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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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sichtlich erleichtert.
    Für den Augenblick , fügte er in Gedanken hinzu und sah ihr nach.

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18

    Der zehnte Herzog von Bedford pflegte ein Hausmädchen, das
ihm am Nachmittag unabsichtlich über den Weg lief, auf der Stelle
zu entlassen, denn bis dahin musste alle Hausarbeit getan sein.
    Trevor May, The Victorian Domestic Servant
    Nathaniel hatte am Begräbnis eines alten Pächters teilgenommen und war auf dem Rückweg nach Fairbourne Hall. Jetzt grübelte er darüber nach, wie er einen fleißigen jungen Bauern finden konnte, der den Platz des alten Junggesellen einnahm. Wenn er hoffen wollte, sein Schiff je reparieren zu können, musste er unbedingt die Profitabilität des Anwesens erhöhen.
    Zu Hause angekommen, wollte er gerade das Wohnzimmer betreten, blieb jedoch auf der Schwelle stehen. Drinnen standen Hudson und Helen nahe beieinander am Balkonfenster, die Köpfe zusammengesteckt und über ein paar Papiere gebeugt, die Helen in der Hand hielt – Erledigungslisten, die vor dem Dienstbotenball noch abzuarbeiten waren, vermutete er. Seine Schwester trug ein hübsches grün und elfenbeinfarben gestreiftes Kleid, das er noch nie an ihr gesehen hatte, mit einer breiten Schärpe, die ihre schmale Taille betonte.
    Helen lächelte ihn an, als er zu den beiden trat. »Hallo Nate.«
    »Helen, täusche ich mich oder ist das wirklich ein neues Kleid?«
    Sie hob das Kinn. »Nein, es ist nicht neu. Aber ich gestehe, dass es aufgearbeitet wurde. Nora hat es gemacht.«
    »Nora?« Er betete, dass sie nicht sah, wie heftig sein Herz plötzlich schlug.
    Seine Schwester sah ihn misstrauisch an. »Das neue Hausmädchen. Du hast sie doch bestimmt schon gesehen!«
    »Äh … ja«, wand er sich. »Ich glaube, ich weiß, wen du meinst.«
    Hudson, dem sein Unbehagen auffiel, sagte beschwichtigend: »Sie sehen sehr hübsch aus in dem Kleid, Miss Helen, wenn ich das sagen darf.«
    Helen neigte den Kopf, geschmeichelt, aber auch etwas befangen. »Danke, Mr Hudson. Wenn ihr beide jetzt bitte aufhören würdet, mich anzustarren – wir müssen noch einen Ball planen …«
    Seine Schwester errötete, was ihr sehr gut stand. Seltsamer Gedanke, dass Robert Hudson der Grund für dieses Erröten war! Nathaniel wusste nicht so recht, wie er sich dazu stellen sollte. Es kam völlig unerwartet und war, so musste er sich eingestehen, doch ein wenig befremdlich, seine Schwester, von Kopf bis Fuß eine Lady, in so vertrautem Umgang mit einem Mann zu sehen, der immerhin sein Angestellter war.
    Er war sich noch nicht so ganz sicher, wieweit er das akzeptieren konnte.
    Aber vielleicht hatte er sich ja geirrt. Vielleicht hatte seine Schwester einfach ein wenig Rouge aufgetragen. Doch diesen Gedanken ließ er sogleich wieder fallen. Seine praktische Schwester würde sich nie mit etwas so Frivolem wie Kosmetika abgeben.

    Margaret stieg die Hintertreppe zum Dachgeschoss hinauf und tappte den Flur entlang zu ihrem Zimmer. Sie war todmüde und hoffte, sich eine halbe Stunde ausruhen zu können, bis es Zeit war, mit Fiona zusammen die Wäsche zu holen. Sie drückte die Tür hinter sich ins Schloss, nahm Schürze und Brille ab, setzte sich aufs Bett und zog die Schuhe aus. Da kratzte es an der Tür und noch bevor sie antworten konnte, stieß der Wolfshund sie mit dem Kopf auf, wie er es schon einmal gemacht hatte. Sie wusste nicht, was den Hund immer wieder in ihr kleines, dunkles Zimmer zog. Roch er vielleicht noch den Duft der Morgenwürstchen?
    »Ich bin zu müde, um mit dir zu spielen, Jester.«
    Der Hund winselte leise und trottete zu dem kleinen ovalen Teppich neben ihrem Bett, drehte sich ein paar Mal um sich selbst, legte sich hin und rollte sich zusammen, den Schwanz eingezogen, den Kopf auf die Vorderbeine gelegt.
    »Genau das werde ich jetzt auch tun.«
    Sie legte sich auf das gemachte Bett und zog sich die kleine Reisedecke über die Beine. Sie hatte gut dreißig oder vierzig Minuten, um sich auszuruhen. Welch ein Luxus!
    In Gedanken ging sie immer wieder die Begegnung mit Nathaniel Upchurch durch, als er sie in die Bibliothek befohlen hatte, um mit ihr zu reden. Er hatte gesagt: »Tritt näher … sieh mich an.« Und ihr Herz hatte so laut geklopft, dass sie sicher war, dass er es hörte.
    Dann war er dagestanden und hatte sie angestarrt. Einfach nur angestarrt. Es war entsetzlich unangenehm gewesen. Sie hatte schon befürchtet, dass ihre Verkleidung aufgeflogen war, und war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch zu

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