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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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nicht trauen zu können und dass ihr Verstand ihr einen Streich spielte. Regungslos vor Schreck, stierte sie auf das Haar des Säuglings, der gequält das Gesichtchen verzog. Der Flaum auf seinem Kopf war weiß wie das Haar eines Greises.
    Sie schluckte und schaute die Hebamme an. Diese durchtrennte mit gesenktem Blick soeben die Nabelschnur, packte dann hastig ihre Tasche und verschwand wortlos aus dem Zimmer.
    Hilflos schaute Alena ihr nach. »Bleib hier, bitte! Was ist mit dem Kind? Ist es krank?« Rasende Furcht ergriff von ihr Besitz. Zitternd am ganzen Leib, betrachtete sie wieder das weiße Haar, durch das die Kopfhaut rötlich schimmerte. Wie Spinnfäden , dachte sie, und die Kappesbäuerin kam ihr in den Sinn. Auch sie hatte solches Haar. Vielleicht war ihr Kind doch nicht so ungewöhnlich.
    Das Kleine begann, aus vollem Hals zu schreien. Alena wickelte es rasch in eine bereitgelegte Decke und presste es dann an eine ihrer Brüste. Rasch verstummte das Geschrei, und die winzigen Lippen schlossen sich um die dargebotene Warze. Ein Gefühl von Liebe strömte durch Alenas Leib. Da öffnete das Kind die Lider.
    Alenas Herzschlag geriet vor Schreck ins Stocken. Die Augen des Kindes waren ebenso rot wie seine Lippen. Angewidert entzog sie dem Säugling die Brust, woraufhin dieser erneut wie am Spieß brüllte. Warum hatte das Kind solch schreckliche Augen? Was hatte sie da geboren? Immer noch starrte Alena den Säugling ungläubig an. Warum nur strafte der Herr sie mit solch einem Geschöpf? Das Geschrei des Kindes wurde immer lauter. Um es zu beruhigen, legte Alena es wieder an ihre Brust und betrachtete es mit klopfendem Herzen.
    Plötzlich flog die Tür auf, und Zilli stürzte ins Zimmer. »Ich habe das Geschrei gehört. Sieh an! Das Kindlein ist da, wie wunderbar!« Abrupt blieb sie stehen und starrte auf das Köpfchen. »Es hat ja weißes Haar … wie ungewöhnlich«, stammelte sie.
    »Und rote Augen.« Alena schluckte gegen den Kloß in ihrem Hals an. Heiße Tränen liefen ihr über die Wangen.
    »Rote Augen? Bist du sicher?«
    Alena nickte schluchzend und schaute auf das Kind hinunter, das sich schmatzend an ihrer Warze festgesaugt hatte.
    »Hm, das ist noch ungewöhnlicher.« Zilli kratzte sich am Kopf.
    »Das hat bestimmt nichts Gutes zu bedeuten. Die Hebamme hat sofort die Flucht ergriffen«, schluchzte Alena. Die Furcht hatte sich inzwischen wie ein Strick um ihren Hals gewunden.
    Zilli ließ sich seufzend auf der Bettkante nieder. »Eine Laune Gottes. Mehr ist es nicht.« Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist es ein ganz besonderer Junge.«
    Ein Junge? Bisher hatte Alena gar nicht nachgesehen, ob sie ein Mädchen oder einen Jungen geboren hatte. Sie öffnete die Decke ein wenig und schaute zwischen seine Beine. Zilli hatte recht. Sie hatte einen Sohn geboren. Plötzlich dachte sie an die Nacht, in der er gezeugt worden war. Über ihren Rücken rieselten eisige Schauder.
    Das Kind ließ von der Brust ab und schaute sie mit seinen roten Augen an. »Der Satan ist bei seiner Zeugung in meinen Leib gefahren!«, schrie Alena auf, packte den Jungen und legte ihn unsanft zwischen ihre Beine. »Ich will es nicht! Ich will das Kind nicht!«
    Der Junge begann erneut, aus Leibeskräften zu brüllen.
    »Was redest du denn da?« Zilli schüttelte verständnislos den Kopf. Sie schnappte sich das Kind und wiegte es sanft, bis es sich langsam beruhigte. »Warum sollte Satan in deinen Leib gefahren sein? Du hast eine reine Seele. Er wählt nur Frauen aus, die sich von Gott abgewandt haben. Also rede nicht so einen Unsinn!« Der Gesichtsausdruck der Küchenfrau wurde weich. »Es ist ein wunderbares Kind. Du solltest stolz darauf sein, anstatt deinen Sohn zu verteufeln. So, nun nimm ihn, damit ich heißes Wasser aus der Küche holen kann. Schließlich müsst ihr beide noch gewaschen werden. Die Hebamme ist ein törichtes Hutzelweib. Ich habe nicht gesehen, dass sie davonlief, sonst wäre ich schon viel eher zu dir gekommen.« Zilli schüttelte erneut den Kopf und legte den Jungen behutsam in Alenas Arme. »Wie kann sie dir nur solche Angst einjagen?«
    Nachdem Zilli sie und den Kleinen gewaschen und ein neues Laken aufgezogen hatte, überfiel Alena eine bleierne Müdigkeit. Sämtliche Kraft war aus ihrem Körper gewichen, und sie konnte die Augen nicht mehr offen halten.
    »Versuche, etwas zu schlafen, Mädchen. Ich nehme den Kleinen mit in die Küche.« Zilli zog ihr den Jungen aus dem Arm und legte ihn in ein

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