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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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Ännis Arme und weinte gemeinsam mit der Freundin.
    Nach einer Weile versiegte der Tränenstrom. Alena holte tief Luft, richtete sich auf und aß etwas von dem Grießbrei. Dann ließ sie sich von Änni beim Ankleiden helfen.
    Die Treppe schwankte unter ihren Füßen, und sie umklammerte mit der Hand das Geländer. Vorsichtig stolperte sie die Stiegen hinab. Als sie schließlich, von Änni gestützt, den Flur entlangschritt, öffnete sich die Tür zu Gotthardts Arbeitszimmer.
    Iven trat heraus. Sein Gesicht war rot, als hätte er zu nah am Feuer gestanden. In den grünen Augen funkelte der Zorn. Trotz ihrer Trauer spürte Alena eine angenehme Regung in ihrem Herzen. Als Iven sie anschaute, hellte sich sein Blick ein wenig auf, und ein zaghaftes Lächeln umspielte seine Lippen, das jedoch sogleich wieder verschwand.
    Er runzelte die Stirn und schaute sie besorgt an. »Geht es Euch nicht gut? Ihr seht krank aus.«
    »Mein Vater ist verstorben.« Alena blickte zu Boden.
    »Das tut mir sehr leid.« Iven fasste nach ihrer Hand und drückte sie. Wärme strömte durch Alenas kalte Finger und gab ihr mehr Trost als alle Gebete zu Gott.

10. K APITEL
    M ergh rieb sich mit den Daumen über die schmerzenden Schläfen. Die Beerdigung am gestrigen Tag war ihr wider Erwarten nahegegangen. Aber das lag nicht an der Trauer um Claeß, sondern an der Totenmesse, bei der der Priester voller Hochachtung für die Seele des Verstorbenen gebetet hatte. Mergh seufzte aus tiefstem Herzen. Sie war sich sicher, dass der Herr eine reine Seele wie die von Claeß mit offenen Armen empfangen würde. Als sie jedoch an ihre eigene Himmelfahrt dachte, krampfte sich ihr Herz zusammen. Hoffentlich blieb ihr noch lange genug Zeit, um ausreichend Buße zu tun. Mergh spürte, wie die Zuversicht zurückkehrte. Gewiss würde sich ein Priester finden, der gegen eine Zuwendung bereit war, ihr die Absolution zu erteilen. Zufrieden lehnte sie sich in dem Sessel nach hinten und verschränkte die Hände vor dem Bauch. Wenn nicht Gotthardt die Bibliothek betreten hätte, wäre sie eingenickt. Sie schreckte auf und sah, wie er sich ein Glas Weinbrand einschenkte, das er in einem Zug hinunterstürzte.
    »Was ist los, Gotthardt?«
    Ihr Sohn gab als Antwort ein lautes Rülpsen von sich.
    Mergh schüttelte verständnislos den Kopf. »Irgendetwas stimmt doch nicht. Sprich mit mir!« Sie richtete sich auf und setzte sich in Positur, bis sie wie eine Königin in dem Sessel zu thronen schien.
    Gotthardt schenkte sich erneut ein und ließ sich mit dem Glaspokal in der Hand neben seiner Mutter auf dem Boden nieder. Den Arm auf die Sessellehne gestützt, nahm er einen tiefen Schluck. Nachdem er sich mit dem Ärmel den Mund abgewischt hatte, begann er endlich zu sprechen.
    »Ich hoffe, dieser Roder hält dicht. Ganz geheuer war mir sein Gesichtsausdruck nicht, als ich ihm gestern gesagt habe, dass der Rentmeister auch weiterhin den Lohn zahlt.« Sein Blick verfinsterte sich.
    Mergh hob eine Augenbraue. »Dieses Würstchen. Das ist doch nur ein kleiner Steinmetz, der nicht weiß, wie er am nächsten Tag etwas zwischen die Zähne bekommt. Was will der uns schon anhaben? Behalt ihn einfach im Auge.«
    »Wahrscheinlich habt Ihr recht. Aber Gülich macht mir Sorgen. Sein Geschrei in den Gaffeln wird immer lauter. Es wird von Tag zu Tag schwieriger, ihn von den Sitzungen auszuschließen, da immer mehr Abgeordnete der Gaffeln hinter ihm stehen.« Gotthardt stellte sein Glas neben sich auf den Boden, zog die Stiefel aus und wackelte mit den Zehen.
    »Ja, das stimmt. Den Rebellen müssen wir auf jeden Fall im Zaum halten. Doch die Bürgermeister haben die Kaiserlichen auf ihrer Seite. Das beruhigt mich etwas.« Um ihrem Rücken Erleichterung zu verschaffen, rutschte Mergh wieder tiefer in den Sessel. Ein wenig wunderte sie sich schon über ihren Sohn, der sich doch sonst keine Gedanken machte. Nun war es ihre Aufgabe, ihm die Sorge zu nehmen. Endlich konnte sie eine ernsthafte Unterhaltung mit ihm führen.
    »Das bleibt abzuwarten. Noch ist keine Nachricht aus Wien gekommen.« In Gotthardts Stirn hatte sich eine steile Falte gegraben.
    »Der Herr meint es gut mit uns, mein Sohn. Sieh, unsere ärgste Sorge hat das Zeitliche gesegnet. Und dieser Gülich wird bestimmt nicht mehr lange Gehör finden.«
    Gotthardt sah sie entgeistert an. »Was redet Ihr da? Das klingt ja fast so, als wäret Ihr erleichtert über Claeß’ Tod.«
    »Erleichtert? Was für ein böses Wort.« Am Ärmel ihres

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