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Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Titel: Die Mafia kommt zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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atzelt er hin zu ihr. Ist nur eine Frage der Geduld. Zum
Geier, ich habe sie auch nicht. Was aber ein Fehler ist. Aus der
Kriminalgeschichte weiß ich, daß die größten Ganoven erst nach Jahren überführt
wurden. Ohne Geduld seitens der Kripo ging nichts. Aber da wir nur Amateure (Nichtfachmann) sind, dürfen wir voreilig aufhören und die Unrast rauslassen. Aber bis Samstag
hält der Geduldsfaden noch. Wem der gerissen ist, der knotet ihn gefälligst
wieder zusammen.“
    „Es gibt Beschatter, die beschatten
solange, bis sie selber ‘nen Schatten haben — an der Glocke“, meinte Gaby. „Willst
du mich dem aussetzen, heh? Na, gut! Also bis Samstag.“
    Aber vorher kam der Freitag.
    An diesem Nachmittag waren Gaby und
Karl eingeteilt.
    Sie saßen in dem kleinen Café, wo sie
inzwischen Stammgäste waren, labten sich an Darjeeling-Tee und beobachteten das
Kraft-Center.
    Karl putzte gerade seine Brille, als
Gaby sagte: „Du, da scheint Feierabend zu sein. Alle acht Bodybuilder, die
vorhin rein sind, schwirren ab.“ Sie pustete gegen ihren Pony. „Und es ist noch
nicht mal fünf.“
    „Höchst verdächtig.“ Karl setzte die
Brille auf und rief der Serviererin zu, sie wollten zahlen.
    Kaum hatten sie das Wechselgeld
eingesteckt, als sie Manowsky entdeckten. Er kam aus dem Haus, trug eine
eiserne Miene zur Schau und stiefelte los.

     
    Mit ihren Rädern folgten sie ihm. Er
sah sich nicht um. Außerdem hielten sie genügend Abstand.
    Einkaufsstimmung herrschte in den
Straßen. Die Innenstadt war belebt, das Wetter mild wie Mai, und der Blütenduft
in der Luft kam nicht nur aus den Blumengeschäften.
    „Entweder will er verreisen“, meinte
Gaby, „oder die Fiebig steht tatsächlich auf dem Programm. Jedenfalls wirkt er
zielstrebig.“
    Manowsky ging bis zur Saller-Straße, wo
er in einer häßlichen Mietskaserne verschwand.
    Gaby und Karl beobachteten den Eingang.
Es dauerte nicht lange, dann kam Manowsky zurück, begleitet von einem Paar.
    Nie gesehen, dachte Gaby. Sonst würde
ich mich erinnern. Wie lang und dürr der Mensch ist! Sein linkes Augenlid
hängt. Er ist jünger als Manowsky, höchstens 28.
    Karls Blick hatte sich auf die Frau
konzentriert.
    „Also, die Fiebig ist das nicht“, gab
er von sich. „Die hier ist ganz schön mollig unter ihrem Regenmantel, außerdem
hat sie strohblondes Haar. Tarzan sagte, die Fiebig sei schwarzhaarig und
rassig.“
    „Karl“, Gaby flüsterte, obwohl niemand
in der Nähe stand. „Als Junge siehst du das vielleicht nicht sofort. Aber ich
wette mit dir, die Frau trägt eine Perücke. Wozu? Zur Verschönerung? Dieses
Strohdach ist ausgesucht häßlich. Also dient die Perücke der Verkleidung.
Bestimmt sind nachtschwarze Haare drunter.“
    „Du meinst... Aber wenn das Nicole
Fiebig ist, hätte sie sich in wenigen Tagen zum Pummelchen gefressen.“
    „Sieh doch mal genau hin. Um die Hüften
und so bewegt sie sich, als wäre sie ausgestopft unterm Mantel.“
    „Ich finde, sie bewegt sich wie Willi.“
    „Eben.“
    „Aber er stopft sich nicht aus.
Jedenfalls nicht unter der Kleidung, bei ihm sitzt es unter der Haut.“
    „Bei der hier nicht“, beharrte Gaby.
    Inzwischen schritten die drei die
Straße hinunter. Manowsky ging links der Frau. Sie klammerte sich an seinem Arm
fest wie an einem Rettungsanker. Ihr Gesicht versteckte sich hinter einer
Sonnenbrille, obwohl nur Schatten war, wohin man sah. Hinter den
Verdunklungsgläsern mußte sich die Blonde fühlen wie zehn Uhr abends.
    Unbemerkt folgten Gaby und Karl dem
Trio.
    Dessen Ziel war eine Garage, die auf
dem Grundstück einer alten Villa stand.
    Manowsky schloß das Tor auf. Alle
gingen hinein. Als der Wagen ins Freie rollte, saß die Frau hinterm Lenkrad,
Manowsky neben ihr, der mit dem Augenlid hinten.
    Gaby und Karl versteckten sich hinter
einer Litfaßsäule. Der Wagen fuhr vorbei.
    „Sieht komisch aus, der Opel“, meinte
Gaby. „So blasig im Lack.“
    Sie stiegen auf die Tretmühlen und
fuhren hinterher.
    Das Trio hatte es nicht eilig. An jeder
Kreuzung sprang die Ampel auf Rot, und der Opel mußte halten.
    Ziemlich lange hielt die
Sichtverbindung. Erst als im Hintergrund der gewaltige Gebäudeklotz des
Kaufhauses Rose auftauchte, war der Opel plötzlich verschwunden.
    „Der muß in einer Straßenseite sein“,
meinte Karl. „Wohin wollen die?“
    Sie begannen zu suchen.
     
    *
     
    Sie waren 22 Minuten zu früh da. Sie
überbrückten die Zeit in einem Parkhaus, wo sie sich nicht aus dem

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