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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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das Bild zurück. »Vor paar Wochʼn war ʼn Mann hier und hat uns des Bildchen gezeigt. Soʼn Gesicht vergisst man nich.«
    Er blickte von dem Porträt zu ihr. Die Kaminuhr tickte einmal, zweimal, dreimal. »Nein. Das vergisst man nicht.«

    Nathaniel saß in der Bibliothek neben Lewisʼ Bett und erzählte Helen von Mr Tompkins Nachforschungen, als plötzlich die Tür aufging und Lewisʼ Kammerdiener eintrat, die Toilettentasche in der Hand.
    »Connor, da bist du ja. Wie ist es dir bei Mr Tompkins ergangen? Er war hoffentlich nicht zu streng mit dir?«
    Der junge Mann ließ den Kopf sinken. »Nein, Sir. Gut, Sir. Jetzt spricht er gerade mit Nora.«
    »Nora?«
    Der Kammerdiener sah überrascht auf. »Er sagte, Sie wüssten Bescheid. Hat gemeint, Sie hätten es ihm selbst vorgeschlagen.«
    Nathaniels Herz fing heftig an zu klopfen. Der Gedanke, dass Margaret mit diesem Menschen allein war, gefiel ihm gar nicht. Der Mann versuchte irgendwelche verborgenen Geheimnisse ans Licht zu zerren. »Ich … ja, das habe ich. Trotzdem, ich dachte, wenn er mit dir gesprochen hätte, wäre es nicht mehr nötig, auch noch Nora zu vernehmen.«
    »Und warum, Sir?«
    »Weil du dabei warst, natürlich, und sie nicht.« Er wandte sich an seine Schwester. »Helen, kannst du einen Augenblick mit mir kommen?«
    Sie legte ihre Näharbeit beiseite und stand auf, völlig unbesorgt. »Soll ich als Nächste befragt werden?«
    Er nahm ihre Hand und zog sie mit sich aus dem Zimmer und durch die Halle.
    »Nate, was ist denn los?«
    »Wahrscheinlich nichts, aber ich traue dem Mann nicht.« Oder dem, der ihn engagiert hat.
    Ohne anzuklopfen riss er die Tür des Morgenzimmers auf. Margaret stand am Tisch, bereit zu fliehen. Mr Tompkins saß ihr gegenüber und steckte gerade etwas in die Tasche, als sie hereinkamen.
    »Tut mir leid, Sie unterbrechen zu müssen«, begann Nathaniel, doch seine Stimme klang nicht im Geringsten nach einer Entschuldigung.
    Margaret drehte sich nach den Eintretenden um. Ihr Gesicht war rot, ihre Augen glänzten unnatürlich. »Sie kommen gerade recht. Ich wollte eben gehen.«
    Mr Tompkins erhob sich. Nathaniel sah, dass seine Schwester von Nora zu dem Mann und wieder zurück blickte.
    »Das will ich auch hoffen«, sagte Helen, scheinbar streng. »Du hast deine Arbeit jetzt lange genug liegen gelassen, Nora. Wirklich, Mr Tompkins, wir bezahlen unsere Dienstboten nicht dafür, mit Besuchern Tee zu trinken.«
    Der Mann stotterte: »Ich … ich bin nicht …«
    »Verzeihung, Miss Upchurch.« Margaret knickste rasch, warf Helen einen dankbaren Blick zu und eilte hinaus.
    Nathaniel hatte die kleine Szene interessiert beobachtet und sagte jetzt: »Das ist meine Schwester, Miss Helen Upchurch. Ich habe sie hergebeten, um …« Er zögerte. Er konnte ja schlecht sagen, »als Vorwand, um zu überprüfen, was Sie mit Margaret machen«. Stattdessen sagte er: »Um sie zu bitten, meine Aussage bezüglich des Morgens, an dem auf Lewis geschossen wurde, zu bestätigen.«
    Tompkins hob eine Braue; er sah Helen kaum an. »Wie … praktisch. Aber ich sagte Ihnen ja bereits, wie wenig Wert ich den Aussagen von Schwestern und Dienstboten beimesse.«
    Nathaniel fuhr auf: »Wenn Sie es wagen, die Ehrlichkeit meiner Schwester in Zweifel zu ziehen, werde ich …«
    Der Runner hob eine Hand. »Ah! Das berühmte Upchurch-Tem­ perament erhebt wieder einmal sein grimmiges Haupt. Ich frage mich, wie Ihr Bruder überhaupt so viele Jahre überlebt hat.«
    Nathaniel ballte die Fäuste und wollte zuschlagen.
    Doch Helen legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm und sagte in liebenswürdigem Ton: »Wenn Sie nicht augenblicklich verschwinden, Mr Tompkins, fürchte ich, werden Sie selbst nicht viel länger überleben.«

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
29

    Bonnet war ein Zuckerrohrpflanzer, der nicht das Geringste von der Seefahrt verstand. Er begann seine Piratenlaufbahn mit dem Kauf einer bewaffne-
ten Schaluppe auf Barbados und heuerte eine Piratenmannschaft an. Sein Beweggrund war möglicherweise, dass er seiner Frau entkommen wollte.
    The Pirate Encyclopedia
    Margaret flüchtete sich ins Souterrain, ihr Herz schlug noch immer wie rasend nach ihrem beunruhigenden Gespräch mit Mr Tompkins. War er wirklich zufrieden gewesen, hatte er ihr geglaubt, dass sie Nora Garret war, oder würde er wiederkommen? Margaret überlegte, ob sie Helen oder sogar Nathaniel von der seltsamen Befragung erzählen sollte. Wenn er gekommen war, um etwas über Lewisʼ Angreifer

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