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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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herauszufinden, warum hatte er dann ihr Porträt bei sich?
    Während sie über all das nachgrübelte, arrangierte sie mit zitternden Händen die Blumen in einer Vase. Anschließend trug sie sie hinauf ins Krankenzimmer. Sie ging leise hinein, weil sie damit rechnete, Helen und vielleicht auch Nathaniel vorzufinden, doch es war niemand im Zimmer außer Lewis Upchurch. Sie trat ans Bett, wollte die Vase auf den Nachttisch stellen und hätte sie beinahe fallen lassen.
    Lewisʼ Augen waren offen.
    »Margaret …?«, flüsterte er mit rauer Stimme. Er wirkte verwirrt. Seine Augen schlossen sich wieder.
    »Gott sei Dank«, flüsterte Margaret.
    Die Befragung war vergessen. Sie lief hinaus, um Helen und Nathaniel zu suchen.

    Nathaniel ging durch die Arkade und dachte über das Gespräch mit Tompkins nach – die unerwarteten Fragen, die der Mann gestellt hatte, und die erwarteten Fragen, die ausgeblieben waren. Die Andeutungen und Sticheleien, dass er, Nathaniel, womöglich selbst auf Lewis geschossen haben könnte. Doch sie waren ohne Nachdruck, ohne Überzeugung vorgebracht worden, als glaube er selbst nicht, was er da sagte. Das Ganze hatte gewirkt, als hätte er ihn lediglich provozieren wollen.
    Nathaniel hätte gern mit Margaret gesprochen. Er wollte sich vergewissern, dass alles in Ordnung war mit ihr, und wollte sie fragen, was der Mann von ihr hatte wissen wollen und warum sie so erschüttert gewirkt hatte, als er und Helen ihr Gespräch unterbrochen hatten.
    Er fand sie dort, wo er befürchtet hatte, sie zu finden: Sie kam gerade aus Lewisʼ Zimmer. Sie hatte gesagt, sie hege keinerlei romantische Gefühle mehr für Lewis – hatte da Nora gesprochen oder Margaret? Er hoffte, dass es für beide galt.
    »Ich habe Sie gesucht.« Sie strahlte ihn an. »Lewis hat gerade die Augen geöffnet.«
    Die Nachricht verlieh ihm neue Kraft; der Würgegriff um seinen Hals und seine Brust lockerte sich. »Gott sei Dank.«
    Alle anderen Gedanken erst einmal beiseiteschiebend, lief er an ihr vorbei ins Krankenzimmer. Margaret folgte ihm, blieb jedoch im Hintergrund, als er ans Bett trat und sanft den Arm seines Bruders nahm.
    »Lewis? Lewis, ich binʼs, Nate. Kannst du mich hören?«
    Lewisʼ Lider öffneten sich flatternd und schlossen sich wieder.
    »Lewis?«
    Lewis stöhnte. »Hör auf zu … schreien.«
    Nathaniels Herz machte einen Freudensprung, als er die Stimme hörte, die er für immer verstummt geglaubt hatte. »Lewis, du bist verletzt worden. Wer hat dir das angetan?«
    Doch Lewis drehte sein Gesicht zur Wand und reagierte nicht mehr auf seine Beschwörungen.
    Margaret trat an seine Seite und flüsterte: »Aber es ist trotz allem ein gutes Zeichen, nicht wahr?«
    »Ja.« Sein Herz klammerte sich an diesen Satz. »Ich muss es Helen sagen.«
    Margaret wollte sich gerade erbieten, Helen zu holen, da war er schon aus dem Zimmer gestürzt, wie ein Junge, der seiner Schwester eine wunderbare Überraschung mitteilen musste. Sie hörte, wie er in der Halle jemandem zurief: »Er kommt zu sich! Ist das nicht eine gute Nachricht?«
    Einen Augenblick später trat Connor ins Zimmer, die Toilettentasche in der Hand. Er fragte ungläubig: »Ist er wach?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nur ganz kurz.«
    »Hat er etwas gesagt?«
    »Nur Unsinn gemurmelt.«
    Er sah sie an. »Was für Unsinn?«
    » Meinen Namen «, dachte sie, aber sie sagte nur: »Er hat zu Mr Upchurch gesagt, er solle aufhören zu schreien.« Sie lächelte bei der Erinnerung daran, doch Connor seufzte nur.
    »Ich wünsche, ich wäre dabei gewesen.«
    Er stellte die Tasche auf das Nachttischchen. »Ich hätte schon längst nach ihm geschaut, aber du warst ja die ganze Zeit da. Und jetzt ist es zu spät, um ihn noch zu waschen und zu rasieren.«
    »Tut mir leid. Ich wollte nur ein paar Blumen reinbringen und dann …«
    »Hast du denn sonst nichts zu tun? Vielleicht sollte ich es allmählich Mrs Budgeon sagen.«
    Sie war fassungslos über seine scharfen Worte. »Mrs Budgeon hat mir doch selbst aufgetragen, mich um sein Zimmer zu kümmern. Du hättest dich durch mich doch nicht stören zu lassen brauchen.«
    »Bestimmte Dinge kann ich ja wohl kaum in der Gegenwart einer Frau tun, oder?«
    »Du hättest mich bitten können, kurz das Zimmer zu verlassen.«
    »Darum bitte ich dich jetzt.«
    Sein Gesicht war ganz rot, kaum eine Schattierung blasser als sein Haar. An seinem Kinn pochte eine Ader.
    »Gern, Connor«, sagte sie sanft. »Du brauchst nicht so gemein zu werden.«
    Sein

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