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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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Gebrechsherren, die aus der gesamten Bürgerschaft in den Rat der 49er gewählt worden waren. Nur Gotthardts Schwiegervater fehlte, da er sich immer noch auf Geschäftsreise befand. Den Vorsitz der Sitzung hatten die Bürgermeister von Cronenberg und de Groote inne, die mit mürrischen Gesichtern vor sich hin starrten. Durch die hohen Fenster wehte ein kalter Wind. Warum nur hatte sie niemand geschlossen?
    Gotthardt ließ sich auf seinem Platz bei den 44 Auserwählten der Gaffeln nieder und betrachtete den Wandteppich mit geflügelten Jungfrauen, Löwen und anderen Wesen. Alle hielten sie das Kölner Wappen mit den elf Flämmchen in der Hand oder Pfote. Gotthardts Gedanken schweiften zu Wilhelmina. Nur mit halbem Ohr vernahm er, dass Syndikus Hesselmann einen von Mockel erwähnte, der den Bürgermeister mit Trommelschlägen an verschiedenen Orten angeprangert hatte. Gotthardts Lider wurden schwer.
    Plötzlich erhob sich der Bannerherr der Gaffel von Ahren. Er richtete das Wort gegen die Bürgermeister und forderte eine verschärfte Inquisition. Ein Raunen erhob sich im Ratssaal, und Gotthardt unterdrückte ein Gähnen.
    »Erzähl, mein Sohn!« Die Mutter stand schon in der Eingangstür, als er die Stufen hinaufstieg. Ihre Wangen glühten vor Neugier.
    »Lasst mich doch erst einmal eintreten«, entgegnete Gotthardt missgestimmt. Seine Mutter raubte ihm in der letzten Zeit wirklich die Luft zum Atmen.
    »Ist etwas Ungewöhnliches vorgefallen?« Rasch nahm die Mutter ihm den Ratshabit von den Schultern.
    Als Gotthardt abwinkte, eilte sie voraus in die Bibliothek, in der auf dem Beistelltisch bereits zwei Gläser Wein warteten. Gotthardt ließ sich auf den Lehnstuhl daneben fallen. Dann nahm er den Hut vom Kopf, löste den Mühlsteinkragen und fuhr sich durch das Haar.
    Mergh reichte ihm ein Glas Wein und griff sich ans Herz. »Ich befürchte Schlimmes.«
    »Nein, nein«, entgegnete Gotthardt abwehrend und nippte an seinem Glas. »Der Rat hat beschlossen, die Inquisition zu verschärfen.«
    Merghs Unkenaugen wurden groß. »Was soll denn untersucht werden?«
    »Die Missstände im Rat. Was sonst?« Gotthardt zuckte mit den Schultern. Versonnen drehte er das Glas in den Händen und betrachtete die rote Flüssigkeit. Das Gespräch langweilte ihn, und er wollte zu Bett, um an Wilhelmina denken zu können.
    »Ach, du liebe Güte! Wen haben sie in die Inquisition gerufen?«
    »Verhorst, Honthumb, Beyweg und … lasst mich nachdenken … ja, Claeß ist auch dabei.«
    Geräuschvoll schnappte Mergh nach Luft und wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht. »Claeß? Nicht dass er herausfindet, wovon unser Steinmetz bezahlt wurde. Bei der Vorstellung wird mir angst und bange.«
    »Mutter, beruhigt Euch! Noch ist er ja auf Geschäftsreise. Außerdem wisst Ihr doch, dass Bürgermeister von Cronenberg nichts über mich kommen lassen würde. Und wenn die Inquisition doch Verdacht schöpfen sollte, besucht Ihr noch einmal seine Gemahlin und bringst ihr ein hübsches Geschenk.« Gotthardt nahm die Hand seiner Mutter und hielt sie fest. Ihre Finger waren eiskalt. »Wer soll uns schon etwas anhaben können?«
    »Du bist blauäugig, mein Sohn.« Unwirsch entriss Mergh ihrem Sohn die Hand, sprang auf und lief im Zimmer auf und ab. Bei jedem ihrer Schritte raschelte die Seide der karminroten Röcke. Hinter sich her zog sie die Duftwolke ihres Lavendelwassers. »Denk doch nur an diesen Rebellen Gülich! Sicher hat er sehr viel Einfluss in den Gaffeln. Außerdem soll er kein Blatt vor den Mund nehmen. Auch Claeß hält große Stücke auf ihn.« Sie schnalzte mit der Zunge. »Du kennst deinen Schwiegervater. Wenn er irgendwo Unrecht wittert, hält er seine Nase so lange in den Wind, bis er die Quelle ausfindig gemacht hat.«
    Gotthardt winkte ab. »Den Bürgermeister wird dieser Gülich nicht belasten können. Das werden einige der Herren zu verhindern wissen. Und auch Claeß ist nichts weiter als ein winziges Rädchen im großen Rad der Gerechtigkeit.«
    Ein verzweifeltes Auflachen quoll aus der Kehle seiner Mutter. »Unterschätze die Bürger von Köln nicht! Denk nur, was über die Unruhen in den Jahren 1482 und 1513 geschrieben steht. Ein Aufstand braucht nur die richtigen Anführer. Gülich ist ein Rebell, der weiß, wie er das Volk aufwiegelt. Du solltest ein Auge auf ihn haben, bevor er noch mehr Ratsmitglieder auf seine Seite zieht.«
    »Und was ist mit Claeß?« Gotthardt betrachtete seine Finger. Ein Kribbeln zuckte durch seinen Leib,

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