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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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zu Gülich und bittest ihn um Unterschlupf. Alena, versprich es mir. Sobald alles geregelt ist, werde ich dich holen.« Verzweifelt hielt Iven ihren Blick fest. »Bitte, sag, dass alles gut wird.« Er schloss die Arme um sie und drückte seine Lippen in ihr Haar.
    »Es muss alles gut werden, denn sonst hat das Leben keinen Sinn mehr.« Alena löste sich aus seiner Umarmung. »Ich werde alles daransetzen, meinen Sohn zu finden. Ich schwöre dir, sollte ihm jemand Leid zugefügt haben, wird er mit dem Leben dafür bezahlen.« Plötzlich fühlte Alena sich wie eine Kriegerin, die in die Schlacht zog, ohne Heer, Schwert und Schild zwar, aber mit ihrem Verstand als Waffe und der Gnade Gottes zu ihrem Schutz. Sie hatte genug geweint. Nun hieß es, den Kampf aufzunehmen. Den Kampf gegen den unbekannten Feind.
    Iven legte seine Hände um ihr Gesicht. »Auch wenn du den Engel nicht mitnehmen kannst, wird sein mächtiger Flügel über dich wachen.«
    Alena wandte sich ab und ließ Iven stehen, bevor sie die neugewonnene Fassung wieder verlor. In Gedanken bei ihrem Sohn, verließ sie festen Schrittes den Leprosenhof.

27. K APITEL
    K urz nachdem Alena durch die Hahnenpforte die Stadt betreten hatte, begegnete sie Diederich, der mit seiner Büchse zum Betteln unterwegs war. Mit gesenktem Haupt wollte er an ihr vorübergehen, als wäre sie eine Fremde.
    Alena stellte sich ihm in den Weg. »Du hast wohl einen guten Grund, mir nicht in die Augen zu sehen.«
    Diederich hob den Blick und tat überrascht. »Ach, Alena, du bist es! Jetzt wäre ich fast an dir vorbeigelaufen.« Sein Gesicht wirkte fahl und eingefallen, doch er war nüchtern.
    »Was hast du mit Gabriel gemacht? Sag es mir!«
    »Mit Gabriel? Was ist mit ihm?«
    »Du scheinheiliger Wicht! Ich weiß genau, dass du mit seinem Verschwinden zu schaffen hast. Der Kirche hast du ihn überlassen, nicht wahr?« Alenas Herz krampfte sich zusammen. Mit einem Mal fürchtete sie der Worte Wahrheit.
    »Zum letzten Mal: Ich habe nichts mit Gabriels Verschwinden zu tun. Warum verdächtigst du mich?« Die Sanftmut des Schellenmanns schlug jäh in Zorn um. Er hielt Alena die Büchse unter die Nase und klapperte damit. »Möchtest du nicht etwas spenden für die armen Siechen?«
    »Willst du mich für dumm verkaufen?« Alena schlug die Büchse fort. »Sag mir jetzt, was mit Gabriel geschehen ist! Ich habe dein mit Goldtalern gefülltes Säckchen gesehen, als du besinnungslos betrunken auf dem Hof lagst. Wer hat dich bezahlt?«
    »Ich … ich besitze kein Gold. Und wenn es so wäre, glaubst du, ich würde mit der Büchse durch Köln laufen?« Das fahle Gesicht des Schellenmanns überzog eine zarte Röte.
    »Ich glaube dir kein Wort.« Alena stand kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. Diederichs Verlogenheit war nicht zu fassen. Geräuschvoll sog sie den Atem ein. »Ich werde ihn finden, Diederich. Darauf kannst du dich verlassen. Und sollte ihm etwas zugestoßen sein, dann verabschiede dich schon einmal von deinem irdischen Dasein.« Vor Wut schnaubend, ließ sie den Schellenmann stehen und setzte eilig ihren Weg fort.
    In Köln bereiteten sich die Bürger auf das bevorstehende Hochfest Mariä Himmelfahrt vor. Die Häuser wurden mit Blumen geschmückt und hölzerne Madonnenstatuen sowie Götzenbilder in die Fenster gestellt. Karren, beladen mit Brettern zum Bau der Bühnen auf den Marktplätzen, wurden von kräftigen Ochsen durch die Straßen gezogen. Bald würde die Stadt voller Pilger sein, die an der Prozession teilnehmen wollten. Trotz des Trubels dachte Alena unentwegt an Gabriel. Ziellos irrte sie durch die Gassen. Jedes Kloster und jede der unzähligen Kirchen im Heiligen Köln wollte sie aufsuchen. Doch wo sollte sie beginnen? Wo würde sie mit der kleinen Sophie des Nachts schlafen? Vielleicht war es besser, wenn sie zuerst zu Gülich ging. Plötzlich vernahm sie eine Stimme, die ihren Namen rief. Mit einem Ruck wandte sie sich um und blickte direkt in Ännis abgehetztes Gesicht.
    »Gottschreck und Mergh haben Gabriel!«, stieß die Freundin atemlos hervor.
    Alena riss die Augen auf. »Gotthardt? Aber …? Wie geht es meinem Sohn? Ist alles in Ordnung mit ihm?«
    Ännis Augen füllten sich mit Tränen. »Ich weiß es nicht. Ich konnte mich gerade erst aus der Kammer befreien, in die Mergh mich gestern gesperrt hat. Da ging es dem Kleinen noch gut. Ich wollte dich holen, Leni.« Änni rang nach Luft.
    »Wir müssen ihn retten!« Alenas Knie zitterten. Wenn Gabriel in

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