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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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Statur eines Bären auf den Pfeffersack einschimpfte. »Herrjotsbedröjer!«, schrie er, ballte die Fäuste und schickte sich an, den Stand zu Kleinholz zu machen.
    Aus den Schimpftiraden schloss Alena, dass der Händler den Pfeffer wohl mit Mäusedreck gestreckt hatte, und nun nannte der Bär ihn einen Herrgottsbetrüger. Das roch nach Ärger!
    Angewidert schüttelte sie den Kopf und stieß Änni mit dem Ellbogen in die Rippen. »Bei dem haben wir doch selbst gerade Pfeffer gekauft. Den mag ich aber nun nicht mehr essen.«
    »Ich auch nicht.« Änni glitt von der Mauer, wühlte zwischen den Einkäufen auf dem Karren und zog schließlich das Pfeffersäckchen hervor. Im hohen Bogen warf sie es über ihre Schulter.
    Alena lachte und sprang ebenfalls von der Mauer. Dabei fiel ihr Blick auf die Kotzbank, wo die Schlachtabfälle für wenig Geld verkauft wurden. Ein junger Mann mit rot-braun gelocktem Haar schaute auf das Pfeffersäckchen, das hinter dem Mauervorsprung liegen geblieben war. Er packte den Euter, den er gerade erstanden hatte, in sein Bündel und schritt auf die beiden Frauen zu. Als er sie erreicht hatte, trat er hinter die Mauer und hob das Säckchen auf. »Braucht ihr das nicht mehr?«
    Alena entdeckte Traurigkeit in den moosgrünen Augen. Etwas in ihrem Herzen regte sich. »Lass es liegen! Mäusedreck ist drin.«
    Der Mann öffnete das Säckchen und roch daran. »Das ist ganz normaler Pfeffer.«
    »Aber der Mann dort behauptet« – sie deutete auf den Gewürzhändler, von dessen zerstörtem Stand zwei Stadtsoldaten soeben den Riesen abführten –, »er sei mit Mäusedreck gestreckt.«
    »Und wenn schon, das bringt mich nicht um. Wann komme ich mal in den Genuss von Pfeffer?« Er schaute auf den vollbeladenen Karren. »Braucht ihr Hilfe?«
    Änni wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. »Nee, wir wollen auf dem Aldemarkt übernachten. Proviant haben wir ja genug dabei.«
    Alena trat ihr auf den Fuß, woraufhin die Freundin zischend den Atem durch die Zähne zog. »Ist ja schon gut. War nur ein Scherz.«
    »Hat eure Herrin euch tatsächlich aufgetragen, das alles zu kaufen? Oder steht ihr vielleicht mit den Mengenangaben auf Kriegsfuß?«
    »Nein, sicher nicht«, entgegnete Alena. »Auch wenn es nicht so aussieht, aber lesen kann ich.«
    »Na, dann sind eure Herrschaften aber sehr gefräßig.«
    Alenas Blick verfing sich in den Augen des Mannes. Ein Flattern regte sich in ihrem Leib. Plötzlich schämte sie sich. Der Mann hatte nur einen Euter kaufen können und war bereit, Pfeffer mit Mäusedreck zu essen, während sie selbst ihren Karren voller Waren nicht von der Stelle bewegen konnten.
    »Ich schätze, unsere gefräßige Herrin wird sich noch gedulden müssen«, lachte Änni. »Dieser Karren ist viel zu schwer für uns beide.«
    Alena spürte, wie die Angst von ihr Besitz ergriff. Mergh würde einen Tobsuchtsanfall bekommen.
    »Ich kann es ja mal versuchen. Mein Name ist übrigens Iven.« Der junge Mann kam um die Mauer herum, ergriff die Deichsel und zog mit voller Kraft daran. Der Karren fuhr an. »Na, wer sagt’s denn?«, keuchte er.
    Doch der Triumph währte nicht lange, denn plötzlich krachte es, und der Karren neigte sich zur Seite. Zuerst rollten die Kohlköpfe auf den staubigen Boden, dann kippte die Kanne und tränkte die Einkäufe in Milch.
    »O nein!« Alena riss entsetzt die Augen auf und schlug die Hand vor den Mund.
    »Das war die Achse«, flötete Änni. »Nun kann Mergh selbst sehen, wie sie die Einkäufe nach Hause schafft.« In ihren Augen war Schadenfreude zu lesen.
    »Sie wird uns umbringen«, krächzte Alena, den Blick immer noch fassungslos auf den Karren gerichtet.
    »Da muss wohl ein Neuer her. Der hier ist hinüber.« Iven bückte sich und rüttelte an dem Rad.
    »Einen anderen haben wir nicht. Also, wir nehmen nur das, was wir tragen können. Über den Rest können von mir aus die Ratten herfallen.« Änni klaubte ein paar Pakete von Boden und Karren und klemmte sie sich unter den Arm. »Nun mach nicht so ein Gesicht, Leni. Was können wir denn dafür?«
    »Als ob Mergh das interessiert. Denk doch nur an die Strafe.«
    »Schlimmer kann es doch kaum kommen.«
    »Eure Herrin scheint ein ziemlicher Drachen zu sein.« Iven griff nach dem Euter, den er auf dem Karren abgelegt hatte. Sein Blick blieb an den Fleischpaketen hängen.
    »Ja, da ist was dran«, entgegnete Alena, band ihre Schürze ab und legte so viele Waren wie möglich auf das Linnen. Dann band sie

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