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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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Murmeln nichts hören konnte. Sie musste hier raus, so schnell wie möglich, um Alena zu holen.
    Verzweifelt stellte Änni sich die Abstellkammer bei Licht vor. Vor ihrem inneren Auge sah sie Holzeimer, in denen feuchte Wischlappen lagen, Reisigbesen und Scheuerbürsten. Einen alten Stuhl, dem ein Bein fehlte, und eine Kiste, in der die Seife aufbewahrt wurde. Nichts war dabei, das sich zum Öffnen der Tür eignete. Verbissen trat Änni schließlich gegen das Holz. Doch die Wucht ihrer Tritte vermochte nichts auszurichten. Die Tür bewegte sich nicht. Änni wollte ihr Missgeschick nicht fassen. In einem Loch gefangen zu sein, während sich draußen das größte Unglück auf Erden anbahnte, war das Schlimmste, was einem widerfahren konnte.
    Alena brachte nicht einen Löffel Brotsuppe hinunter. Angewidert schob sie die Schale von sich. Allein der Anblick des wässrigen Suds ließ ihren Magen rebellieren. Jetzt war Schluss mit der Tatenlosigkeit! Es war bereits heller Tag, und die Tore der Stadt waren sicher längst geöffnet. Sie sprang auf und nahm Sophie aus dem Körbchen.
    Iven sah sie besorgt an. »Was machst du? Die Kleine schläft doch friedlich.«
    »Ich will Gabriel finden. Und wenn ich an jede Tür in der Stadt klopfe. Irgendwo muss er doch sein!«
    »Du bleibst hier, Alena. Noch hast du nicht genügend Kraft. Du wirst auf der Straße zusammenbrechen.« Iven umfasste ihren Arm. »Wir werden gemeinsam überlegen, was zu tun ist.«
    »Es gibt nichts zu überlegen!«, fauchte Alena. »Wenn wir tatenlos herumsitzen, ist Gabriel jedenfalls nicht geholfen.« Sie wand sich aus seinem Griff.
    »Bitte, Alena, dann lass mich wenigstens mit dir zusammen gehen!«
    »Die Gefahr für dich war groß genug, als du zum Hof der Kappesbäuerin gegangen bist. Willst du am Ende im Turm landen?« Alena legte die Hand auf die Klinke. Doch bevor sie die Tür öffnen konnte, flog sie auf und schlug gegen die Wand. Alena taumelte, fing sich jedoch schnell.
    »Hier bist du also, du faules Miststück! Was treibst du dich in der Kammer des Siechen herum?« Die Verwalterin blickte zu dem Säuglingskörbchen. »Hast du etwa mit ihm das Bett geteilt?«
    »Wie kommst du darauf? Er hat nur einen Augenblick auf Sophie achtgegeben.«
    Elsgen hob ungläubig eine Augenbraue. »Wer soll das glauben? Siechen, die sich auf dem Hof der Unzucht hingeben, droht die Verbannung auf die Äcker. Aber um den Siechen kümmere ich mich später.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung und fuhr fort: »Du bist in den letzten Tagen deiner Arbeit nicht nachgegangen, du träges Aas. Weißt du, was das bedeutet?«
    Alena wusste es nur allzu gut. Ihre Zeit auf dem Hof war in diesem Augenblick abgelaufen.
    »Pack deine Sachen und verschwinde! Und nimm ja das Balg mit!« Die Verwalterin verschränkte die Arme vor der Brust und nickte zur Tür.
    Ohne Iven noch einmal anzuschauen, verließ Alena mit der kleinen Sophie im Arm die Kammer.
    »Sie ist krank!«, hörte sie Iven brüllen, als sie die Treppe hinunterstieg, und wusste, seine Bemühungen, die Verwalterin umzustimmen, würden nicht fruchten. Wozu auch? Was sollte sie noch hier? Ohne Gabriel war alles sinnlos: die Arbeit und auch ihre Liebe zu Iven. Nie wieder würde sie seine Liebe ertragen können, wenn sie ihren Sohn nicht fand.
    In Windeseile packte Alena ihre wenigen Habseligkeiten zusammen und trat kurz darauf mit der Kleinen in den Hof. Dort wartete Iven mit einem Bündel unter dem Arm auf sie. »Ich gehe mit dir.«
    »Nein, Iven, bitte, bleib hier! Sie werden dich mit Gewalt aus der Stadt schaffen, wenn du dich innerhalb der Mauern blicken lässt.« Alena senkte die Lider. »Warte bis zur Siechenschau. Wenn sie dich besehen haben, bist du ein freier Mann.«
    Ivens Blick verfinsterte sich. »Ich kann dich doch nicht allein gehen lassen. Das bringe ich nicht übers Herz.«
    »Du bleibst hier! Bereite mir nicht noch mehr Sorgen, als ich ohnehin schon habe«, entgegnete Alena ungehalten.
    Iven öffnete den Mund, um etwas zu erwidern. Doch Alena ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Schwör bei meinem Leben, dass du mir nicht folgst«, verlangte sie. Der barsche Tonfall ihrer Stimme erschreckte sie selbst.
    Hilflos hob Iven die Hände. »Es wird nicht lange dauern, bis ich ein freier Mann bin.«
    »Schwörst du es?« Alena verlor die Geduld.
    »Ja, verdammt! Ich schwöre es. Aber versprich mir, dass du Gülich aufsuchst, sobald du in der Stadt bist.«
    »Erst einmal suche ich nach Gabriel.«
    »Aber dann gehst du

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