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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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löchrige Laken stach das Stroh ihr in die Beine. Gabriel rührte sich, öffnete die Augen und schaute sie an. Zärtlich strich sie ihm über die Wangen und legte ihn zwischen ihre Beine, um ihn zu wickeln. Da lugte ein weißhaariges Köpfchen durch den Spalt des Scheunentors.
    Alena schenkte dem kleinen Mädchen ein ermutigendes Lächeln. »Wenn du willst, kannst du zusehen, wie ich Gabriel wickele. Komm ruhig näher.«
    Die Kleine ließ sich das nicht zweimal sagen und tapste in ihrem grauen Kittelchen zu Alena hinüber. Kichernd betrachtete sie Gabriel, der versuchte, sich die Faust in den Mund zu stecken.
    »Wie heißt du denn?«, fragte Alena, während sie ihren Sohn aus den Tüchern wickelte.
    »Billa. Und du?«
    »Ich bin Alena, und das ist Gabriel.«
    Das Mädchen konnte die Augen nicht von dem Kleinen wenden. »Gabriel ist hübsch.«
    »Hast du gern so weißes Haar?«
    Billa nickte. »Ja natürlich. Wenn ich groß bin, werde ich so schön wie Mutter.«
    »Das bist du jetzt schon.« Alena strich der Kleinen über das Haar, das so weich wie das Fell einer neugeborenen Katze war.
    Nachdem Alena den Kleinen gewickelt hatte, bat sie Billa, sich auf das Lager zu setzen. Das Mädchen gehorchte und schaute sie mit großen Augen an.
    »Möchtest du ihn halten?«
    »Darf ich das denn?«
    »Wenn du ihn gut festhältst, dann ja.«
    Billa breitete die Arme aus. »Und ob ich das tun werde.«
    Vorsichtig legte Alena dem Mädchen Gabriel in den Schoß, bereit, sofort nach ihm zu greifen, sollte Billa sich ungeschickt anstellen. Doch das war nicht nötig, denn Billa hielt den Kleinen sicher und schützend im Arm.
    »Du machst das wunderbar, weißt du das?«
    Die Augen des Mädchens leuchteten vor Stolz. »Ich hätte auch gern einen Bruder, der jünger ist als ich.«
    Die kleine Billa war der einzige Lichtblick auf dem Hof. Wenn sie Gabriel als Bruder annähme, bekäme er wenigstens von ihr ein wenig Liebe. Alena strich dem Mädchen sanft über die Wange. »Sie ärgern dich, hab ich nicht recht?«
    Billa presste die Lippen aufeinander. »Ja, besonders Frentz. Der kann sehr böse sein.«
    »Welcher von den dreien ist Frentz?«
    »Der mit den roten Haaren.«
    Alena lachte auf. »Aber alle deine Brüder haben doch rotes Haar. Ist Frentz der Älteste?«
    »Nein, der in der Mitte.«
    Gabriel öffnete die Lippen und wand sich in Billas Armen. Sofort war Alena zur Stelle und streckte die Hände nach ihm aus.
    »Was hat er?«
    »Ich glaube, er hat Hunger. Ich lege ihn lieber an die Brust, sonst wird er ganz laut schreien.« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, begann Gabriel tatsächlich, aus voller Kehle zu brüllen. Schnell öffnete Alena ihr Mieder, und als der Kleine die Warze mit seinen Lippen umschloss, wurde es augenblicklich still.
    »Von seinem Geschrei wird man auf Dauer sicher taub«, stöhnte Billa und schnitt eine Grimasse. Vorsichtig rutschte sie von dem Lager. »Ich muss nun Mutter helfen. Bestimmt gibt es bald Abendessen.« Sie rieb sich über den Bauch. »Ich decke den Tisch. Kommst du auch?«
    »Ja, gern. Aber zuerst muss Gabriel satt sein.« Ein liebes Mädchen, dachte Alena und schaute Billa nach, wie sie auf kurzen Beinen durch das Scheunentor nach draußen trippelte. Erst jetzt bemerkte sie, wie gut ihr die Ablenkung durch Billas Besuch getan hatte.
    Doch es dauerte nicht lange, bis die Sorgen zurückkehrten und sich schwer wie Blei auf ihr Gemüt senkten. Wie sollte sie bloß die Arbeit bei den Siechen verrichten? Es war unvorstellbar, für immer unter den kranken Menschen zu weilen. Was würde mit Gabriel geschehen, wenn sie sich ansteckte? Plötzlich musste sie an Änni denken. Ob sie schon von der Pilgerreise zurück war? Was mochte Gotthardt ihr und Mergh bloß erzählt haben?
    Die vielen Fragen, auf die sie verzweifelt nach einer Antwort suchte, strengten sie an, und Alena spürte, wie die Müdigkeit erneut von ihr Besitz ergriff. Matt ließ sie den Kopf zurücksinken und richtete den Blick auf die Holzbalken über ihr. Ob Änni nach ihr suchte? Die Freundin würde es sicher nicht ohne weiteres hinnehmen, dass sie verschwunden war.
    »Änni, bitte hilf mir doch!«, wisperte Alena mit tränenerstickter Stimme. Warum nur erlegte Gott ihr eine solch schwere Prüfung auf? Wenn sie doch nur mit einem Priester darüber sprechen könnte, aber das war unvorstellbar.
    Eine kleine Hand zupfte plötzlich an ihrem Ärmel. »Du wolltest doch zum Essen kommen.«
    Alena hatte nicht bemerkt, dass Billa die Scheune

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