
beschlossen, heute keinen Hund von der Kette zu lassen und auf Ramba-Zamba in
der Pampa zu verzichten. Stattdessen wollten sie den ganzen Nachmittag büffeln.
Strong, der heute sein Studio geschlossen hielt, übernahm die Beschattung.
    Gegen 16 Uhr, kurz vor Beginn der
Arbeitsstunde, meinte Klößchen zu Tarzan: „Ich glaube, ich werde krank.“
    „Du meinst, du wirst nicht ausreichend
ernährt.“
    „Das sowieso. Aber außerdem drückt mein
Hals. Innen.“
    Er riß den Mund auf, streckte die Zunge
weit raus und zeigte die Gaumenmandeln.
    „Sind wie üblich mit Schokolade
überzogen“, meinte Tarzan, „aber darunter möglicherweise entzündet.“
    Klößchen latschte zur Krankenstation,
erhielt einen Halswickel von der Schwester und Lutschtabletten.
    „Bist du nun wirklich krank?“ fragte
Tarzan. „Oder ist es wegen der Englischarbeit.“
    „Nee, nee! Ist total echt. Auf
Bettlägerigkeit habe ich null Bock. Die Englischarbeit schreibe ich mit. Ist
zwar ‘ne Gemeinheit — noch so kurz vor den Ferien. Aber was soll der Mensch
machen, insbesondere der Schüler.“
    „Dann socke ich heute abend allein los.“
    Es war abgemacht, daß der TKKG die
nächtliche Beschattung übernahm, weil Strong bei Reebmann eingeladen war und
deshalb nicht konnte.
    Gaby schied sowieso aus. Karl hätte
mitgemacht, brauchte aber viel Schlaf. Wenn er sich die Nacht um die Ohren
schlug, würde sogar sein Computergehirn Lücken aufweisen — morgen bei der
Klassenarbeit. Er stand nur kurz zur Verfügung — während der Abendstunden.
    Also fiel die Nachtschicht auf Tarzan
und Klößchen, und jetzt blieb nur der Anführer der TKKG-Bande übrig.
    Ihn kippte es nicht aus den Schuhen,
wenn er mal weniger schlief. Und zu Halsentzündung neigte er sowieso nicht.
    Um halb acht rief er Strong an, wie
verabredet.
    Der hatte — Zeitung lesend wie ein
Blöder — Stunde um Stunde in dem kleinen Café verbracht und das Kraft-Center
nicht aus den Augen gelassen.
    „Keine verdächtigen Vorkommnisse“,
berichtete er. „Manowsky ist jetzt in seiner Wohnung. Den Wagen hat er in die
Tiefgarage gefahren, obwohl vor dem Haus genug Parktaschen frei sind. Es sieht
nicht so aus, als wollte er nochmal weg. Es sei denn — zu Fuß.“
    „Sie gehen jetzt zu Herrn Reebmann?“
    „Bin schon fast unterwegs.“
    „Ich kann erst um zehn mit unserer
Strickleiter abhauen. Bis dahin ist Karl auf Posten. Ihnen wünsche ich viel
Spaß heute abend.“
    Assessor Heinz Voss hatte Dienst. Das
bedeutete, daß Tarzan nicht übermäßig vorsichtig sein mußte. Voss würde ihn
nicht in die Pfanne hauen — im Falle der Entdeckung — , sondern beide Augen
zudrücken.
    Klößchen schnarchte bereits, als sich
Tarzan aus dem ADLERNEST stahl. Er wieselte zum Dachboden hinauf, holte die
Strickleiter aus ihrem Versteck, schlich durch den Flur bis zu dem Fenster, das
zu gewissen Zeiten von ihm und Klößchen benutzt wurde wie eine Tür, brachte die
Leiter an im Gewirr der Weinranken, stieg hinaus, zog das Fenster hinter sich
zu und kletterte hinab.
    Sein Rennrad war hinter dem Fahrradkeller
in einem dunklen Winkel versteckt. Im Eiltempo preschte er zur Stadt.
    Der Regen machte zur Zeit Pause.
Außerdem war es wärmer als gestern.
    Manowsky wohnte über seinem Studio, wie
den TKKG-Freunden inzwischen bekannt war. Hinter zwei Fenstern brannte Licht.
Aber man konnte nicht hineinsehen. Erstens lagen sie zu hoch, zweitens waren
die Vorhänge geschlossen.
    Karl stand in der Hofeinfahrt, hatte
eine Taschenlampe mitgebracht und sein Englischbuch.
    „So eine Beschattung“, schimpfte er, „ist
der reinste Stumpfsinn. Und nur auszuhalten, wenn man seine Gehirnzellen
beschäftigt. Sechs Lektionen kann ich jetzt auswendig. Die siebte pfeife ich
mir rein zwischen Zähneputzen und Einschlafen. Wieso kommst du allein?“
    „Willis Hals schmerzt. Innen.“
    „Aha!“
    „Nein, wenn ‘s das wäre, käme er mit.
Aber es ist echt. Ich übernehme jetzt, bis da oben das Licht erlischt. Dann
putzte ich die Platte.“
    Karl machte seinen Abflug.
    Tarzan lehnte sich an die Mauer,
beobachtete Manowskys Fenster und spielte aus dem Gedächtnis eine Schachpartie
nach, die sich kürzlich zwei

Weitere Kostenlose Bücher