Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)
Seine Geliebte war tot. Es war kein böser Traum gewesen.
»Gotthardt geht es nicht gut«, raunte Mergh. Die Schwiegermutter hielt ihre Lippen an Alenas Ohr, als wollte sie ein Geheimnis verraten. »Er liegt in seinem Arbeitszimmer auf dem Boden und lässt sich nicht ins Bett bringen. Du solltest nach ihm sehen.«
Alena schluckte hart an dem Bissen Hammelfleisch. Die Strahlen der Mittagssonne erhellten das Speisezimmer. Den ganzen Vormittag hatten die Bediensteten über nichts anderes als über den Brand in der Straße Vor Sankt Matheis geredet. Es war das Haus der Krämerin gewesen. Doch wie sollte sie ihren Gemahl trösten? Und warum überhaupt? Er hatte doch die Ehe gebrochen, und dafür gehörte er bestraft.
»Warum gehorchst du nicht, Alena? Geh zu Gotthardt! Es ist deine Pflicht, an seiner Seite zu stehen.« Mergh ließ nicht locker.
Alena warf einen Blick zu Änni, die mit zusammengepressten Lippen den Kopf schüttelte, und fasste sich ein Herz. »Nein, Mergh. Ich gehe nicht zu Gotthardt. Ihr wisst selbst, dass es seine Geliebte war, die in den Flammen den Tod gefunden hat. Er hat Schande über sich gebracht, indem er die Ehe brach.«
»Du verlogenes Miststück! Sag so etwas nie wieder über meinen Sohn.« Mergh war von ihrem Stuhl aufgesprungen und starrte sie mit giftgrünen Augen an. »Gotthardt hat dich nicht betrogen. Wenn du das noch einmal behauptest, dann gnade dir Gott!«
Alena stierte auf des Vaters leeren Stuhl. Wäre er nur hier, dann würde die Schwiegermutter es nicht wagen, in diesem Ton mit ihr zu sprechen. Wenn er doch nur bald von der Reise zurückkäme!
Merghs Augen folgten Alenas Blick. »Der wird dir nicht zur Seite stehen, während ich dir das Leben zur Hölle mache«, schnaubte sie höhnisch. »Und nun geh, sonst wirst du wieder die Latrine reinigen.«
Seufzend erhob sich Alena. Es hatte keinen Zweck, Widerstand zu leisten. Aufbegehren würde alles noch viel schlimmer machen, als es ohnehin schon war. Das Wohlwollen nach der Nachricht über die Schwangerschaft hatte bei der Schwiegermutter nicht lange angehalten. Allzu bald hatte sie sich erneut in einen Drachen verwandelt, der unablässig Höllenfeuer spie.
Gotthardt lag zusammengerollt wie eine Katze auf dem Fußboden und stieß ein leises Wimmern aus. Sein Haar klebte in nassen Strähnen auf der Stirn, und seine Brust verriet seinen schweren Atem. Alena schritt zum Fenster und riss es auf, um seine Ausdünstungen aus der Kammer zu vertreiben. Ihr Gemahl bot einen erbärmlichen Anblick, doch Alenas Mitgefühl hielt sich in Grenzen. Eher spürte sie so etwas wie Schadenfreude und schämte sich im nächsten Augenblick dafür. Gott würde sie strafen. Schnell betete sie das Vaterunser und bat den Herrn um Verzeihung. Dann kniete sie sich neben ihren Gemahl.
»Gotthardt, du solltest dich zu Bett legen. Bestimmt wird es dir bald wieder bessergehen.«
»Wilhelmina, meine Geliebte. Komm in meine Arme«, wisperte er und hob den Kopf. Seine glasigen Augen blickten durch Alena hindurch, als wäre sie aus Glas.
Als sie sah, wie er sich mit der Hand über den gewölbten Schritt strich, breitete sich Übelkeit in ihrem Magen aus. Sie glaubte, sich jeden Moment übergeben zu müssen. »Ich bin nicht deine Hure«, zischte sie erstickt. »Die schmort längst in der Hölle.«
Gotthardts Augen verengten sich zu Schlitzen. Die Hand, die gerade noch sein Geschlechtsteil geknetet hatte, schnellte vor und umfasste Alenas Handgelenk. Mit einem Ruck hatte er sie zu sich gezogen. Säuerlich breitete sich sein Atem vor ihrem Gesicht aus und ließ sie würgen.
»Ich brauche dich, Wilhelmina«, raunte er mit belegter Stimme.
»Ich bin nicht Wilhelmina. Ich bin deine Gemahlin. Sieh mich an!« Alena versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Doch je heftiger sie sich wehrte, desto fester drückte er zu. Ein dumpfer Schmerz tobte bereits in ihrem Handgelenk.
Als Gotthardt zur Antwort gegen ihren Widerstand ein tiefes Röhren von sich gab, krampfte sich ihr Herz vor Angst zusammen. Er verdrehte die Augen, bis sie nur noch das Weiße der Augäpfel sah. Offenbar hatte er den Verstand verloren und war zu einem Ungeheuer geworden. Schnaubend warf er sich auf sie und nestelte sein erigiertes Glied aus den Beinkleidern hervor.
»Nicht, Gotthardt! Bitte, ich erwarte doch unser Kind.« Sein ganzes Gewicht lastete auf ihrer Brust und raubte ihr den Atem. Sie versuchte, die Beine zusammenzupressen, zwischen die er sein Geschlecht schieben wollte.
Als
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