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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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betreten hatte und nun vor ihr stand. Sie wischte sich die Tränen von den Wangen und lächelte gequält.
    »Bist du traurig?« Billa legte die kleine Hand auf ihre.
    »Ja, ein wenig.«
    »Aber warum denn? Du hast doch Gabriel.«
    Wie sollte Alena einem kleinen Mädchen bloß ihre Sorge erklären? Es wusste doch noch nicht viel von der Boshaftigkeit der Menschen. »Du hast recht, ich sollte glücklich sein. Doch das ist nicht immer einfach.«
    »Warum?« Billa steckte den Zeigefinger in die Nase.
    »Weinst du nicht manchmal, wenn deine Brüder dich ärgern?«
    Die Kleine dachte nach. »Doch, ja«, gab sie schließlich zögernd zu.
    »Siehst du. Genauso geht es mir nun. Mich hat auch jemand geärgert.«
    »Wer?«
    »Wartet deine Mutter nicht mit dem Essen?«, versuchte Alena nun, Billa abzulenken.
    »Ja, das stimmt. Und sie mag es gar nicht, wenn sich jemand zu den Mahlzeiten verspätet.«
    »Dann lass uns gehen.« Erleichtert, dass Billa nicht weiter in sie drang, erhob Alena sich von ihrer Bettstatt.
    Die Bäuerin schöpfte eine Suppe aus dicken Bohnen in die Holzschale ihres Mannes und reichte ihm einen Kanten Brot.
    Rasch schlüpfte Billa auf ihren Stuhl und hielt ihrer Mutter die Schale hin. »Nun ich«, krähte sie.
    »Zuerst deine Brüder!«, herrschte Mettel sie an.
    Alena stellte fest, dass auch für sie ein Napf auf dem grobgezimmerten Tisch bereitstand. Doch es fehlte eine Sitzgelegenheit. Allem Anschein nach gab es wohl keinen freien Stuhl mehr im Haus. Als sie sich umschaute, fiel ihr Blick auf ein Säuglingskörbchen, das neben dem Herd stand.
    »Ich habe den Korb vom Dachboden geholt. Leg deinen Sohn ruhig hinein. Dann kannst du in Ruhe essen.« Mettel fuchtelte mit der Schöpfkelle in der Luft über dem Topf herum. »Ach ja, neben dem Ziegenpferch steht noch ein Schemel. Geh und hol ihn dir.«
    Die Tücher in dem Körbchen waren sauber, und sogar ein kleines Kissen lag darin. Als Alena ihren Sohn darauf bettete, lächelte er im Schlaf, und ein Gefühl tiefer Geborgenheit ergriff sie. Welch kostbarer Augenblick des Glücks, dachte sie und verließ das Wohnhaus, um den Schemel zu holen.
    Nachdem die kleineren Kinder zu Bett gegangen waren, wuschen Alena und Mettel das Geschirr ab. Knütterhens saß mit dem ältesten Rotschopf am Tisch und erklärte dem Jungen, wie der Grünroggen einzuholen war.
    »Den Roggen wirst du schon selbst einholen müssen«, fuhr Mettel dazwischen.
    »Weib, was geht das dich an?«, brummte ihr Mann.
    »Martin wird in der nächsten Zeit für mich auf den Markt gehen.«
    Der Älteste schien davon nicht begeistert zu sein und starrte seine Mutter mit offenem Mund an.
    Knütterhens zog den Rotz durch die Nase. »Warum denn das? Hat dich etwa der Müßiggang befallen?«
    »Der Müßiggang? Sag mal, herrscht Irrsinn in deinem Oberstübchen?«
    »Wie sprichst du mit mir, Weib?« Knütterhens streifte einen seiner Filzschuhe von den Füßen.
    »Zieh nur den Schuh wieder an, oder er landet schneller im Feuer, als du auf deinen verkrüppelten Füßen laufen kannst.« Mettel tauchte die Arme ins Spülwasser. »Der glaubt wohl, nur weil ein junges Weibsbild im Haus ist, müsste er sich aufführen, als hätte er etwas zu sagen. Pah …«, brummte sie vor sich hin.
    Zähneknirschend zog Knütterhens den Schuh wieder über. »Martin wird mir bei der Arbeit fehlen. Warum soll er auf den Markt gehen?«, fragte er in kleinlautem Ton.
    »Weil ich mich um den kleinen Gabriel kümmern werde.«
    »Noch ein Fresser im Haus?« Knütterhens’ Stimme hob sich erneut.
    Alena knetete das Tuch in ihrer Hand. Wie hatte dieser Mann gerade ihren Sohn genannt? Einen Fresser? Nein, das brauchte sie sich nicht bieten zu lassen. Sie warf das Tuch ins Spülwasser, eilte zu dem Körbchen und hob ihren Sohn heraus. Mit zusammengekniffenen Augen blickte sie zu Knütterhens. »Er ist kein Fresser!«, stellte sie heftig fest.
    »So ist es! Sie hat recht«, keifte Mettel. In der Hand hielt sie eine Pfanne, bereit, sie ihrem Mann über den Schädel zu ziehen. »Wie nennst du unsere Kinder? Was fällt dir ein? Dir haben wohl die Ziegen ins Hirn geschissen.«
    Knütterhens rutschte auf der Sitzfläche seines Stuhls immer weiter nach unten, so dass er hinter dem Tisch langsam kleiner zu werden schien. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet, und seine Lippen zitterten in dem bleichen Gesicht. Plötzlich sprang er auf und eilte die Stiegen hinauf, als wäre ihm der Teufel auf den Fersen.
    Da öffnete sich sie

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