Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
Vom Netzwerk:
hallte durch das Haus hinauf bis in seine Schlafkammer. Gotthardt zog sich das Kissen über den Kopf. Die Sonne hatte noch nicht den Horizont erhellt. Warum nur weckte die törichte Magd mit ihrer schiefen Stimme das ganze Haus? Sie war doch sonst nicht so gutgelaunt. Eine üble Vorahnung beschlich Gotthardt. Seit Alena nicht mehr da war, hatte Änni stets eine leichenblasse Miene aufgelegt, sprach kaum ein Wort. Jetzt sang sie eine Melodie. Was hatte das zu bedeuten?
    Gotthardt schob das Kissen von sich, richtete sich auf und rieb sich den Schlaf aus dem Gesicht. Es galt herauszufinden, was Ännis Gemüt so erheiterte. Er ahnte es bereits, wollte sich aber mit eigenen Augen davon überzeugen. Nie und nimmer hatte Alena mit dem Dämonenbalg die Stadt verlassen.
    Sein Haar ließ sich kaum glätten, doch mit dem kalten Wasser aus dem Krug wollte Gotthardt nicht nachhelfen. Also setzte er sich den hohen Hut auf und stieg die Treppe hinab. In der Küche gab die neue Küchenfrau Eier in eine Pfanne und schien nicht zu bemerken, dass er an der Tür vorbeischlich. Ännis Gesang war mittlerweile verstummt. Er vermutete, dass sie bereits das Haus verlassen hatte, und trat vor die Tür. Soeben verschwand die Magd mit einem Korb in der Hand hinter der nächsten Häuserecke. Eilenden Schrittes folgte er ihr durch die westlichen Gassen Kölns.
    Als Änni nach einer Weile auf der Straße nach Aachen durch die Hahnenpforte die Stadt verließ, geriet Gotthardt ins Grübeln. Wenn die Magd auf dem Weg zu Alena war, dann weilte sie tatsächlich nicht mehr in der Stadt. Vielleicht aber traf sich Änni auch nur zu einem Stelldichein mit einem Bauerntölpel. Zweifel überfielen ihn. War es richtig, die morgendliche Verfolgung aufzunehmen? Doch nun hatte er bereits eine so lange Strecke des Weges hinter sich gebracht, dass es töricht wäre, an dieser Stelle umzukehren.
    Auf der Höhe von Melaten trat Änni durch das Tor des Leprosenhofes. Gotthardt vermochte sich beim besten Willen nicht zu erklären, was das zu bedeuten hatte. Er suchte sich eine Stelle, an der er über die Mauer blicken konnte. Von dort aus beobachtete er kurz darauf, wie Änni zu Alena eilte, die gerade einen Holzeimer an dem Brunnen füllte. Dann lagen sich die beiden Frauen in den Armen. Sein Scharfsinn hatte ihn also nicht getäuscht. Gut, dass er seinem Verstand gehorcht hatte!
    Gotthardt lachte verächtlich auf. Wie es schien, hatte Alena eine Stelle als Siechenmagd gefunden. Auf diesem Hof war sie bestens aufgehoben, und wenn er Glück hatte, erkrankte sie bald selbst an dem Aussatz.
    Zufrieden machte er sich auf den Heimweg. Doch je weiter seine Schritte ihn zur Stadt führten, desto mehr Zweifel überfielen ihn. Wo hatte Alena das Balg gelassen? Wenn die Dämonenbrut noch in der Nähe war, konnte sie mit der Macht seines Erzeugers jedes erdenkliche Unheil anrichten. Gotthardt trat der Schweiß auf die Stirn. Er blieb stehen und tupfte ihn mit einem Tuch ab. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als seiner Mutter alles zu gestehen. Sie würde gewiss einen Ausweg wissen.
    Gotthardt versuchte, das Zittern seiner klammen Hände zu unterdrücken. Doch es wollte ihm nicht gelingen. Dann hörte er Merghs Schritte auf dem Flur, und sein Atem beschleunigte sich. Wie würde sie reagieren, wenn sie die Wahrheit erfuhr? Er bangte um ihr Herz, da sie in letzter Zeit doch immer öfter die Hand auf ihre Brust legte.
    Die Tür öffnete sich, und Mergh trat ein. Die Falten auf ihrer Stirn verrieten, dass sie bereits Schreckliches ahnte. »Hier bin ich. Was gibt es so Wichtiges? Hat dieser Gülich etwa eine weitere Anklage gegen dich erhoben?«
    Gotthardt schüttelte den Kopf und griff nach der Karaffe mit dem Likör. Doch er stellte sie, ohne seiner Mutter etwas einzuschenken, wieder auf den Tisch, so sehr zitterten seine Hände.
    »Du machst mir Angst. Was ist geschehen?« Mergh griff sich ans Herz.
    Es hätte nicht viel gefehlt, und Gotthardt wäre aus der Bibliothek geflüchtet. Warum nur hatte er sich vorgenommen, ihr die Wahrheit zu beichten? Aber wie sollte er allein mit der Angst vor dem Dämon fertig werden? Mutter musste an seiner Seite stehen.
    »Gotthardt, nun sprich endlich, oder willst du, dass ich sterbe?« Ihre Finger gruben sich in seine Schulter.
    »Alena ist nicht tot. Sie lebt. Ich habe Euch belogen«, stieß er aus.
    Seine Mutter glotzte ihn an, als er wäre er ein Trugbild. In dem Zimmer herrschte ein Schweigen, das die Luft gefrieren ließ.
    »Sie ist nicht

Weitere Kostenlose Bücher