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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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sterben. Nicht solange die Kleine mich braucht. Danke, Fyen. Danke, dass du mich nicht im Stich gelassen hast.«
    Die Tür öffnete sich, und Elsgens grauer Schopf kam zum Vorschein. »Ich habe einen Schrei gehört. Ist das Balg endlich auf der Welt?«
    »Ja, und es ist wohlauf«, gab Fyen mit Stolz in der Stimme zurück.
    »Pah, noch ein armseliger Fresser mehr auf dem Hof.« Die Verwalterin betrat mit zusammengekniffenen Augen die Kammer.
    »Noch nährt die Mutter das Kind.« Fyen erhob sich von dem Stuhl und baute sich in ihrer imposanten Fülle vor der Verwalterin auf. Verglichen mit ihr, erinnerte Elsgen an eine abgemagerte Krähe.
    »Ja, noch. Doch sobald keine Milch mehr aus ihren Brüsten fließt, muss es den Hof verlassen. Wir werden dafür sorgen, dass es in einem Kloster aufgenommen wird. Dafür wird Theres uns sicher dankbar sein.«
    »Elsgen, es reicht! Verschwinde endlich!« Fyens Miene verfinsterte sich, und es schien, als wollte sie die Verwalterin jeden Augenblick zur Tür hinausprügeln.
    »Das Balg wird mir dankbar sein, nicht in den Gassen aufwachsen zu müssen, wenn seine Mutter das Zeitliche gesegnet hat.« Hämisch zog Elsgen eine Augenbraue in die Höhe. »Aber was erzähl ich euch das? Ihr seid ja das Dreckfressen gewöhnt.«
    Fyen war drauf und dran, einen Filzschuh vom Fuß zu streifen, um ihn dem Weib über den Schädel zu ziehen, doch dann besann sie sich. Das würde Verbannung bedeuten, ein Leben irgendwo auf den Äckern vor Köln in einer erbärmlichen Holzhütte. Sie ließ sich stattdessen auf den Stuhl sinken und drückte Theres’ Hand. »Noch ist es nicht so weit. Lass uns nicht über ungelegte Eier streiten«, seufzte sie und schluckte ihren Zorn hinunter.
    Gotthardt schloss die goldenen Knöpfe seines Wamses, griff nach dem Kamm und befeuchtete ihn mit Wasser. Dann zog er vor dem Spiegel einen Mittelscheitel in sein Haar und kämmte es glatt zu den Ohren hinunter.
    Plötzlich sah er im Spiegel Wilhelmina hinter sich stehen. Er drehte sich freudestrahlend um und wollte sie in die Arme nehmen, doch seine Hände griffen ins Leere. Über seine Wangen rannen Tränen. Warum nur spielte sein Kopf ihm Tag für Tag diese bösen Streiche? Dafür konnten doch nur Dämonen verantwortlich sein. Anders vermochte er sich das nicht zu erklären. Mit voller Wucht brach der Schmerz über sein Herz herein. Kraftlos ließ Gotthardt sich auf das Bett fallen und starrte an die Zimmerdecke. Er wusste nicht, wie lange er dort gelegen hatte, als seine Mutter sich vor ihm aufbaute.
    »Gotthardt, die Sitzung! Du solltest längst im Rathaus sein. Hast du das vergessen?« Ihre Augen funkelten ihn zornig an.
    »Ich kann nicht, Mutter. Mir geht es nicht gut, das seht Ihr doch.«
    Mergh verdrehte die Augen. »Geht es etwa immer noch um diese Hure?«
    Gotthardts Miene verzerrte sich vor Schmerz. Er schob die Unterlippe vor, nickte und vergrub sein Gesicht in der Armbeuge. Sein Leib bebte vor Schluchzern.
    »Hör zu und sieh mich an, Gotthardt!« Mergh rüttelte so lange an den Schultern ihres Sohnes, bis er den Blick hob. »Warum weinst du diesem Weib nach? Sie hat dich mit Zauber in ihren Bann gezogen. Wenn du nicht bald mit dem Gezeter aufhörst, muss ich mich fragen, ob nicht die Dämonen bereits Besitz von deinem Geist ergriffen haben.«
    Ein gewaltiger Schreck fuhr durch Gotthardts Glieder. Er riss die Augen auf und starrte seine Mutter an. In den unkengrünen Augen blitzte es bedrohlich. Um seinen Hals schien sich ein Strick zu winden. Die Mutter durfte nichts von den Dämonen wissen, die ihn heimsuchten. Ein Leben in Gefangenschaft würde ihn erwarten, wenn sie sich in ihrer Sorge an den Erzbischof wandte. Priester würden versuchen, ihm die Dämonen auszutreiben, ihn fasten und in einer weihrauchgeschwängerten Kammer beten lassen. Die schreckliche Vorstellung brannte sich in Gotthardts Hirn. Nein, er durfte sich nicht so gehenlassen, wenn seine Mutter in der Nähe war.
    Gotthardt schluckte, rang um Fassung und sprang aus dem Bett. Für einen Augenblick taumelte er, doch dann stand er sicher auf den Füßen.
    »Hier, zieh den Ratshabit an, und sieh zu, dass du schleunigst zu der Sitzung kommst!« Seine Mutter legte ihm die schwarze Robe um die Schultern, pickte eine Fluse von seiner Brust und reichte ihm den hohen Hut.
    Gotthardt betrat als letzter der Herren den Saal, der von regem Gemurmel erfüllt wurde. In den langen Bänken vor dem Wandteppich saßen die Ratsmitglieder der Gaffeln sowie die 13

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