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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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als er einen schwarzen Punkt unter dem Daumennagel entdeckte.
    »Das werden wir noch sehen«, entgegnete Mergh, goss Wein in die unterdessen geleerten Gläser nach und nahm einen tiefen Schluck.
    Gotthardt jedoch stellte das Glas auf den Beistelltisch und verbarg seine Hände hinter dem Rücken, um den Dreck unter dem Nagel zu entfernen. Seine Mutter würde alles richten. Da brauchte er sich nicht zu sorgen.
    Änni grinste, als hätte sie einen Stein in Gold verwandelt. In der einen Hand hielt sie eine Pfeife und in der anderen ein Säckchen Tabak. Um ihre Schultern hatte sie gegen die Kälte einen wollenen Umhang gewickelt. »Komm, Leni! Wir schleichen uns in den Garten. Ich will unbedingt wissen, wie es ist, Pfeife zu rauchen.«
    Alena ließ von den Vorräten ab, die sie für den kommenden Winter zählte, und sah die Freundin entgeistert an. »Pfeife? Bist du verrückt geworden? Pfeiferauchen ist nur den Herren gestattet.«
    »Ach was, den Herren!« Änni verdrehte die Augen. »Wir lassen uns einfach nicht erwischen. Komm, wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen im Garten, wo uns niemand sieht, und dann probieren wir es aus.«
    Bei der Vorstellung, den aromatischen Rauch einzuatmen, fuhr ein Ziehen durch Alenas Bauch. Änni brauchte ihr gar nicht weiter zuzusetzen, damit sie einwilligte. Schon stellte sie den Topf mit dem getrockneten Salbei zurück in das Regal und nickte. »Na, dann komm! Lass uns Pfeife rauchen! Ich muss nur schnell meinen Umhang holen.«
    Das Grinsen in Ännis Gesicht hatte inzwischen ihre Ohren erreicht.
    Gemeinsam verließen die beiden Frauen die Speisekammer und liefen kichernd an Zilli vorbei, die in einem großen Kessel rührte. Immer wenn Änni bei ihr war, fühlte Alena sich so unbeschwert wie ein Mädchen.
    Doch kaum hatten sie die Küche verlassen, blieb Alena plötzlich wie versteinert stehen. Ein Bote stand in der Eingangstür und überreichte Mergh soeben eine Papierrolle, um die ein schwarzes Band gewickelt war. Gleichzeitig murmelte er etwas, was Alena nicht verstand. Ein heißer Blitz durchzuckte sie. Änni fasste nach ihrer Hand und drückte sie. Bitte, lieber Gott! Lass es nicht sein, dass Vater etwas zugestoßen ist! Um Alenas Brust spannte sich ein eiserner Ring.
    Mergh wandte sich zu ihr. Sie schob das schwarze Band von dem Papier, brach das Siegel und entrollte das Schriftstück. Mit erhobenen Augenbrauen überflog sie die Botschaft. Die Lippen aufeinandergepresst, schaute sie Alena an und schob dabei eine mitleidige Maske vor ihr Gesicht.
    Alena begann zu zittern. »Vater?«, wisperte sie.
    Die Lider gesenkt, nickte Mergh. »Es ist schrecklich! Die Herberge …«
    Alenas Knie wurden weich, die Wände um sie herum begannen, sich zu drehen. Änni umfasste schnell ihre Taille und schob sie zu der Treppe, auf die Alena sich wie ein nasser Sack fallen ließ. »Nein, nicht Vater! Nein!« Ihre Stimme verhallte wie in einem Nebelschleier. »Vater kann nichts geschehen sein. Es geht ihm gut.« Tränen stiegen auf und rollten über ihre Wangen. Mergh log. Sie wollte ihr nur Angst einjagen. So war es. Vater lebte!
    Die Schwiegermutter näherte sich. In der Hand hielt sie immer noch die Botschaft des Todes. »Nein, Alena. Es stimmt, der Herr hat ihn zu sich geholt. Du musst nun stark sein.«
    Alena sprang auf und funkelte Mergh zornig an. »Nein, Ihr lügt! Ihr wollt mich nur gefügig machen, bis Vater wieder da ist.« Sie riss der Schwiegermutter das Schreiben aus der Hand und entrollte es mit zitternden Händen. Die Schrift verschwamm vor ihren Augen, doch sie zwang sich zu lesen.
    Die Herberge in Venedig hatte Feuer gefangen, und ihr Vater hatte sich nicht retten können. Das war die Botschaft. In Alenas Ohren rauschte das Blut.
    »Glaubst du mir nun?« Mergh streckte die Hand nach dem Schriftstück aus.
    »Nein! Erst wenn ich seinen Leichnam gesehen habe.« Das Schriftstück verschwand unter Alenas Schürze.
    »Es ist nicht mehr viel von ihm übrig.« Mergh zuckte mit den Schultern. »Der Bote hat seine Gebeine in einer Holzkiste dabei. Sie befindet sich noch auf dem Wagen.«
    »Ich will sie sehen.« Alenas Herz schmerzte so sehr, als steckte ein Dolch darin. Der Gedanke an den Anblick, der ihr nun bevorstand, ließ sie taumeln. Doch sie fing sich schnell und schritt entschlossen zur Tür hinaus. Das Sonnenlicht stach in ihre Augen, und mit einem Mal überfielen sie rasende Kopfschmerzen.
    Der Bote lehnte mit dem Rücken an dem Karren und kaute auf einem Strohhalm. Auf der

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