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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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Baumstumpf erhob, funkelte bereits der Abendstern am Himmel. Bald würde es stockdunkel sein. Sie musste zum Leprosenhof zurücklaufen und mit Iven sprechen. Bestimmt wusste er Rat.
    Ihre Beine schmerzten, und ihre Kehle war so trocken, als hätte sie Staub gegessen. Unaufhörlich kreisten ihre Gedanken um Gabriel. Wer, außer dem Pater, könnte ihn mitgenommen haben? Gotthardt ahnte nichts von dem Kappeshof. Oder vielleicht doch? Aber wie sollte er Gabriel dort entdeckt haben? Alena wusste nicht mehr ein noch aus.
    Als sie den Hof erreichte, wartete Iven bereits am Tor auf sie. Ohne zu fragen, was geschehen war, nahm er sie in die Arme und drückte sie an sich.
    »Er ist fort … Gabriel ist fort«, schluchzte sie an seiner Brust.
    »Ich habe gespürt, dass etwas Schreckliches geschehen ist.« Iven küsste ihr Haar.
    »Bestimmt hat der Pater ihn geholt.«
    »Hat Mettel das gesagt?« Iven hob mit dem Finger ihr Kinn an, damit sie ihm in die Augen sah.
    »Nein, sie behauptet, nur einen Augenblick in der Scheune gewesen zu sein. Als sie dann wieder ins Haus ging, war Gabriel angeblich fort. Was soll ich jetzt tun, Iven? Ich kann nicht tatenlos abwarten.« Sie presste die Wange an seine Brust. »In der Kommende sagten sie, Pater Cornelius sei seit den frühen Morgenstunden in der Gemeinde unterwegs. Ich muss noch einmal dorthin. Vielleicht ist er ja mittlerweile zurück.«
    »Nein, Alena. Du gehst heute Nacht nirgendwohin. Hörst du?«
    »Aber ich kann nicht …«
    »Doch, du musst. Sieh dich an! Du fällst fast um vor Erschöpfung. Außerdem sind die Tore verschlossen. Seit den Aufständen darf sich des Nachts niemand mehr ohne Laterne in den Gassen aufhalten. Wir gehen morgen gemeinsam. Ich begleite dich.« Iven schlang die Arme um sie.
    »Aber der Pater wird Gabriels Seele durch das Feuer reinigen!«, schrie sie und riss sich los.
    »Was redest du da?« Ivens Hand klammerte sich um ihren Arm. Kraftlos sank Alena in die Knie. Die kleine Sophie regte sich, und jemand band sie von ihrem Rücken. Dann spürte sie nur noch, wie sie auf Armen davongetragen wurde.
    Die Gedanken schossen in ihren Kopf, als hätten sie nur darauf gewartet, dass sie die Augen öffnete. Vor dem Fenster erhoben sich die ersten Vogelstimmen, um den Tag zu begrüßen. Mit einem Ruck setzte Alena sich auf. Wie hatte sie schlafen können, wo Gabriel in so großer Gefahr war? Das schlechte Gewissen griff mit eiskalter Hand nach ihrem Herzen. Sie sprang aus dem Bett und warf sich ihr Kleid über. Sofort würde sie sich auf den Weg machen, um Gabriel aus den Fängen des Paters zu befreien. In dem Körbchen neben dem Bett erhob Sophie ihr Stimmchen. Fast hätte Alena das Mädchen vergessen. Sie hob die Kleine hoch, drückte sie an sich und eilte aus der Kammer. Vor dem Haus wäre sie beinahe über Diederich gestolpert, der wie ein Sack Mehl am Mauerwerk lehnte. In den schlaffen Fingern hielt er einen leeren Krug und schlief offenbar seinen Rausch aus. Neben ihm lag ein prall gefülltes Säckchen, aus dem der Rand einer Goldmünze hervorlugte und in der Sonne glitzerte. Er war der Verräter!, schoss es Alena durch den Kopf.
    Sie versetzte ihm einen Tritt gegen den Oberschenkel. »Warum? Warum hast du Gabriel an den Kirchenmann verkauft?«, schrie sie.
    Schwerfällig hob Diederich die geschwollenen Lider und blinzelte. »Was redest du da? Welcher Kirchenmann?«, brummte er in seinen Bart. Dann schloss er die Augen wieder, rollte sich auf die Seite und schlief weiter.
    Wie von Sinnen rüttelte Alena an seiner Schulter. »Wach auf, du elender Verräter!« Doch so laut sie auch schrie, der Schellenmann blieb liegen, als hätte ihn bereits der Tod geholt. Nur die schmatzenden Laute, die über seine Lippen kamen, zeugten noch von Leben in seinem Leib.
    Sophie begann zu schreien. Blind vor Sorge, hastete Alena mit dem Kind auf dem Arm davon. Nachdem sie ein gutes Stück die Straße hinaufgelaufen war, verlangsamte sie ihren Schritt und legte die Kleine an. Als sie schließlich den Kopf hob, sah sie, dass Änni ihr entgegeneilte.
    »Leni, was ist geschehen?« Die Freundin schloss die Arme um sie.
    Alenas Leib bebte unter den Schluchzern. Mit all ihrer Willenskraft hielt sie sich auf den Beinen, um nicht in den Staub zu sinken. »Gabriel … er ist fort! Der Kirchenmann hat ihn geholt.«
    Änni schüttelte den Kopf und führte sie zu einem Baumstamm. »Setz dich erst einmal. Komm, ich nehme dir die Kleine ab.«
    Alena wischte sich mit dem Ärmel die Tränen

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